Frankfurtflyer 4-4-4 | First Class für einen Normalflieger

Für die meisten Leser hier dürfte ein Flug in der First Class etwas ganz Besonderes sein. Die Luxusklasse hat selbst bei Ultra-Vielfliegern einen gewissen Reiz, schon alleine weil die Verfügbarkeit limitiert, die Tickets meist ziemlich hochpreisig und Prämienplätze rar sind. Wer einen Sitz ergattert hat, darf sich schon vor dem Abflug auf exklusive Privilegien freuen.

Bei unserer Teamreise unter dem Motto „Frankfurtflyer 4-4-4 | Vier Autoren, vier Klassen, vier Sterne“ hatte ich das grosse Los gezogen und den Flug in der Lufthansa First Class ergattert. Als Interessierte der Fliegerei und Fans diverser Airlines könnt Ihr Euch sicher vorstellen wie riesig meine Freude darüber war, besonders weil ich kein wirklicher Vielflieger bin.

Vorfreude und Erwartungen

Obwohl ich schon Erfahrungen in der First Class hatte und auch das Lufthansa Produkt im vorderen Teil des Flugzeugs kenne, fühlte ich mich wie ein Neuling und war sogar ein wenig aufgeregt. Normalerweise kommt die erste Euphorie schon bei der Buchung, dann wenn ein Meilenticket verfügbar ist oder ein besonders günstiges Routing zusammengestellt werden konnte. Die Vorfreude kommt und wird bis zum Abflug immer grösser.

Foto: Lufthansa

Diesmal musste ich mich mit der Vorfreude etwas „beeilen“, da wir die Plätze in den vier verschiedenen Klassen der Maschine erst vor Abflug ausgelost und verteilt haben. Die Buchung sowie die Planungen haben wir schon einige Wochen vor dem Start in Angriff genommen, für die Auslosung blieb uns also nur die Möglichkeit die Bordkarten vor Abflug zu tauschen.

Wie das Flugerlebnis dann anschliessend wird, hat viel mit den eigenen Erwartungen zu tun- so zumindest meine bisherigen Erfahrung. Ich war im guten Glauben dass dieser Trip für mich etwas Besonderes werden wird und hatte gleichzeitig die Hoffnung dass nichts Unvorhersehbares das Abenteuer trübt. Es gab durchaus Gedanken dass einiges nicht rund laufen könnte und z.B. das Catering fehlt, der Abflug massiv verspätet wird oder die Crew keine Lust hat. Im Großen und Ganzen war ich aber ganz optimistisch und hoffte auf ein unvergessliches Erlebnis.

First Class Lounge & Terminal

Den ersten außergewöhnlichen Moment hatte ich als ich als ich nach der Ankunft des Zubringerfluges in Frankfurt kurz in die First Class Lounge bin um ein Glas Champagner zu trinken. Das Passagierterminal war überfüllt, die Menschen gestresst und die Umgebung unruhig. Dies änderte sich schlagartig beim Betreten der nahezu leeren Lounge und der warmen Begrüßung. Ich hatte mir die First Class Lounge zwar immer etwas anders vorgestellt, denn diese erinnerte mich von der Einrichtung zunächst an die benachbarte Business bzw. Senator Lounge- nur ohne Besucher.

Das große Getränkeangebot und der persönliche Service machten aber einen ungeheuren Unterschied, schnell war ich wieder bei einer etwas höheren Erwartung auf den anschliessenden Flug. Es blieb noch ausreichend Zeit und ich wechselte in das First Class Terminal, wo ich meine Kollegen getroffen habe. Auch dort herrschte das Gegenteil von Hektik, die Atmosphäre hat mir sofort gut gefallen.

Die persönlichen Betreuerinnen waren überaus charmant und machten einen sehr guten Job, eine der Servicekräfte im Restaurantbereich hatte aber heute leider keine gute Laune. Schon nach kurzer Zeit hatten uns den ersten unangebrachten Spruch eingefangen. Nachdem wir dann eine Weile vor unseren leeren Tellern saßen und die Gläser ausgetrunken waren, bin ich selbst zur Bar um Nachschub für mich und das Team zu holen. Dort gab es gleich den nächsten Spruch, was meine Stimmung aber nicht verderben konnte.

