Das Aus für den Airbus A380 bei Lufthansa ist sehr wahrscheinlich

Foto: Lufthansa

Lufthansa muss kleiner werden und hierfür wird man mindestens 100 Flugzeuge frühzeitig aus der Flotte entfernen. Allerdings will man wohl besonders die Langstreckenflotte auf deutlich weniger Typen vereinheitlichen und nun deutet sich mehr und mehr an, dass besonders der Airbus A380, das einstige Flaggschiff der Lufthansa Flotte, nie wieder für Lufthansa fliegen könnte.

Nach Medienberichten von Bloomberg, welche sich auf Insiderkreise bei Lufthansa berufen, hätte der Lufthansa Vorstand diese Woche über die Strategie bei der Langstreckenflotte beraten und es sei wahrscheinlich, dass es schon bald eine Entscheidung gibt. So solle der Airbus A380 und die Boeing 747-400 als erstes final aus der Lufthansa Flotte entfernt werden.

Die Airbus A380 wurden nach dem Ausbruch der aktuellen Krise sehr schnell am Boden gelassen, allerdings plante man nur sechs Flugzeuge abzugeben und acht Maschinen weiter zu verwenden. Dies wird wohl nicht mehr der Fall sein. Die Boeing 747-400 war eigentlich für den Winerflugplan 2020/2021 fest eingeplant, allerdings wurde auch dieser Typ vor einigen Tagen aus dem Flugplan komplett entfernt, was uns auch schon über das Ende der älteren Jumbos bei Lufthansa spekulieren lies.

Keine Rückkehr aus dem Long Term Storage zu Lufthansa

Aktuell hat Lufthansa einen Großteil der Langstreckenflotte in das sogenannte Long Term Storage überführt. Hierbei werden die Flugzeuge für mindestens ein Jahr eingelagert und nicht mehr flugfähig gehalten. Hiervon betroffen sind alle Airbus A380, Airbus A340-600, Boeing 747-400 und fast alle Airbus A340-300.

Als man sich zur Einlagerung dieser Flugzeuge entschlossen hat, ging man noch davon aus, dass man Ende 2021 wieder mit der Inbetriebnahme einiger Widebodys beginnen kann. Dies wird nun wohl nicht mehr passieren, da man mit einer sehr langsamen Erholung rechnet, was die Langstrecken angeht. Das ist besonders auf die globalen Reisebeschränkungen zurückzuführen.

Lufthansa hat vor der Krise eine ganze Reihe von neuen Langstreckenflugzeugen bestellt, darunter noch 27 weitere Airbus A350-900, 20 Boeing 787-9 Dreamliner und 20 Boeing 777-9X. Anstelle die alten Flugzeuge aus der Einlagerung zurück zu holen, wird man sie direkt mit den neuen Maschinen ersetzen.

Dabei sind wohl nicht alle Flugzeuge für Lufthansa selbst gedacht und einige werden auch an Austrian Airlines und Swiss gehen.

Auch versucht man bei den Herstellern aktuell die Auslieferung der neuen Flugzeuge zu verzögern um sie langsamer als geplant zu erhalten, was die erwartete langsame Erholung wiederspiegelt.

Neue First- und Business Class könnte beschleunigt werden

Es ist kein Geheimnis, dass Lufthansa eigentlich schon dieses Jahr mit der Boeing 777-9X eine neue Business Class einführen wollte. Dies wird sich nun aber bis mindestens 2022 verzögern, wobei es dem Vernehmen nach die Option gibt, die neue Business Class auch mit einem anderen Typ, wie dem Airbus A350-900 einzuführen.

Der Vorteil der vorzeitigen Ausflottung vieler alter Jets ist auch, dass die neuen Flugzeuge direkt mit der neuen Business Class geliefert werden.

Durch den Wegfall der Airbus A380 und der Airbus A340-600 ergibt sich für Lufthansa allerdings auch das Problem, dass die First Class Kapazitäten fast komplett weggefallen sind. Durch die neue Flottenpolitik kann man das Luxusprodukt nur noch auf der Boeing 747-8 anbieten, welche aktuell das einzige Flugzeug ist, das über eine First Class bei Lufthansa verfügt.

Besonders für München bedeutet dies wohl den Wegfall der First Class auf absehbare Zeit, denn die Boeing 747-8 soll weiterhin komplett in Frankfurt verbleiben.

Lufthansa arbeitet wohl schon seit Jahren an einer neuen First Class, welche auch in den Airbus A350-900, die Boeing 787-9 und die Boeing 777-9X eingebaut werden kann. Hierbei soll es sich um ein neues Konzept handeln, welches wohl nur noch über vier Sitze in einer Reihe verfügen wird.

Wann und ob diese Kabine wirklich kommt ist jedoch unklar. Hier könnte schon in absehbarer Zeit eine Ankündigung kommen.

