Frankfurtflyer 4-4-4 Review: Lufthansa Economy Class in der Boing 747-8 in 2022

Die Lufthansa Economy Class auf der Langstrecke galt immer als die oder zumindest als eine der besten Optionen, um günstig über den Nordatlantik zu fliegen. Doch in den letzten zwei Jahren hat sich in der Luftfahrt einiges geändert und daher wird es nun mehr als Zeit, eine aktuelle Review der Lufthansa Economy Class auf Langstrecken von unseren Flug zwischen Frankfurt und Washington D.C. in der Boeing 747-8, dem Flaggschiff der Lufthansa zu veröffentlichen.

Dabei stammt diese Review von unserem Frankfurtflyer 4-4-4 Review Trip, bei welchem vier Autoren in allen vier Reiseklassen der Lufthansa auf einem Flug geflogen sind, um einen möglichst umfassenden Vergleich zu haben, was aktuell in den verschiedenen Klassen bei Lufthansa geboten wird.

Aufgrund der Vielzahl der Passagiere, welche in der Lufthansa Economy Class reisen, ist dies möglicherweise die bedeutendste Review der Serie und ich will neben dem aktuellen Stand der Lufthansa Economy Class auf Langstrecken auch immer wieder einen kleinen Vergleich zu anderen Airlines auf den Nordamerika Flügen machen.

 

Zu meinem Flug in der Economy Class bin ich übrigens wider Willen gekommen, denn wir haben die Reiseklassen direkt vor dem Flug ausgelost und ich habe meinen Business Class Sitz gegen den Economy Class Sitz einbüßen müssen. Wie unangenehm oder doch überraschend gut meine Erfahrung in der Lufthansa Economy Class dann war, werdet Ihr nun in dieser Review nachlesen können.

Lufthansa Economy Class in der Boeing 747-8 | Buchung und Flugdaten

In unserem gebucht Beitrag habe ich bereits detailliert beschrieben, wie wir alle Flüge dieser Reise gebucht hatten. Da wir durch den Wunsch einer Reise auf einem Flug in allen Reiseklassen an genau diesen Flug an diesem Datum gebunden waren, haben wir hierfür eine Cash Buchung vorgenommen.

Gekostet hat das Ticket mit dem Hinflug nach Washington D.C. und dem Rückflug ab Atlanta mit Lufthansa nach Deutschland 808 Euro, was aktuell ein recht guter Preis für Transatlantikflüge ist. Dabei kann man bei Lufthansa aber auch schon Hin- und Rückflüge in der Economy Class in die USA für unter 500 Euro ab Deutschland finden, wenn man nicht zur Hauptreisezeit fliegen will.

Buchen könnt Ihr bei Lufthansa direkt

Unser Flug hatte folgende Flugdaten:

Flugnr.: LH418
Sitz: 35H, Gang
Kabine: Economy Class
Buchungsart: Cash Ticket (800 Euro Round Trip)
Abflug (Tatsächlich): 13:10 (13:53)
Ankunft (Tatsächlich): 16:00 (16:01)
Reisezeit: 8 Std. 09 Min.
Typ: Boeing 747-8
Registrierung: D-ABYO
Alter: 8,5 Jahre

Lufthansa Economy Class in der Boeing 747-8 | Check-In 

Ich habe für den Flug den Online Check-In von Lufthansa genutzt, welcher auch gut funktioniert hat und meine Bordkarte konnte mir direkt ausgestellt und aufs Handy geschickt werden. Hierfür muss man vor dem Check-In die Passdaten eintragen und vor allem auch das Impfzertifikat für die Einreise in die USA hochladen. Anschließend funktionierte der Check-In bei mir wie immer.

Wer lieber am Flughafen einchecken will, der kann dies in Frankfurt mit einem Economy Class Ticket an den dafür vorgesehenen Automaten machen. Hierbei gibt es in der Abflughalle eine ganze Reihe von Self Check-In Schaltern, welche im Grunde nur die Online Check-In Maske abbilden und am Ende eine Bordkarte ausdrucken.