Ich musste trotzdem darüber nachdenken ob wir uns vielleicht unangebracht verhalten hatten, zu fordernd waren oder ein „Bitte“ vergessen haben. Doch nur wenige Momente später kassierte ein anderer Gast ein Augenrollen von der Bedienung, spätestens jetzt war klar wer sich hier unangebracht verhält. Die Mitarbeiter des Terminals lieferten hingegen einen wahrhaften First Class Service ab und gingen sogar mit unserem Wunsch des Downgrades professionell um.

Ein perfektes Flugerlebnis ist wohl auch in der First Class nicht möglich, kleine „Schönheitsfehler“ gibt es immer. Es kommt auch darauf an was man selbst daraus macht.

Der Flug

Auf dem Weg zum Flugzeug ging die Vorfreude nochmal richtig hoch und hielt lange an. Ich wurde sehr freundlich empfangen, hatte Smalltalk mit den anderen Gästen und einigen Crewmitgliedern, konnte mich in der Menü- und Weinkarte austoben, den bequemen Sitz auskosten und den Tagflug über den Atlantik so richtig geniessen.

Der Flug war von Anfang an etwas Besonderes, was hauptsächlich an der Crew und deren Umgang mit mir und den Mitreisenden lag. Bei Lufthansa kommen zwei Flugbegleiter auf acht Gäste in einer verhältnismäßig großen und abgetrennten Kabine. Ich weiß nicht wie schnell die Gewohnheit einsetzen würde, wenn ich jede Woche einen First Class Flug hätte. Ich musste darüber nachdenken wie es wohl so jemand wahrnimmt, der permanent hier sitzt.

Lufthansa First Class A340

Die Messlatte in Sachen First wurde in den vergangenen Jahren immer höher gesetzt, Emirates und Singapore haben Suiten mit geschlossenen Wänden, riesigen Monitoren und zahlreiche Spielereien etabliert. Dazu gehören sündhaft teure Spirituosen, eine noch bessere Crew-Gast-Ratio oder Limousinen-Service bis zur Haustür. All das gab es bei Lufthansa nicht und trotzdem war das Erlebnis First Class. Die detaillierte Review folgt Ende der Woche am Sonntag.

Frankfurtflyer Kommentar

Der Unterschied zwischen First und Business Class ist für mich gar nicht mehr so groß, beide Tickets erlauben Benefits am Boden, an Bord gibt es in beiden Klassen ein flaches Bett und gutes Catering. Der Preis für ein First Ticket ist hingegen meist um ein Vielfaches höher als ein Flugschein in der Business. Es bleiben überwiegend Kleinigkeiten die das teilweise lächerlich teure Ticket rechtfertigen sollen. Man darf noch mehr Gepäck mitnehmen, in eine noch bessere Lounge, hat noch mehr Platz und bekommt noch mehr Meilen.

Christoph verbrachte diesen Flug in der Economy Class und hatte sich für die Rückreise die Emirates First Class gegönnt. Obwohl er dieses Produkt gut kennt und bereits bei mehreren Airlines in der First Class saß, konnte er dies wieder sehr geniessen und hatte viel Freude an dem Flug. Woran liegt es, dass diese Reiseklasse so einen Zauber ausübt? Die Exklusivität? Die Betreuung? Ist es sogar der Preis?

Auch First Class ist nicht immer perfekt, mein Flugerlebnis war abschließend aber ziemlich nah dran, viele Details haben haben einfach gestimmt.

Hattet Ihr schon einen Flug in der First Class und wie habt Ihr diesen erlebt? Ist es Euer Ziel bald wieder First zu fliegen oder reicht Business Class vollkommen aus?

