Boeing 737MAX Krise: Boeing CEO muss gehen und Boeing übergibt brisante Emails den Behörden

Boeing 737-Max-8.

Die Boeing 737MAX hat den Flugzeugbauer aus Seattle in die schwerste Krise seit Jahrzehnten gestürzt und inzwischen muss man auch Konsequenzen in der Chefetage ziehen, denn der Boeing CEO, Dennis Muilenburg, musste nun seinen Schreibtisch räumen. Hierbei könnte auch die aktuelle Anhörung vor einem Kongressausschuss eine Rolle spielen, denn Boeing hat letzte Woche neue brisante Dokumente an die Behörden übergeben.

Nachdem Dennis Muilenburg von einem Kongressausschuss mehrmals förmlich gegrillt wurde und sich das Grounding der Boeing 737MAX wohl noch mindestens bis Mitte nächsten Jahres hinziehen wird, war der Rücktritt des CEOs nicht weiter überraschend, allerdings setzt der sofortige Abgang durchaus ein Zeichen.

Muilenburg wurde zuletzt heftig und öffentlich von der FAA kritisiert und zurechtgewiesen und man musste die Produktion der Boeing 737MAX sogar vorübergehend stoppen, was man bei Boeing umbedingt vermeiden wollte. So war Muilenburg nicht mehr zu halten.

Zu Muilenburgs Nachfolger ernannte Boeing den bisherigen Verwaltungsratschef David Calhoun, er soll den Vorstandsvorsitz ab 13. Januar übernehmen. Bis dahin werde das Spitzenamt vorübergehend von Finanzchef Greg Smith ausgeführt.

Die neue Boeing Führung hat sich der totalen Transparenz verpflichtet und will den Boeing 737MAX Skandal komplett aufarbeiten. Nicht nur dass man die Wiederzulassung der Boeing 737MAX erreichen muss, auch die Aktionäre, Kunden und Passagiere müssen nach dem Trauerspiel des letzten Jahres wieder besänftigt werden.

Neue belastende Emails an die Behörden übergeben

Fast zeitgleich mit der Meldung des Rücktrittes von Muilenburg als Boeing CEO, wurden auch Medienberichte laut, dass Boeing neue, brisante Emails an die Behörden übergeben hätte. Über den genauen Inhalt ist aktuell noch nichts öffentlich geworden, allerdings wurde bestätigt, dass hier Datensätze als Beweismittel übergeben wurden.

Boeing schreibt hierzu:

Ton und Inhalt spiegeln nicht das Unternehmen wider, das wir sind und sein müssen!

Es wird daher darüber spekuliert, dass in den Dokumenten schon vor den Flugzeugabstürzen zweier Boeing 737MAX auf mögliche Fehler hingewiesen wurde und dass diese Bedenken von Vorgesetzten abgebügelt wurden um den Zeitplan einzuhalten. Auch wenn es keine Betätigung gibt, ein ähnlicher Chatverlauf eines Boeing Testpiloten ist vor wenigen Wochen öffentlich geworden und hat einige Fragen aufgeworfen.

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Der Boeing 737MAX Skandal wird für Boeing zunehmend zum riesigen Problem, welcher einer der schwärzesten Momente in der Firmengeschichte werden könnte. Ein derartig langes Grounding eines Flugzeugtypen gab es seit Jahrzehnten nicht mehr und es ist nur verständlich, dass dies den Kopf des Boeing CEO gekostet hat ist auch nicht weiters überraschend.

Wirklich interessant wird nun aber vor allem die Frage, in wie weit Boeing über die Probleme und Gefahren des MCAS wusste und man die Abstürze hätte verhindern können. Wenn Boeing hier wirklich Fehler am Flugzeug wissentlich akzeptiert hat, könnte die Boeing 737MAX zu einem Drama in der Firmengeschichte von Boeing werden.

Für den neuen CEO wird es nun auch spannend, wie schnell man die Zulassung für die Boeing 737MAX wieder gewinnen kann, wie schnell dann die Produktion und die Auslieferungen hochgefahren werden können und welchen Schaden die Airlines durch das Grounding genommen haben.

Es scheint inzwischen fest zu stehen, dass die Boeing 737MAX nicht all zu schnell wieder mit Passagieren fliegen wird, denn Airlines wie United Airlines planen die Boeing 737MAX bereits bis in den Sommer 2020 komplett aus.