Auch wenn die Automaten sehr effizient sind und in einer guten Anzahl zur Verfügung stehen, kann es hier durchaus zu kleineren Warteschlangen kommen, wie auch direkt vor unserem Flug. Wirklich gravierend sind diese aber nicht.

Wer nun einen Koffer aufgeben will, muss dies ebenfalls an einem Automaten erledigen. Hierfür druckt man zuerst durch das Scannen der Bordkarte einen Gepäckanhänger aus, befestigt diesen am Koffer und legt ihn anschließend auf das Band eines weiteren Check-In Automaten.

Dabei gibt es an allen Automaten auch immer Personal, welches im Zweifelsfall helfen kann, wenn man Rückfragen hat. Lufthansa erwartet aber, dass man sein Gepäck weitestgehend alleine eincheckt, was auch sehr einfach ist, solange es keine Probleme gibt.

Dabei sind die Self Bag Drop Automaten durchaus eine effiziente Sache und trotz der aktuellen Reisewelle gab es hier keine Wartezeit.

Wer allerdings beim Check-In auf Probleme stößt (z.B. weil Dokumente verifiziert werden müssen), der wird nicht drum herum kommen mit einem Lufthansa Mitarbeiter zu sprechen. Hierfür gibt es in der Abflughalle in Frankfurt auch noch normale Check-In Schalter für die Economy Class, an welchen man allerdings durchaus mit Wartezeiten rechnen muss.

Generell sollte man wegen der aktuellen Situation im Sommer 2022 sehr viel Zeit mitbringen vor seinem Abflug und drei bis vier Stunden vorher am Flughafen eintreffen. Dies liegt weniger an den Wartezeiten am Lufthansa Check-In, sondern an den horrenden Warteschlangen an der Sicherheitskontrolle, welche aufgrund der massiven Personalknappheit bei den von der Bundespolizei beauftragten Subunternehmern entstehen.

Wir haben uns daher aufgrund der Ausnahmesituation dazu entschlossen, alle zusammen über das Lufthansa First Class Terminal unseren Flug anzutreten, was natürlich nicht normaler Bestandteil einer Reise in der Lufthansa Economy Class ist. Aber die aktuelle Situation am Frankfurter Flughafen ist auch nicht normal und wir wollten das Erreichen des Fluges für alle Autoren sicher stellen.

Lufthansa Economy Class in der Boeing 747-8 | Boarding 

Das Boarding für unseren Flug nach Frankfurt hat mit leichter Verspätung begonnen und wird wie bei Lufthansa nach Zonen organisiert. Hierbei dürfen zuerst die Gruppe 1 und 2, sowie die Preboardings an Bord gehen, was folgende Personengruppen sind:

  • First Class Passagiere
  • Business Class Passagiere
  • Familien mit Kindern
  • Passagiere welche länger zum Einsteigen benötigen
  • HON Circle Member
  • Senatoren
  • Star Alliance Gold Member
  • Passagiere mit Sitzplätzen an den Notausgängen, um das Handgepäck besser zu verstauen.

Wichtig zu beachten ist, dass Passagiere mit Star Alliance Silver und auch Lufthansa Frequent Traveller Status KEIN Priority Boarding nutzen dürfen, was immer wieder zu Diskussionen am Gate führt. Dabei werden während des Boardings von Gruppe 1 und 2 alle Bordkarten der Gruppe 3-5 radikal vom Boarding Gate abgewiesen.

Die Economy Class steigt mit den Gruppen 3-5 ein, wobei hier die Gruppen wie folgt aufgeteilt sind:

  • Gruppe 3: Fensterplätze und Premium Economy Class
  • Gruppe 4: Mittelsitze
  • Gruppe 5: Gangplätze

Durch diesen Boarding Prozess soll das Einsteigen beschleunigt werden, allerdings funktioniert dies nur, wenn beim Aufrufen der entsprechenden Gruppen auch alle Passagiere am Gate sind und sich an die Reihenfolge halten. In den meisten Fällen kommt es beim Economy Class Boarding zu einem gewissen Chaos, weshalb man recht schnell alle Gruppen bis Gruppe 5 öffnet, sobald das Priority Boarding abgeschlossen ist.