 

 

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17 Kommentare

  1. Also bei der LH liegen z.B. in der 747 die Business und die First vom Gebotenen so nah beinander, dass ich niemals einen Aufpreis bezahlen würde.
    Hatte im April das Vergnügen auf dem Rückflug aus EZE in die First upgeegraded zu werden und vom Hocker hat mich das jetzt nicht gehauen.
    Einzig die Schlafmöglichkeit finde ich in der First deutlich angenehmer als in der Business.
    Wobei ich das Platzangebot im Oberdeck der 747 überragend finde, solange niemand neben einem sitzt.

    • Da magst du in der Luft Recht haben, am Boden liegen zwischen Business-Lounge (oder SEN-Lounge) und z.B. FCT Welten. Wenn man natürlich nur 1 oder 2h Umstiegszeit hat oder von z.B. EZE aus abfliegt wo es keine vernünftige First-Lounge gibt dann würde ich auch nicht unbedingt den Aufpreis zur First zahlen.

      • Klar, das war ausschließlich auf die Luft bezogen.
        First Class Terminal war nach der Ankunft schon klasse, vor allem die heiße Dusche!
        Über die „Lounge“ am EZE muss man nicht reden…

        • So unterschiedlich können die Meinungen sein. Ich persönlich finde die F gerade wegen dem Schlafkomfort deutlich besser als die LH Business. In meinen Augen ist das eine andere Welt.

          • Hab ich doch geschrieben:
            „Einzig die Schlafmöglichkeit finde ich in der First deutlich angenehmer als in der Business.“
            Aber Service, Essen und Privacy sind in F oder C (zumindest im Oberdeck) annähernd gleichwertig

    • Ja, da bin ich ganz bei dir. In der First ist es noch mal angenehmer zu schlummern, dank einer Matratze und echter Bettwäsche. Auf den harten Business-Sitzen ist es trotz Auflage doch eher ungemütlich. Aber das ist sicher Jammern auf höchstem Niveau! Was den Service in der First angeht, so könnte ich auch getrost auf den Kaviar verzichten und beim letzten Flug bat ich die FB sogar mir das Dessert aus der Business zu bringen 🤪

      • Das mit der Auflage in Business war einmal.
        Diese wurde eingespart und gibt es nur noch auf ausgewählten Flügen.
        Durfte ich erst vor paar Tagen schmerzlich feststellen, Nachtflug MIA-FRA.
        Auf meine Frage hin schaute mich die nette Dame an und es war ihr sichtlich peinlich.
        Ich wurde auch gebeten es per Mail zu reklamieren, denn auf das eigene Personal hört man nicht.

  2. Die LH F stand sehr lange auf meiner Liste und mittlerweile habe ich auch genug Meilen um one way C und one way F für 2 PAX zu bezahlen. Leider sind die Verfügbarkeiten aktuell sehr schlecht und ich sehe auch keine baldige Besserung. Daher wird es wohl darauf hinauslaufen sie für C RT zu nutzen. Es kommt bestimmt in den nächsten Jahren Mal wieder ein F Sale ab BRU oder so und vielleicht passen die Daten, so dass man es buchen kann. Swiss F reizt mich auch sehr.

    Gruß
    Alex

  3. Danke für den Bericht. Ich bin auf die drei anderen gespannt.

    Ich selbst war noch nie in der LH F, ich hätte zwar die Meilen, denke mir aber, das Warten auf die neue First lohnt sich hoffentlich.
    Mein einziger Flug in einer First war mit Emirates von DXB nach FRA tagsüber und der war genial.

  4. FCT ist schon toll. Wenn man das gegenwärtige Chaos am Flughafen betrachtet, ist das FCT ein Segen.
    Leider -wie überall- gibt’s FAPs (Fehl am Platz)… 🤔 FCT – ich tippe auf … the barman ! Der hat nie gute Laune gehabt!
    In der Luft, ist LH FC nicht mehr was es einmal war. Das Catering ist einfach schrecklich geworden. War es der LSG Verkauf? Naja man kann sehr gut im FCT bzw. FCL essen. Dann braucht man nichts an Bord. Auch bei der Getränkewahl hörte man öfters ‚oops ist doch nicht geladen…..‘ Tja dann wozu die Karte? Fazit: Crews – Top aber der Carsten muss investieren. Geiz ist nicht geil.
    Christophe flog FC Emirates nicht LH zurück – wem wundert‘s?!

