Condor fliegt medizinisches Equipment und Masken nach Deutschland

Der selbst tief in der Krise steckende Ferienflieger Condor zeigt derzeit Kompetenz in der Bewältigung der Coronakrise. Nachdem Condor bis vor kurzem noch im Auftrag der Bundesregierung im Ausland gestrandete Deutsche nach Hause flog, beweist die Airline nun auch Stärken in der Beförderung von Luftfracht. Ein Teil der Condor Flotte wird derzeit zwischen Europa und China eingesetzt. Ziel: medizinisches Equipment und Masken nach Deutschland bringen.

Condor fliegt medizinisches Equipment und Masken nach Deutschland | Condor führt ihre 767 aus

Wenn etwas derzeit in Düsseldorf fehlt, dann ist es Fluglärm. Ein typischer Tag am Flughafen Düsseldorf besteht aus ein paar europäischen Linienflügen von Eurowings und einer täglichen Verbindung mit KLM nach Amsterdam. Entsprechend kleines Fluggerät setzt zum Start oder der Landung an. Umso überraschter war ich am Montagabend, als die Turbinen einer größeren Maschine die abendliche Geräuschkulisse überdeckten. Ein Blick auf flightradar24.com verriet eine Boeing 767 mit der Registrierung D-ABUI von Condor, die just in dem Moment gestartet war. Ziel noch unbekannt.

Screenshot: flightradar24.com

Etwas später kam mir der ungewöhnliche Flug wieder in den Sinn und ich durchforstete den virtuellen Himmel auf flightradar24.com nach der Boeing 767 von Condor. Dabei landete ich zunächst bei einer anderen und dann noch einer weiteren 767. Beide aus der Flotte des Ferienfliegers Condor. Beide in Frankfurt gestartet. Und beide mit dem Ziel Almaty in Kasachstan. Unterwegs mit den Flugnummern DE860 und DE902. Ein paar Klicks später war dann auch wieder die D-ABUI mit der Flugnummer DE850 auf dem Schirm (ich hatte mir zuvor die Flugnummer nicht gemerkt). Mittlerweile stand auch das Ziel fest. Und auch für diese Maschine sollte es nach Almaty gehen.

Eine kurze Nachfrage in unserem Team sorgte für Aufklärung. Frederic hatte ebenfalls am Tag zuvor eine Condor Maschine gleichem Typs in Düsseldorf starten sehen und wusste, dass es sich um Frachtflüge handelt.

Condor fliegt medizinisches Equipment und Masken nach Deutschland | Drehkreuz Almaty

Condor führt seit einigen Tagen unter dem Hashtag #cargowithcondor Frachtflüge durch, mit denen medizinische Ausrüstung wie Masken, Schutzanzüge und Einmalhandschuhe aus China nach Deutschland geflogen werden. Dafür wurde ein eigener Hub im Ausland eingerichtet. Was bei der Rückholaktion deutscher Urlauber Phuket (HKT) war, ist in dem Fall der medizinischen Güter Almaty (ALA) in Kasachstan.

Auf unsere Nachfrage bei Condor erfuhren wir, dass Almaty auf Grund des notwendigen Tankstopps gewählt wurde. Ziemlich sicher gibt es jedoch noch einen weiteren Grund: Der Flug von Almaty nach Shanghai (PVG), wohin es im Anschluss weiter geht, dauert in etwa fünf Stunden. Das ist nur etwas mehr als ein Flug von Deutschland auf die kanarischen Inseln. Hier können Hin- und Rückflug notfalls von einer Crew durchgeführt werden, ohne dass die Crew in China in die Quarantäne muss.

Die Boeing 767 von Condor werden für die speziellen Cargo-Flüge nicht umgerüstet. Sitze werden nicht ausgebaut und somit bleibt die typische Bestuhlung erhalten. Die Fracht-Pakete werden auf den Sitzen fest verzurrt und reisen quasi Economy Class nach Europa.

Condor fliegt medizinisches Equipment und Masken nach Deutschland | Weitere Flüge geplant

Auch über die nächsten Tage hinaus sind weitere Condor Frachtflüge angesetzt. Derzeit plant Condor mit weiteren Flügen bis mindestens 5. Mai 2020. Allein in Düsseldorf sollen zwischen dem 27. April und 5. Mai 2020 siebzehn Flüge aus Shanghai landen. Besonders verkehrsreich wird der 3. Mai 2020, an dem vier Flüge Düsseldorf verlassen sollen.

Noch deutlich mehr Flüge sind ab und nach Frankfurt geplant. Und selbst nach Hannover hat es bereits Flüge gegeben, um den Volkswagen Konzern mit Masken zu versorgen.

Ähnliche Flüge führt neben Condor auch Lufthansa derzeit durch. Lufthansa zählt dabei auf Seoul als Zwischenstopp und setzt sogar Flugbegleiter auf ihren Cargo-Flügen ein.

Condor fliegt medizinisches Equipment und Masken nach Deutschland | Frankfurtflyer Kommentar

Bei all den negativen Schlagzeilen, die Condor derzeit auf Grund der gescheiterten Übernahme durch LOT ereilen, setzt die Airline regelmäßig positive Signale im operativen Geschäft. Condor war einer von zwei großen Playern bei den Repatriierungsflügen gestrandeter Urlauber aus dem Ausland. Nun reitet Condor auf der positiven Welle weiter, indem die Fluggesellschaft dringend benötigtes medizinisches Equipment nach Deutschland befördert.

Es wird heftig gestritten, ob die neuerliche Staatshilfe für Condor gerechtfertigt ist oder nicht. Derzeit sammelt Condor auf jeden Fall einige Sympathie-Punkte.

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