Auch gab es bei unseren Flug die Besonderheit, dass wir noch auf eine ganze Reihe von Anschlusspassagieren gewartet haben, was bedeutet, dass über einen recht langen Zeitraum immer wieder Passagiere eingetrudelt sind.

Wir wurden sehr entspannt aus dem Lufthansa First Class Terminal zum Flugzeug gefahren und sind hier erst angekommen, als das Boarding schon in vollem Gange war und die Boarding Gruppe 5 bereits einsteigen durfte. Entsprechend voll war die Kabine auch schon, allerdings konnte ich dennoch mein Handgepäck ohne Probleme direkt über meinem Sitz verstauen.

Frankfurtflyer.de Wandertag ;). 

Obwohl der Flug ausgebucht war, gab es überraschenderweise kein Problem mit dem Handgepäck und es musste nichts ausgeladen oder ein Platz in der Business Class gesucht werden. Dies ist gerade bei USA Flügen sehr unüblich, allerdings helfen hier die doch recht großen Staufächer der Boeing 747-8, welche im Verhältnis für jeden Passagier mehr Platz bieten, als z.B. in einer Boeing 787.

Lufthansa Economy Class in der Boeing 747-8 | Kabine und Sitz

Die Lufthansa Boeing 747-8 bietet in der Economy Class 244 Sitzplätze an, wobei man hier die übliche 3-4-3 Anordnung findet. Die Aufteilung der Economy Class in drei Abteile ist hierbei allerdings recht ungewöhnlich, denn nach dreieinhalb Reihen Economy Class, direkt hinter der Business Class, folgt die Premium Economy Class und anschließend noch einmal zwei Abteile in mit Economy Class Sitzen.

Eine Besonderheit in der Boeing 747-8 sind die letzten drei Reihen am Fenster, wo aus deiner 3er Reihe, nur noch eine 2er Reihe wird. Dies ist vielleicht für Paare die zusammen reisen interessant. Auch dass man durch die Krümmung des Rumpfes hier mehr Platz zum Fenster hat, schafft etwas zusätzliche Bewegungsfreiheit.

Allerdings muss man hier beachten, dass das Crewrest über den letzten Reihen der Economy Class ist, was dazu führt, dass es in der Mitte keine Overheadbins mehr gibt und somit Stauraum für das Handgepäck Mangelware ist.

Die Kabine machte auf mich beim Einsteigen einen sauberen und ordentlichen Eindruck und die Boeing 747-8 wirkt auch durchaus, anders als die alte Schwester Boeing 747-400, welche ebenfalls noch bei Lufthansa fliegt, sehr modern. Auf allen Sitzen war je ein kleines Kissen und eine Decke platziert.

Dabei sind vor allem Decken seit Corona kein Standard mehr bei USA Flügen und viele US Airlines geben diese nur noch auf Nachfrage in der Economy Class raus.

Auch wenn Ledersitze oft als hochwertiger angesehen werden, bevorzuge ich die Stoffbezüge, welche z.B. Lufthansa auch verwendet. Wenn man mehrere Stunden sitzt ist die Belüftung des Sitzes und somit auch des Rückens bei Stoffsitzen deutlich besser. Airlines verbauen übrigens gerne Ledersitze, da sich diese einfacher reinigen lassen als Stoffbezüge.

Mein Sitz, 35H, wirkte als ich angekommen bin schon ein wenig zerwühlt. Ob dies daran lag, dass sich hier schon einmal ein anderer Passagier gesetzt hatte, oder dass das Cleaning nicht ordentlich gearbeitet hat, kann ich nicht sagen. Allerdings waren, wie gesagt, meine Sitznachbarn schon an Bord.

Was mich nach dem Hinsetzen tatsächlich erst einmal sehr positiv beeindruckt hat, war der doch recht üppige Sitzabstand in der Lufthansa Economy Class. Ich hatte mit meinen 1,82 Metern noch ausreichend Platz für die Beine und habe eine gute Hand zwischen mein Knie und die Rückenlehne des Vordermanns gebracht.

