Christoph: Warum ich NICHT mit Ryanair fliege!

Gestern hat Tim einen Beitrag geschrieben, in welchem er beschreibt, warum er auch manchmal mit Billigfliegern fliegt. Hier hat er seine Meinung zu dem Thema sehr deutlich dargelegt und auch seine Gründe genannt, weshalb er dieses Jahr z.B. vier Ryanair Flüge absolviert hat. Während man wie immer geteilter Meinung sein kann, kann ich seine Entscheidung absolut nachvollziehen und möchte Euch dennoch heute beschreiben, warum ich NICHT mit Ryanair fliege!

Der ein oder andere wird jetzt vielleicht sagen: „Ja klar fliegst du nicht mit Ryanair! Du bist auch ein verwöhnter Sack, der eh nur First Class fliegt und anfängt nach Mama zu schreien, wenn der Champagner nicht perfekt perlt oder der Kaviar zu salzig ist.“

Nun, ich schreibe hier auf dem Blog viel über meine Flüge in der First und Business Class, aber bei weitem nicht alle Flüge finden immer in der ersten Reihe statt. Mir geht es in diesem Beitrag auch nicht um First Class vs. Economy Class Flügen, sondern darum, warum ich nicht Ryanair buche und fliege. Der Grund liegt einfach darin, dass jeder Mensch seine Grenzen zieht und ich ziehe meine Grenze bei Ryanair!

Ich fliege nicht mit Ryanair, habe aber nichts gegen Billigflieger

Um es offen zu sagen, ich habe kein Problem mit Billigfliegern an sich oder damit, dass Menschen mit ihnen billig fliegen wollen und können! Auch ich bin mit Hongkong Express dieses Jahr mit einem Billigflieger geflogen und fand meinen Flug noch nicht einmal schlimm.

Ich habe auch absolut kein Problem damit, dass das Servicelevel bei Billigfliegern deutlich niedriger ist, als bei anderen Airlines, wie z.B. bei der Lufthansa. Man erhält bei einem Billigflieger für 20 Euro Flugpreis nunmal nur den Flug und muss für Gepäck, Getränke, Sitzplätze oder eben sogar den Check-In am Flughafen bezahlen. Alles das finde ich völlig in Ordnung, denn man bekommt das, wofür man bezahlt hat: Einen billigen Flug.

Die Idee für 9 Euro von Deutschland nach Spanien oder Italien zu fliegen, finde ich auch mehr als verlockend und zu diesem Preis wäre ich auch bereit, schlechten bis keinen Service und eine Dauerwerbesendung im Flugzeug zu ertragen, allerdings bin ich nicht der einzige, der den Preis für einen Billigflug bei Ryanair bezahlen muss!

Warum ich NICHT mit Ryanair fliege

Es gibt wohl keine Airline in Europa, die mit fragwürdigeren Geschäftspraktiken auf sich aufmerksam macht, als Ryanair. Teilweise sind es nur fixe Marketing Ideen um in die Presse zu kommen, wie z.B. dass man Toilettengebühren einführen will und dann gibt es wieder Dinge über die der CEO von Ryanair, Michael O’Leary, nur sehr ungerne spricht: Das Personal und Subventionen.

Ryanair und Subventionen

Auch wenn Subventionen in der Luftfahrtindustrie alles andere als unüblich sind und wohl jede Airline (auch die Lufthansa) auf die eine oder andere Art Subventionen erhält, ist Ryanair eine wahre Subventionsheuschrecke. Man zieht fast von Flugplatz zu Flugplatz und greift hier neue Fördermittel ab.

Und es wird Ryanair auch nur all zu leicht gemacht, schließlich gibt es viel zu viele kleine Flugplätze und „Regionalfürsten“ die nur all zu gerne internationale Flüge und große Jets ab ihrem Flughafen starten und landen sehen. Die Passagiere bringen ja Geld und Arbeitsplätze in die Region.

Die Zeche für diese Subventionen zahlt am Ende die Allgemeinheit über ihre Steuergelder, ob man mit Ryanair fliegen will oder nicht und ob es Sinn macht, dass Flughäfen im Nirgendwo plötzlich einen Flug nach „quasi London“, „quasi Venedig“ und „quasi Barcelona“ haben.

Und wenn die Subventionen versiegen oder Marktbedingungen ändern, war Ryanair auch schon des öfteren all zu schnell an einem neuen Standort.

