Ärger mit dem Kartellamt: Lufthansa muss für Condor fliegen

Lufthansa und Condor verbindet eine Jahrzehnte lange gemeinsame Geschichte und auch nachdem man Condor vor über 20 Jahren an Thomas Cook verkauft hatte und damit einen Konkurrenten in Frankfurt bekommen hat, hat Lufthansa weiterhin mit Condor zusammengearbeitet und der Ferienflieger nutzte das Vielfliegerprogramm Miles&More, verschiedene Lufthansa Einrichtungen und vor allem auch Zubringerflüge von Lufthansa für Condor Langstrecken.

Nachdem Lufthansa nun aber wieder in das Ferienfliegergeschäft einsteigen will und mit Eurowings Discover hier eine eigene Airline aus der Taufe gehoben hat, passte die Zusammenarbeit mit Condor nicht mehr in das Konzept und man hat die Verträge mit der Airline aufgekündigt, was Condor natürlich vor erhebliche Probleme gestellt hat, denn man ist auf die Passagiere, welche mit Lufthansa Flügen zu den Condor Langstrecken kommen, angewiesen.

Hiergegen hat Condor unter anderem Beschwerde beim Kartellamt eingelegt und auch die Wettbewerbshüter sehen hier eine Benachteiligung von Condor und Lufthansa würde hier ihre monopolistische Marktmacht ausnutzen, was im Umkehrschluss bedeutet, dass die Wettbewerbshüter verlangen, dass Lufthansa weiterhin für Condor Zubringer anbietet.

Interessant ist hier auch die Begründung, denn man sagt, dass Passagiere von Condor Langstrecken eine durchschnittliche Anreise nach Frankfurt von 300 Kilometern haben und hier meist eine Bahnverbindung keine praktikable Alternative darstellt. Auch sei es Condor nicht möglich selbst Zubringerflüge aufzubauen, da es oft einfach an den entsprechenden Slots an den Flughäfen fehle.

Möglicherweise weitere Wettbewerbsverstöße von Lufthansa

Interessant ist, dass das Kartellamt auch noch weitere Probleme in den Verträgen zwischen Condor und Lufthansa sieht und zwar wohl auch an Stellen, wo sie Condor nicht angemahnt hatte. So sei der Zugang zu den Lufthansa Zubringerflügen für Condor nicht barrierefrei und man habe keine Zugang zu allen Buchungsklassen.

Dies ist wohl aus Sicht der Kartellbehörde eine unzulässige Benachteiligung von Condor und Lufthansa muss hier vermutlich nachbessern.

Condor selbst hat schon auf die vorläufige Entscheidung der Behörden reagiert und man kann nun auch wieder Lufthansa Zubringer Flüge über den 10. Mai 2022 hinaus zu Condor Langstrecken buchen. Ursprünglich hatte Lufthansa zu diesem Stichtag die Verträge mit Condor gekündigt.

Ärger mit dem Kartellamt: Lufthansa muss für Condor fliegen | Frankfurtflyer Kommentar

Man kann wohl sicher sagen, dass es nicht überraschend ist, dass Lufthansa kein Interesse mehr an einer Zusammenarbeit mit Condor hat, denn seit es Eurowings Discover gibt, ist man ein knallharter Konkurrent geworden.

Aufgrund der Monopolstellung der Lufthansa (welche man sich teilweise auch hart erarbeitet hat, indem man quasi jede andere Airline aus den eigenen Hubs verdrängt hat), wird man wohl aber auch nicht umher kommen, weiter mit Condor zu kooperieren, wenn man mit dem Kartellamt keinen großen Ärger bekommen will.

Für Passagiere ist dies aber eine sehr gute Nachricht, denn nachdem sowohl Condor, als auch Eurowings Discover nun vergleichbare Flüge anbieten können, wird man sich nicht über das Streckennetz, sondern über Service und Preis absetzen müssen.

5 Kommentare

  1. Die Begründung finde ich den absoluten Hammer, wo man von LH Seite rail und fly sogar von Berlin anbieten will. Und bei der Diskussion um Inlandsflüge. Wirklich sehr interessante Argumentation.
    Und dazu gut, dass es den Dämpfer gibt, denn LH hat eine ganz schöne Marktmacht im innerdeutschen Verkehr seitdem sie wieder fast allein unterwegs sind.

    • Bei dem fast alleine, kann man das fast eigentlich streichen. Es gibt wenn dann ja nur wenige Einzelstrecken die innerdeutsch von anderen Airlines geflogen werden.

      Und ja ich habe bei der Begründung auch geschaut, die wird in Berlin einigen nicht gefallen, aber sie ist natürlich sehr real. Wer 4 Stunden mit der Bahn zum Flughafen fahren soll, der fliegt halt über London, Amsterdam und Paris.

    • Rail and Fly..das absolut Letzte. Kriminelle mit Waffen auf den Bahnhöfen.
      Möchte nicht auf die Schienen geschubst werden. Wer hilft bei Grossgepäck? NIEMAND! Keine Lounge, Virenverseuchte Züge..damit sollen die Grünen reisen…deren Zahl wird sich dann wohl vermindern…

  2. Solange das Fluggepäck nicht direkt auch bei Bahnfahrten aufgegeben werden kann und dies ohne Zutun des Fluggastes in den gebuchten Flieger verladen wird ist rail and fly (oder Zug zum Flug) keine Alternative. Auch wenn der Flug durch Verspätungen der Bahn nicht erreicht wird, steht der Fluggast dumm da. Hinzu kommt dann die Fahrzeit der Bahn. Von Hamburg bis Frankfurt ist die Bahn eine Alternative, aber für München und andere Hubs ist die Bahn indiskutabel. Die Diskussion über innerdeutsche Flüge entbehrt nicht einer gewissen Komik. Allein die Stahlherstellung von Thyssen erzeugt vier Mal so viel CO2 p.a. wie der gesamte innerdeutsche Flugverkehr p.a.. Wenn Thyssen z.B. ausreichend Wasserstoff bekäme, könnte und würde das Unternehmen massiv den CO2 Ausstoß senken.

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