Auch fand ich den Sitz auf dem acht Stunden Flug nach Washington D.C. für die Economy Class wirklich ausreichend bequem und durchaus gut gepolstert. Auch die verstellbare Kopfstütze und war angenehm. Lediglich die doch sehr große Box unter dem Sitz, in welcher die Technik für das Entertainment System ist, hat mich etwas gestört.

Der Sitz in der Lufthansa Economy Class lässt sich übrigens überdurchschnittlich weit nach hinten lehnen. Dies ist zum Schlafen oder Ruhen durchaus sehr angenehm. Um den Passagier hinter einem nicht die gesamte Beinfreiheit zu rauben, wird beim Zurücklehnen auch das Sitzpolster nach vorne geschoben. Allerdings kann man bei einem zurückgelehnten Sitz des Vordermannes z.B. keine Laptop mehr aufklappen um zu arbeiten. Daher fordern die Flugbegleiter auch beim Essensservice alle Passagiere dazu auf, ihren Sitz gerade zu stellen, damit der Hintermann angenehm essen kann.

Der Tisch am Vordersitz in der Lufthansa Economy Class ist in zwei Teile geteilt, sodass man ihn nicht immer komplett ausklappen muss, wenn man z.B. nur etwas trinkt. Zusätzlich gibt es noch einen sehr cleveren Getränkehalter.

In jedem Sitz ist ein Monitor verbaut, auf welchem die Passagiere verschiedene Filme, Serien, Musik und Spiele anschauen oder hören können. Dabei ist die Auswahl im Entertainment System bei Lufthansa okay und man findet auf jedem Flug irgendetwas, was man sehen will, allerdings ist die Auswahl auch deutlich geringer als bei fast jeder anderen Airline über dem Nordatlantik.

Gerade die US Airlines (United, Delta und American Airlines) haben hier ein deutlich moderneres Entertainment System und auch deutlich mehr Auswahl.

Auch hat mich bei dem Touch Screen Monitor sehr gestört, dass man unglaublich fest drücken musste, um einen Befehl einzugeben. Hier gibt es (auch bei Lufthansa in anderen Flugzeugen) deutlich modernere und bessere Monitore.

Ein wenig irritiert hat mich eine Toilette im hinteren Teil des Flugzeuges, welche ab Start als „Out of Service“ gekennzeichnet war. Ein befreundeter Flugbegleiter meinte zu mir, dass es vermutlich als „Crew Toilette“ verwendet wurde, was ich anhand des einseitig gelösten Siegels auch für wahrscheinlich halte.

Bei einer komplett ausgebuchten Boeing 747-8 und den ohnehin schon knapp bemessenen Toilettenkapazitäten in der Economy Class würde ich so etwas als äußerst uncool ansehen, wenn man den Passagieren die Toiletten wegnimmt, damit man „in Ruhe Hände waschen kann“, um noch einmal meinen Freund zu zitieren. Ob es nun wirklich so war oder ob die Toilette wirklich kaputt war kann ich natürlich nicht sagen, beides wäre aber nicht gut.

Unser Push Back vom Gate startete dann mit etwa 45 Minuten Verspätung (welche im Flug wieder aufgeholt wurden) und ich konnte bei allen geöffneten Vorhängen in der Kabine noch einmal einen Blick nach vorne werfen, wo Robert das High Life der First Class genießen durfte. 

Lufthansa Economy Class in der Boeing 747-8 | Catering und Service 

Als ersten Serviceschritt wurden in der Economy Class Kopfhörer noch vor dem Start verteilt. Diese sind inzwischen kleine, sehr billige In-Ear Kopfhörer, welche zwar ihren Zweck erfüllen, aber weder eine gute Klangqualität haben, noch bequem zu tragen sind.

Auch wenn Lufthansa mit diesen Kopfhörern dem Trend der Branche folgt, die alten Over-Ear Mehrwegkopfhörer waren einfach besser.