In Frankfurt erhält Ryanair für zwei Jahre massiv reduzierte Landegebühren, durch den Abzug der Lufthansa Airbus A380 hat dies die Region Theoretisch mehr Arbeitsplätze gekostet, als die neuen Verbindungen von Ryanair geschaffen haben.  © dpa /Andreas Arnold

Ryanair und der Umgang mit dem Personal

In den letzten Wochen und Monaten sind durch den Arbeitskampf viele Details über die Arbeitsverhältnisse bei Ryanair öffentlich geworden. Vielsagend für die Firmenpolitik ist, dass man jahrelang Tarifverträge und Gewerkschaften im eigenen Unternehmen bekämpft hat und dies auch immer noch zu tun scheint. Besonders kritisch sehe ich dies beim fliegenden Presonal im Cockpit und der Kabine.

Ohne hier zu sehr ins Detail gehen zu wollen, aber weder Piloten, noch Flugbegleiter wurden/werden bei Ryanair besonders gut bezahlt, was in sich nicht das Problem ist, allerdings sind sie meisten noch nicht einmal bei Ryanair angestellt. Vielmehr kommen die Flugbegleiter von einer z.B. Vermittlungsargentur, welche Flugbegleiter an Ryanair vermietet und Piloten sind teilweise sogar selbständige Unternehmer, welche von Ryanair angeheuert werden.

All dies dient dazu, Sozialabgaben wie Rentenversicherung und Krankenversicherungsbeiträge zu sparen, um so die Lohnkosten niedrig zu halten. Nicht dass dies schon perfide genug ist, durch dieses System sollen sich auch vermehrt Flugbegleiter und Piloten welche krank waren zum Dienst gemeldet haben, obwohl sie “ unfit to fly“ waren. Denn wer nicht fliegt, wird auch nicht bezahlt.

Gerade bei dem letzten Punkt wird es durchaus sicherheitsrelevant, denn wer will schon in einem Flugzeug sitzen, dass von einem Piloten geflogen wird, der Grippe hat oder in einem Notfall einen Flugbegleiter am Notausgang sitzen haben, der vor Fieber nicht mehr klar denken kann?

Und dass es Berichte von Piloten gibt, dass man dazu gedrängt wird möglichst wenig Sprit zu tanken, was schon mehrfach dazu geführt haben soll dass Ryanair Flüge einen Notfall wegen Spritmangel melden mussten, damit will ich jetzt garnicht anfangen.

Viele von Euch können sich sicher noch an die Ryanair Crew erinnern, welche am Flughafen in Malaga übernachten musste, da Ryanair es nicht geschafft hat, ihnen ein Hotel zu organisieren. Auch wenn das Foto selbst gestellt war, braucht man wohl kaum darüber diskutieren, dass es nicht in Ordnung ist, dass man eine Crew am Flughafen nächtigen lässt.

Kosten sparen und günstige Flüge anbieten ist schön und gut, aber Ryanair geht hier in meinen Augen einfach einen oder auch drei Schritte zu weit! Die Art und Weiße wie man mit seinen „quasi Angestellten“ umgeht, erinnert mich gerne an moderne Sklaverei und das einzige passende Wort, welches mir hierfür einfällt ist leider asozial, denn sozial geht sicher anders.

Dass ich mich bei einem Ryanair Flug auch nicht sicher fühlen würde, ist dann nur noch der Gipfel des Eisberges.

Warum ich NICHT mit Ryanair fliege | Frankfurtflyer Kommentar

Eigentlich wollte ich Ryanair hier auf dem Blog nicht so viele Beiträge widmen, denn für mich sind sie auch einfach nicht relevant, auch wenn 110 Millionen Passagiere im Jahr mit ihnen fliegen. Aber nachdem gestern Tim’s Beitrag so kontrovers diskutiert wurde, wollte ich meine Meinung auch einmal kundtun. Ich verstehe jeden, der keinen Wert auf Komfort legt und mit Billigfliegern fliegt (ich mache es unter Umständen auch!) aber bei Ryanair ziehe ich meine persönliche Grenze.

Jeder Mensch mag dies anders sehen. Der eine hat kein Problem damit, mit Ryanair zu fliegen, aber mit Kleidung von Primarkt, Eiern aus Käfighaltung oder Fleisch aus Masseviehzucht. Wieder anderen ist es völlig Egal, dass für das billige Fleisch und die Eier Tiere leiden mussten oder für das 1 Euro T- Shirt im dreier Pack ein Kind in Bangladesh arbeitet.

Für mich ist es sehr schwer zu verstehen, dass wir auf dem reichsten Kontinent der Welt eine Airline zur (nach Passagieren) größten Airline des Kontinents gemacht haben, die ihre Mitarbeiter auf eine Art behandelt, die nicht unseren „guten Standards“  entspricht und sogar dazu motivieren können im Bezug auf Sicherheit fragwürdige Entscheidungen zu treffen.