Dies könnte eine Design Studie für die neue Lufthansa First Class sein.

Das Aus für den Airbus A380 bei Lufthansa ist sehr wahrscheinlich | Frankfurtflyer Kommentar

Die aktuelle Pandemie führt zu enormen Verwerfungen in der Airlinebranche und wir werden wohl viele massive und auch schnelle Veränderungen sehen. Besonders der Airbus A380 wird ein großes Opfer sein, denn viele Airlines wollen den Riesen nun schnell los werden.

Aber solche Prozesse haben immer auch ein paar gute Seiten. So werden zum Beispiel die neuen Flugzeuge auch neue Kabinenprodukte bringen und hier teilweise eine deutliche Aufwertung.

Dass die Boeing 747-400 und der Airbus A380 nun aber höchstwahrscheinlich wirklich aus der Lufthansa Flotte verschwinden bedaure ich sehr, denn ich habe tolle Erinnerungen an Flüge mit diesen Flugzeugen.

6 Kommentare

  1. Das war leider absehbar. Aber nimmt man es einmal rein sachlich und emotionslos auf, dann ist das eine Modernisierung der Langstreckenflotte, welche die Lufthansa in dieser Konsequenz und Form noch nie durchgeführt hat. Ich könnte mir auch gut vorstellen, dass auch die 748 im Zuge der Einflottung der 779 die Flotte sukzessive verlassen werden. Es bleibt abzuwarten, ob ein Teil der bestellten 789 die 343 ersetzen werden, was im Hinblick auf die Cockpitcrews (779 & 789) durchaus Sinn ergeben würde. Auch gespannt bin ich auf die Entscheidung, ob Lufthansa einen Teil der 320 Familienorder in die XLR Variante umwandeln wird, um mit diesem dann kleinsten Langstreckenflugzeug zukünftig dünne Routen zu bedienen. Das würde meiner Meinung nach zu einigen Zielen an der Ostküste Nord-Amerikas sowie nach Indien, Afrika oder in die ehemaligen GUS Staaten durchaus Sinn machen.

    • Grundsätzlich kann ich deiner „sachlichen“ Analyse zustimmen, nur bei der 747-8 würde ich dir widersprechen. Die Tatsache dass die 747-8 Kernflotte bisher nie angerührt wurde und bisher noch nie überhaupt über eine Ausflottung gesprochen wurde (soviel jünger als die A380 sind die 748 nun auch nicht, daher ist das schon bemerkenswert), ist mindestens ein Zeichen dafür, dass die 747 einen Schutzengel in der LH-Chefetage hat. Ich denke, dass die 748 auch längerfristig das Flaggschiff der LH bleiben wird.

      • Die 747-8 hat im Gegensatz zum A380 eine sehr hohe Fracht-Kapazitaet und wird alleine deshalb schon sicher in der Flotte verbleiben.

        Wartung ist zudem deutlich guenstiger als beim A380, da die GE Triebwerke der 747-8 denen der 787 gleichen und somit auch in Zukunft ein Massenmodell bleiben werden. Beim A380 ist dies anders, bei ohnenhin schon kleinen Teilemengen und den anstehenden weltweiten Flottenschrumpfungen werden die Wartungskosten immer weiter ansteigen.

        Die Flottenpolitik von LH ist aber insgesamt mal wieder verwunderlich, eigentlich waere die 787-10 ein ideales Flugzeug fuer LH.

  2. Ich kenne natürlich die Kostenstruktur nicht. Trotzdem könnte ich mir vorstellen, dass man durch größeren Sitzabstand oder anstatt einer Handvoll PremiumEco halt 15-20 Reihen, oder noch mehr, PremEco einbaut. Also A380 insgesamt als Premium Produkt vermarktet und so mehr Umsatz und auch mehr Marge macht als mit der derzeitiger Bestuhlung. Gleichzeitig kommt man auch dem Wunsch nach mehr „Distanz“ im Flieger entgegen.

    Man kann die A380 doch nicht so einfach aufgeben ?

  3. Die Gesellschaften die den A380 halten. Sprich zb British die sogar aufstocken wollen werden am Ende der covid Panik einen Riesen Vorteil haben. Ich gehe davon aus (allein wenn ich in mein Umfeld gucke) das es nach covid eine steile erholungs Kurve geben wird mit der keiner rechnet. So viel Kapa wie dann gebraucht wird kann man gar nicht so schnell schaffen. Die Gesellschaften die diese dann haben werden die Gewinner sein.

    • Auch bei British steht der A380 mittlerweile auf der Streichliste. Im Zuge der Covid-19(84)-Hysterie wird die A380-Flotte zumindest schrumpfen, wenn nicht gar ganz eingestellt werden.

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