Ich nutze daher immer meine Bose QuietComfort 45 kabellose Noise-Cancelling-Bluetooth-Kopfhörer in Verbindung mit einem Twelve South AirFly Pro Wifi Adapter, mit welchem ich das Inflight Entertainment kabellos genießen und mich gleichzeitig von Umgebungsgeräuschen abschirmen kann. Bei den vielen Babys in der Economy Class fand ich die Kopfhörer auch sehr angenehm, wobei ich hier explizit nicht den Kindern einen Vorwurf machen will, denn man kann sich ja mit solchen Kopfhörern auf diese Situation vorbereiten.

Ein heißes Tuch gib es in der Lufthansa Economy Class seit Corona leider nicht mehr und ich gehe auch nicht davon aus, dass es noch einmal zurück kommt. Dafür wurde seit neustem auch das Desinfektionstuch offensichtlich eingespart, welches Anfang 2020 die Saunatücher ersetzt hat, zumindest hat es keines zu mir geschafft, weder beim Einsteigen, noch nach dem Boarding.

Recht kurz nach dem Start hat die Crew dann auch mit dem Service begonnen, was in der ersten Runde ein Cocktail Service bedeutet. Allerdings bedeutet Cocktail bei Lufthansa leider nur noch Bier, Wein und Sekt, denn die eigentlichen Cocktails müssen in der Economy Class nun bezahlt werden. Oder besser müssten, denn das Buy on Board war auf unserem Flug NICHT geladen.

Selbst gegen Geld hätte man auf diesem Flug in der Economy Class keinen Cocktail beim Cocktailservice bekommen. 

Entsprechend habe ich mich mit Cola und Wasser begnügt, welche ohne jegliche Snacks wie Nüsse oder Salzbrezeln gereicht wurde. Diese wurden wegen Corona auch gestrichen und ist nicht mehr zurück an Bord gekommen. Schade, denn alle anderen Airlines auf den Nordatlantikflügen welche mir einfallen, können es natürlich wieder. Eine klassische Sparmaßnahme von Lufthansa.

Etwa 30 Minuten später wurde eine zweite Getränkerunde gestartet, diesmal zum Essen, welches etwas später stattfand. Diesmal habe ich ein Wasser und einen Rotwein bestellt und dann noch kurz auf das Essen gewartet.

Die Auswahl beim Essen in der Economy Class besteht aus „Essen JA oder NEIN“, denn bei Lufthansa gibt es auch beim ersten Service in der Economy Class keinerlei Auswahl mehr bei den warmen Speisen. Stattdessen gibt es seit über zwei Jahren die selbe langweilige Pasta mit Tomatensauce.

Leider kann ich über dieses Essen in der Lufthansa Economy Class nur sehr wenig Gutes berichten und das Highlight war vielleicht der Butterkuchen oder der Industriekäse samt Brötchen und Butter.

Der Salat, welcher in den letzten zwei Jahren in der Größe übrigens halbiert wurde, war auf meinem Tablett leider offensichtlich schon einmal angefroren und entsprechend ungenießbar und die Pasta war eine lustige Mischung aus überkocht und knusprig, was wohl maßgeblich daran lag, ob die Nudel gerade etwas Tomatensauce abbekommen hat oder nicht.

Tatsächlich kann man es durchaus essen und wenn man großen Hunger hat, ist es sicherlich alles besser als nichts, aber ich war froh, nicht all zu hungrig an Bord gehen zu müssen und habe leider quasi das gesamte Essen zurück gehen lassen. Hier MUSS Lufthansa sehr dringend etwas machen, denn man ist meilenweit hinter den Mitbewerbern zurück, welche neben kostenlosen Cocktails in der Economy Class auch deutlich besseres Essen mit Auswahl bieten.

Etwas überrascht war ich, dass nach dem Essen kein Kaffee oder Tee mehr angeboten wurde, stattdessen wurde nur noch eine 0,5 Liter Flasche Wasser verteilt und der Service war beendet.

Was ich beim Service auch vermisst habe war die Crew, welche beim Essen noch einmal mit Wasser und Wein durch die Kabine kommt und proaktiv nachschenkt. Dies war früher etwas, was Lufthansa in der Economy Class ausgezeichnet und eine gewisse Gastfreundschaft ausgestrahlt hat. Dies ist leider inzwischen nicht mehr so.