    • Also ohne ins Detail gehen zu wollen stimme ich bei Carsten muss investieren zu! Aber nicht nur in die First Class, sondern überall und auch in Personal…. Langes Thema.

      Ich finde die LH First Class aber immer noch gut und wäre auch mit ihr zurück geflogen, ABER an dem Tag hat sich LH mal wieder dazu entschlossen den Flug zu streichen und somit war das schon mal keine Option.
      24h Emirates First Class gegen 8 Stunden LH first….. Das war schon ein Umweg

  5. F/Cl ist für viele Vielflieger allein deshalb schon wichtig, um mit den ganzen Meilen etwas anfangen zu können! Damit kann man sich das Erlebnis First gönnen und hat wirklich einen Grund, Meilen zu sammeln. Weiter ist der Reiz der F/Cl für einige sicher die Abgrenzung zu den „anderen Passgieren“ und die Exklusivität, die immer noch mit dieser Klasse einher geht. Für manch Einen ist das wichtig und spielt die entscheidende Rolle, vor allem, wenn es nicht am nötigen Kleingeld mangelt – und von diesen Zeitgenossen gibt es doch noch mehr, als man denkt.

  6. Ich möchte mich meinen Vorrednern gern anschließen.
    Das First Terminal ist schon cool, aber ich schau lieber aufs Vorfeld und dieses ist der einzigste Punkt der mich stört. 😂
    Ansonsten genial.
    Aber im Flieger setzt sich die zelebrierte Klasse aus dem Terminal nicht fort. Hier habe ich so meine Erfahrungen gesammelt und solange Du nicht mit anderen Airlines vergleichst ist es toll.
    Sitze total abgerantzt und zum Teil durchgesessen. Die Auflage macht es etwas besser, deshalb lass ich sie mir immer sofort geben. Der Service, naja, kommt aufs Personal an, aber hatten schon 2x Pech gehabt. Wenn du 2x nachfragen musst nach deinem Getränk, dann ist es jammern auf hohem Niveau aber nicht einer First würdig,
    Der Bildschirm viel zu klein und von der Auflösung auch nicht der tollste.
    Auch wenn viele die Suiten bevorzugen, ich finde es eher angenehm wenn die Kabine vom Raumgefühl groß erscheint.
    Für mich persönlich hat die Swiss die beste First (aus der 777).
    Service immer Top, Essen ein Genuss, Sitz genial und Bildschirm riesig.

  7. Ich stimme zu, Swiss f ist bisher immer super gewesen und bleibt hoffentlich so. Das nicht nur in der Luft, sondern auch in der Lounge in zrh. Freue mich schon auf den nächsten Flug zrh nach jnb, leider erst im November.

  8. Da es ja von München aus mit First schwierig ist, habe ich in oder aus Richtung USA die Wahl in Frankfurt oder Zürich entsprechend umzusteigen.

    Das Swiss-Produkt gefällt mir deutlich besser, angefangen von Service über Bildschirm (schon fast zu groß 😎) bis zur Schiebetür.

    Und darüber hinaus ist Zürich zum umsteigen unschlagbar. Auch wenn die Lounge in letzter Zeit öfter mal grässlich voll war.

    Man sollte aber nicht zuviel darüber schreiben, nicht dass noch mehr auf die Idee kommen… 😇

  9. Ich konnte vor vielen Jahren einmal die First in der LH 747-400 erleben ! Wo zu jedem Sitz gleichzeitig am Fenster ein festes Bett vorhanden war ! Auf einem der längsten LH Flüge von Buenos Aires nach Frankfurt !!
    Im Vergleich zu heutigen LH First fand ich diese Platzanordnung wesentlich komfortabler !!!

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