Aber es ist vermutlich der selbe Grund, warum wir fragwürdige Massentierhaltung, fragwürdige Kleidung und eben auch eine fragwürdige Airline haben: Es muss billig sein!

Wir leben auf dem reichste Kontinent der Erde: Wir können es uns leisten besser als das zu sein!  

13 Kommentare

  1. „Aber es ist vermutlich der selbe Grund, warum wir fragwürdige Massentierhaltung, fragwürdige Kleidung und eben auch eine fragwürdige Airline haben: Es muss billig sein!“

    Gute Zusammenfassung

    • Danke!

      Ich habe eigentlich überhaupt keine Beziehung zu Ryanair und trotzdem bin ich beim schreiben dieses Artikels fast ein wenig emotional geworden.

      LG
      Christoph

  2. Es gibt aber auch einen Busfahrer, eine Verkäuferin und eine Putzfrau, die auf 400 Euro-Basis arbeiten und sie können sich definituv keinen Flug mit der Lufthansa leisten, keine Bio-Lebensmittel und keine Jeans für 100 Euro. Oder sollen sich diese Menschen in Luft auflösen, weil sie so tolle heile Welt der Besserverdiener im schlechten Licht erscheinen lassen. War wäre, wenn der Autor des Artikels statt einen teuren Flug zu buchen, das Geld einer Netto Verkäuferin spendet. Das bringt mehr als sich über einen Billigflieger aufzuregen.

    • Hallo Andrej,

      Das was du hier anprangerst ist soziale Ungerechtigkeit und die entsteht genau dadurch, dass man akzeptiert, dass Menschen in fragwürdigen Arbeitsverhältnissen arbeiten (oder eben Tiere leben) um möglichst billig zu produzieren. Ich habe sehr klar geschrieben, dass ich nichts gegen Billigflieger an sich habe, aber gegen Ryanair und die Praktiken, welche nicht sozial verträglich sind.
      Ryanair ist nicht die Wohlfahrt, die der Welt billiges fliegen geben wollen, sondern ein Business, dass sozial unverträglich optimiert wurde und im letzten Jahr 1,4 Milliarden Euro verdient hat und das auf kosten der eigenen angestellten. Warum ist es O.K., dass die Kassiererin, Putzfrau und andere 400 Euro Kraft auf kosten der Ryanair angestellten und deren Sozialvorsorge günstig fliegt?

      LG
      Christoph

  3. Sehr gut zusammengefasst, Hauptsache billig, zahlen müssen immer andere.
    Ich werde auch nie mit Ryanair fliegen, selbst dann nicht, wenn ich Geld dafür bekäme. Ich habe leider beruflich mit denen zu tun, das reicht mir voll und ganz.

    • Ich denke gegen Billigflieger ist nichts einzuwenden, aber die Praktiken von Ryanair sind mehr als fragwürdig und für mich nicht mehr akzeptabel. Man stelle sich vor, dass Flugticket bei Ryanair würde statt 20 Euro 25 Euro kosten. Das ist immer noch billig, aber bei 110 Millionen Passagieren sind das über eine halbe Milliarden Euro. Damit könnte man problemlos den ca. 12.000 bis 15.000 Mittarbeitern eine vernünftige Sozialversicherung verschaffen bei fairen Gehalt.

      Oder aber man steigert den Gewinn des Unternehmens noch einmal um 50%…. Ryanair ist unsozialer Kapitalismus in Perfektion. Und das sagt jemand, der sich als Kapitalist versteht!

      LG
      Christoph

  4. Dass Ryanair nicht die branchenüblichen Arbeitsbedingungen erfüllt, ist allgemein bekannt. Und das ist nicht zu begrüßen. Die Frage, die sich mir stellt, ist, warum Bewerberlisten immer noch so gefüllt sind? Jedem Piloten und Flugbegleiter steht es in Europa doch frei, seinen Arbeitgeber fei zu wählen. Und in fast allen europäischen Ländern gibt es keine so elendbittere Not, dass man unbedingt bei Ryanair arbeiten müsste, um nicht zu verhungern. Das unterscheidet die Situation zu der von dir geschildertem Beispiel Primark. Mir ist nicht bekannt, dass Ryanair Kinder ausnutzen würde.

    Und lasse ich mich als Pilot bei Ryanair ausbilden und verpflichte ich mich für 5 Jahre, dann weiß ich das vorher. Vor ca 12 Jahren war ich auf der Suche nach einem Nebenjob und man bot mir für das Auffüllen von Rewe-Regalen 5 Euro. Ich bin lachend aus dem Vorstellungsgespräch raus. Diese Wahl hat man in Europa.