Dabei will ich der Crew auf diesem Flug keinen Vorwurf machen, denn fast alle Flugbegleiter waren immer sehr freundlich und durchaus bemüht, allerdings hat man leider einfach nichts mehr an Bord, mit dem man noch einen wirklich guten Service machen könnte.

Während des Fluges war die Crew dann nicht mehr wirklich sehr präsent in der Kabine und auch das alt bekannte Tablett mit Saft und Wasser, mit welchem man alle 90 Minuten durch die Kabine gekommen ist, gibt es wohl nicht mehr. Stattdessen bekommt man bei der Nachfrage nach etwas zu trinken erst einmal noch eine Flasche Wasser angeboten, wobei mir bei meinen beiden Nachfragen auch direkt gesagt wurde, dass ich auch alles andere aus der Bar haben könne, was man an Bord hat.

Etwas über 90 Minuten vor der Landung begann der zweite Service auf diesem Flug und dieser bestand aus einer weiteren Getränkerunde, sowie einem „wertigen“ Sandwich, wie es Lufthansa selbst beschreibt.

Besonders bei dem Sandwich fehlen mir ein wenig die Worte und ich verstehe nicht, warum dies eine akzeptable Alternative zu dem ehemaligen warmen Pizza Snack oder etwas ähnlichem sein soll, der immer gerne so liebevoll „heiße Hexe“ genannt wurde.

Ich will hier kurz meine beiden Sitznachbarn zitieren, ein älteres amerikanisches Ehepaar, welches am Vortag eine echte Lufthansa Odyssee durchmachen musste, denn ihr Flug nach Washington D.C. wurde gestrichen und sie durften insgesamt sechs Stunden am Serviceschalter für eine Umbuchung und ein Hotel Voucher anstehen.

Dabei waren die beiden dennoch so unglaublich positiv eingestellt und erzählten mir wie hilfsbereit die anderen Passagiere in der selben Situation waren und das Lufthansa ja nichts dafür könne, dass der Flug gestrichen wurde, denn man hat den vorgeschobenen Grund „Air Traffic Control“ geglaubt.

Als das Sandwich überreicht wurde entfuhr der Dame allerdings ein „What is that?“ und ihr Mann beschrieb es trocken „Apparently it’s food“.

„Offenbar ist es Essen!“

Leider beschreibt es dieses erschreckend lang haltbare Sandwich sehr gut und obwohl ich inzwischen doch wieder Hunger hatte, wollte ich es nach einem Bissen einfach nicht mehr weiter essen. Es tut mir Leid meine liebe Lufthansa, ich mag Euch sehr, aber das Essen ist eine Frechheit! Leider fällt mir hierzu nichts Positives ein.

Tatsächlich schaute die Flugbegleiterin auch recht traurig, als sie jede Menge halb oder gar nicht gegessene Sandwiches einsammeln musste, aber sie kann mit Sicherheit am wenigsten für diese Situation.

Lufthansa Economy Class in der Boeing 747-8 |  Frankfurtflyer Challenge 

Wir haben vor unseren Flug überlegt, wie wir die Crew ein wenig fordern können und um etwas bitten können, dass normalerweise nicht an Bord ist. Wir haben lange überlegt, nach was man fragen könnte, was mit etwas Service Bereitschaft auch einfach zu erfüllen ist.

Kaviar und Champagner aus der First Class, der von einer jungen Flugbegleiterin nackt serviert werden soll, wäre wohl etwas hochgegriffen und vermutlich hätte man mit den Kinderwürstchen, welche für den kleinen Hunger zwischendurch bei kleinen Passagieren geladen sind, aber auch von der Crew mit Begeisterung gegessen werden, doch deutlich mehr Erfolg gehabt.

Mir ist allerdings eingefallen, dass eines der am besten gehüteten Geheimnissen der Lufthansa Economy Class die Oropax sind, welche an die Passagiere ausgegeben werden können, was aber unglaublich selten gemacht wird. Nach einer kurzen Rückfrage bei einem Lufthansa Purser wurde mir bestätigt, dass es diese immer noch gibt, aber „ob der Kollege auch auf Anhieb weiß wo sie sind?“

Also bestand die Frankfurtflyer Economy Class Challenge daraus, nach Oropax und einer Zahnbürste zu fragen. Ersteres eigentlich auch in der Economy Class noch als Service vorgesehen und letzteres bedarf Servicebereitschaft, denn sie muss „vorne geholt“ werden.

