Airbus und Qatar Airways streiten nun vor einem Gericht in London

Qatar Airways gilt in der Branche als schwieriger Kunde und das nicht nur, da die Airline sehr anspruchsvoll gegenüber den Flugzeugbauern ist. Nun ist ein Streit zwischen Airbus und Qatar Airways aber so weit eskaliert, dass man sich vehement vor einem Gericht in London streitet. Dabei geht es um hunderte Millionen Euro, Rufschädigung und von Airbus stornierte Flugzeugbestellungen. 

Stein des Anstoßes war, dass man sich zwischen Airbus und Qatar Airways nicht über die Beseitigung von Lackschäden an inzwischen 21 Airbus A350-900 einigen konnte. Eigentlich sollte dies ein einfacher Gewährleistungsfall sein, doch der Streit ist inzwischen eskaliert. 

So gibt es bei einer Reihe von Airbus A350 Probleme mit der Lackierung, welche sich wohl teils vorzeitig löst. Hierbei ist nicht nur Qatar Airways von diesem Problem betroffen, sondern auch andere Airlines. Mit allen Kunden hat Airbus hier eine Lösung gefunden, bis auf Qatar Airways, welche in den Lackschäden ein Sicherheitsproblem sehen und die 21 Airbus A350 daher mit einem Flugverbot belegt haben. 

Gerade durch das Flugverbot entsteht natürlich ein enormer Schaden und Qatar Airways fordert daher von Airbus über 600 Millionen Euro an Schadensersatz, welche man bei Airbus nicht zahlen will. Dieser Fall ist inzwischen ebenfalls in einem eigenen Gerichtsprozess in London anhängig. 

Besonders interessant in dem Disput ist allerdings, dass man ihn sehr öffentlich austrägt und Qatar Airways hat vor kurzem ein Video mit den Lackschäden veröffentlicht. Diese sehen spektakulär aus, allerdings kann man hiervon nicht bewerten, welchen Schaden es tatsächlich gibt. Airbus sieht hier eine gezielte Rufschädigung durch Qatar Airways. 

Wirklich spektakulär wird es nun aber, da sich Qatar Airways aktuell weigert, weitere Airbus A350 zu übernehmen, bis eine abschließende Lösung gefunden ist. Hier gibt es zwei Airbus A350-1000, welche nicht von Qatar Airways übernommen wurden. 

Als Reaktion hierauf hat Airbus nicht nur die zwei Airbus A350 für Qatar Airways storniert, sondern vor allem auch die Order von 50 Airbus A321neo. Dass ein Flugzeughersteller eine solche Order von einem nicht insolventen Kunden storniert ist einmalig. 

Qatar Airways hat gegen die Stornierung der 50 Airbus A321neo nun geklagt, denn man habe für den Auftrag bisher nicht nur 330 Millionen Euro fristgerecht angezahlt, es sei auch ein gezielter Versuch Qatar Airways zu schädigen. So sagte der Anwalt von Qatar Airways, Philip Sheperd, laut „Reuters“ jetzt vor Gericht:

Sie wussten, dass sie damit eine Granate in unseren Bunker werfen.

Hierbei ist aktuell unklar, ob Airbus überhaupt das Recht hatte, die 50 Airbus A321neo Bestellungen von Qatar Airways zu stornieren, daher hat das Londoner Gericht vorerst die Vergabe der Lieferslots für die Qatar Airways Flugzeuge an andere Kunde per Einstweiliger Verfügung untersagt. 

Airbus argumentiert allerdings, dass man aufgrund einer Cross-Default-Klausel in den Verträgen über die Flugzeugbestellungen das Recht hätte diese Airbus A321neo Order zu stornieren, nachdem die Airbus A350-1000 nicht vertragsgemäß abgenommen wurden. 

Airbus hat allerdings in der vergangen Woche auch öffentlich bekundet, dass man bereit sei, sich mit Qatar Airways auch außergerichtlich zu einigen, allerdings gab es bisher keine öffentliche Reaktion hierauf seitens Qatar Airways.

Airbus und Qatar Airways streiten nun vor einem Gericht in London  |  Frankfurtflyer Kommentar

Der Streit zwischen Qatar Airways und Airbus ist ein einmaliger Vorgang und dass man diesen so öffentlich austrägt ist in der Branche absolut ungewöhnlich. Hierbei kann keine der beiden Seiten wirklich etwas gewinnen. 

Vermutlich werden früher oder später beide Seiten versuchen müssen sich außergerichtlich zu einigen, denn eine endgültige Entscheidung seitens eines Gerichtes in London könnte Jahre auf sich warten lassen. 

Hierbei ist die Sache vermutlich auch deutlich komplexer als man es sich oft vorstellt, denn die Vertragswerke zu einer Flugzeugbestellung sind unglaublich komplexe und umfassende Monstren, welche teils auch noch das Recht von verschiedenen Ländern berühren. 

Ich bin gespannt wie diese Geschichte weiter geht! 

1 Kommentar

  1. Bin auch sehr gespannt.
    Meine Kaffeesatzdeutung: Al-Baker sitzt die Pistole auf der Brust. Qatar Airways soll kein Dauerverlustbringer bleiben. Tamim bin Hamad Al Thani benötigt sein Geld andernorts dringender, auch, wenn momentan mit Flüssiggas viel Geld zu verdienen ist.

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