    Außerdem: Dass Premium Carrier wie Lufthansa so viel netter zu ihren Angestellten ist, kann nur ein frommes Wunschdenken von Fanbois des gelben Kranichs sein. Wieviele Pilotenanwärter sind finanziell ruiniert, weil die Ausbildung sie bei der LH über 70.000 Euro (!) kostet und LH jederzeit die Abschlussprüfung verweigern kann… https://www.zeit.de/wirtschaft/unternehmen/2017-03/pilotenausbildung-lufthansa-flugpersonal-billigflieger-konkurrenz

    Flugbegleiter bei der LH müssen Schikanen ertragen, weil Carsten Spohr völlig irrationale, emotionale Entscheidungen trifft. (Siehe ersten Kommentar: https://frankfurtflyer.de/lufthansa-will-in-muenchen-wachsen-und-kuendigt-drei-neue-langstrecken-an/)

    Konsequent wäre hier, Flüge generell zu meiden. Nur ist das genauso realistisch, wie nur selbstgenähte Kleidung zu tragen, da quasi ALLE Bekleidungsunternehmen unter fragwürdigen Bedingungen Kleidung herstellen lassen (auch Armani, Boss, Seidensticker, Esprit etc). Die verwendete Baumwolle sollte selbstredend selbstangebaut oder zumindest selbst überwacht worden sein. Alles Unsinn natürlich…

    Daher: Dass es als kleiner Mann heldenhaft sein soll, wenn man, statt für 20 Euro ein 400 Euro Flug-Ticket einlöst, finde ich lachhaft. Aber gern, wenn man soviel Geld zur Verfügung hat. Carsten freut sich.

  5. Hey Fans, frankfurtflyer ist weder ein Sozial-Kaufhaus noch das Kaufhaus des Westens. Die Welt an sich, ist nicht gerecht! Auch ich bin am Anfang gern mit Ryan Air für 1 Cent durch Europa geflogen. Dazu kam das Gefühl, hier zeigt es mal einer der „großen Lufthansa“. Doch die Euphorie kehrte sich bei mir schnell ins Gegenteil. Diese Flucht auf kleine Airports in der Pampa, immer mit der Subventions Pistole gegenüber der regionalen Politik im Anschlag, konnte einem schnell nicht mehr gefallen. Nun lässt das Management sie fallen wie “ heisse“ Kartoffeln.Es ging nie darum, dass die Verkäuferin oder die Krankensvhwester günstig von A nach B fliegen kann. Sondern genauso knallhart wie bei Lufthannsa (die übrigens auch gern bei Staatskohle früher die Hand aufhielt) & Co um knallharte Gewinnmaximierung. Da wir nun eimal in einer globalen Welt leben, steht es doch allen Menschen frei, welchem Flugbetreiber-Modell sie für sich auswählen. Mir geht MOL nur noch auf die Nerven. Schön, dass es sich die Angestellten o.g. Airline nicht mehr bieten lassen. Danke Christoph & Tim für eure beiden Meinungen.

    • Hallo Christian,

      Das mag richtig sein! Jeder zieht wo anders seine Grenzen und ich habe mich bei Ryanair dazu entschieden, insbesondere da es auch vor meiner „Haustür“ Stattfindet. Zwischen Qatar und Ryanair gibt es auch unterschiede, immerhin geht es in Qatar vor allem um Gastarbeiter (Bauarbeiter) aus Indien, Parkistan oder anderen Entwicklungsländern, ich will das nicht beschönigen, aber es ist ein Unterschied.

      Das hier ist meine Meinung, dass sie allgemein gültig oder auch richtig ist, kann am ende jeder selbst entscheiden.

      LG
      Christoph

  6. Also ich finde die Berichterstattung unfair. Wenn bei der Lufthansa gestreikt wird, wird nicht Lufthansa und das Geschäftsmodell in Frage gestellt. Und es gab reichlich Streiks in den letzten Monaten. Warum also wird das bei Ryanair gemacht? Piloten sind keine Idioten. Wenn es ihnen bei Ryanair nicht mehr gefällt, gibt es sicher andere 73 Cockpits, die auf sie warten.

    Der Autor würde sicher mit Emirates fliegen. Aber auch nur, weil er keine Ahnung hat. Wenn ein westlicher Kapitän mit einem arabischen 1st fliegt und der 1st beim Landen die Hände von Steuer nimmt, hart landet und danach sagt: Allah hat dieses Flugzeug gelandet. Was dann? In jeder normalen Airline würde der Kapitän einen Report schreiben und den Irren in den Simulator schicken. Bei Emirates? Traut sich kein Kapitän, so einen Bericht zu schreiben.

    Ich fliege gerne mal mit Ryanair. Zuletzt in einer neuen 738. You get what you pay for. Emirates? Ne danke.

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