6 Kommentare

  1. Der CEO sollte all seine Gehälter und Prämien an die Hinterbliebenen und Boeing retournieren!
    Ein Skandal das Missmanagement in dieser Grössenordnung keine finanziellen Konsequenzen hat-er ist ein Versager als Manager und Mensch!Wer so eine Kultur des Kapitalismus fördert auf Kosten von Menschenleben hat keine Rücksichtnahme verdient!
    Für mich kein Fluggerät „Max“ und 777-X auf Jahre.
    Guten sicheren Rutsch uns allen!
    Best
    Christian

    • Ich denke dass sollte man doch etwas reflektierter betrachten! Die Wahrscheinlichkeit ist sehr groß, dass Muilenburg nicht wusste, was in der Entwicklung der 737MAX abgegangen ist (sonst wird er dafür ins Gefängnis gehen!). Aber es gehört als CEO dazu, dass man für die Fehler andere die Verantwortung übernimmt und genau das muss er nun tun. Dies begründet auch die Gehälter und auf der anderen Seite kann man sagen, dass er seinen „Sauhaufen“ nicht unter Kontrolle hatte, denn es gab offensichtlich eine Reihe von Fehleinschätzungen und möglicherweise auch gezielten Fehlern.

      Den Schaden den das Image von Boeing aber genommen hat ist offenkundig enorm (siehe den letzten Teil deines Posts) genau dafür muss Muilenburg nun gehen.

      LG
      Christoph

  2. Nur gehen ist immer simple-zu simple Christoph!
    Die Konzernspitze gibt die Ziele vor, die Kultur, etc.bei allen Themen „6 setzen!“
    Greed ist keine gute Grundlage für Nachhaltigkeit.
    (Deutsche Bank/Bankenwelt generell-Vapiano-Boeing etc)

  3. MCAS ist ein Konstruktionsfehler Korrektur Tool.
    Denn: Das Konzept 737 ist alt, sehr alt.

    Die neuen sehr leistungsfähigen Triebwerke sind m.E. nicht geeignet das alte Konzept zu unterstützen.

    Boeing hätte die 737 komplett neu entwickeln müssen.
    Warum wurde aber nur Patchwork umgesetzt?

    Ich frage mich allen Ernstes was passiert wenn die 737 MAX wieder zugelassen wird und es dann zu einem weiteren „Unfall“ kommt.?

    Wie wird es denn auch tatsächlich Boeing machen wollen das Vertrauen in die MAX gegenüber den Besatzungen und Fluggästen wieder herzustellen?

    Ich fliege definitiv nicht mit einer MAX.
    War es alles nur aus Profitgier?

    Bin mal gespannt was sich hier noch entwickeln wird. Es ist die schwerste Krise für Boeing.

    Der Rücktritt von CEO Muilenberg war längst überfällig.

  4. Ich persönlich weiß nicht genau, ob ich nach einer erneuten Zulassung vorbehaltlos in eine MAX einsteigen würde. Ich bin Jahrgang 1970 und kann mich noch ganz dunkel daran erinnern, dass die DC-10 in den 1970er Jahren ein ähnliches Image bei den Passagieren hatte, wie vermutlich die MAX zukünftig, nach einer Wiederzulassung erhalten wird. Objektiv betrachtet war die DC-10 ein absolut zuverlässiges Flugzeug, welches allerdings auch einige, zum Teil fatale Kinderkrankheiten hatte. Ihr negativ angehauchtes Image konnte sie dennoch zeitlebens nie ganz ablegen. Es gibt daher Stimmen, die besagen, dass die DC -10 einer der Sargnägel der Firma McDonnell Douglas gewesen ist. Ich hoffe inständig, dass dies beim Boeing nicht der Fall sein wird, denn Monopole sind nie gut für die wirtschaftliche Entwicklung. Zum oben gesagten: ich bin nur einmal, 1999, in einer DC-10 (Northwest, falls die noch jemand kennt…?) geflogen, seinerzeit von Amsterdam nach Detroit. Und ich gebe zu, dass obwohl ich Luftfahrt Aficionado bin, mein Gefühl seinerzeit nicht das beste war…… auch wenn dies nicht repräsentativ ist, fürchte ich dennoch, dass dies zukünftig bei einer wieder zugelassenen MAX auch der Fall sein dürfte und sich die Airlines sehr genau überlegen werden, ob Sie zukünftig diesen Typ in die Flotte aufnehmen werden.

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