Mitten im Flug bin ich also in die Galley gegangen und fragte den Flugbegleiter in der Wache nach Oropax und einer Zahnbürste. Hier geschah dann genau dass, was mir vorhergesagt wurde, wenn ich an einen Kollegen gerate, der „mal besser die Abfindung genommen hätte“ (Zitat eines befreundeten Flugbegleiters):

Recht laut, barsch und bestimmt, sogar fast aggressiv wirkend wurde mir von dem Jump Seat entgegnet:

Was? Hamma net!

Damit war diese Challenge eigentlich gescheitert aber der zweite Purser (P1) befand sich ebenfalls in der Galley, drehte sich um und fragte, was ich brauchen würde.

Ich schau mal was ich machen kann, wo sitzen Sie?

Zwei Minuten später ist der P1 zu meinem Platz gekommen und hat mir ein Amenity Kit aus der Premium Economy Class überreicht. Nicht ganz die Musterlösung die wir uns ausgedacht haben, aber damit hat er absolut die Aufgabe erfüllt, denn hier war alles enthalten, was ich brauchte.

Lufthansa Economy Class in der Boeing 747-8 | Frankfurtflyer Kommentar 

Lufthansa hat vor wenigen Wochen den Status einer 5 Sterne Airline verloren und wird seither mit 4 Sternen bewertet. Aber hat man diese in der Economy Class überhaupt noch verdient? Vermutlich leider nicht und selbst Skytrax gibt der Lufthansa Economy Class auf Langstrecken nur noch 3,5 Sterne, was eine kläglich Bewertung ist.

Dabei hat die Economy Class bei Lufthansa durchaus Potenzial, denn man hat bequeme Sitze, bietet großzügigen Sitzabstand und auch wenn das Entertainment System in der Boeing 747-8 erneuert gehört, ist dieses bei Lufthansa okay, wenn auch lange nicht Weltklasse.

Leider hat man es beim Sparen am Service so weit auf die Spitze getrieben, dass mein Flugerlebnis durchaus eine gewisse Komik hatte, denn ich dachte mir mehrfach „dass können die nicht ernst meinen!“ Ich habe durchaus Vergleich mit vielen anderen Airlines in der Economy Class auf Flügen nach Nordamerika und gerade die US Airlines mit einem miserablen Ruf, sind inzwischen ein deutliches Stück besser als Lufthansa und dies ist bedauerlich, denn Lufthansa gilt gerade bei US Amerikanern immer noch als DIE Airline für Transatlantikflüge in der Economy Class und dieses Image, welches man sich über Jahre aufgebaut hat, zerstört man gerade.

Lufthansa muss dringend wieder in das Produkt investieren und auch in der Economy Class ein vernünftiges Angebot bieten, ansonsten wird man den Anschluss zur Konkurrenz in der Klasse, in welcher die meisten Passagiere reisen, verlieren.

Dabei ist das Positive, dass die Defizite nur im Service bestehen und nicht im Produkt der Sitze selbst, denn letzteres wäre deutlich aufwändiger zu ändern.

Wenn Lufthansa mich fragen würde, was sie besser machen sollen (was man natürlich nicht tut), dann würde ich vorschlagen, dass man das Buy on Board einstellt, denn man kann es logistisch aktuell sowieso nicht bereit stellen und die Dinge welche man hier verkaufen will, wieder inkludiert, wie es fast alle Konkurrenten machen, wo es Snacks und Spirituosen kostenlos gibt.

Wenn man daneben das Catering Budget um 50 Cent pro Passagiere erhöht, könnte schon fast wieder ein brauchbarer Service entstehen.

Aktuell hat man leider so viel gestrichen und gespart, dass selbst die motivierteste Crew die Lufthansa Economy Class nicht mehr zu einem wirklich guten Erlebnis machen kann, denn auch der motivierteste Flugbegleiter bekommt einen hungrigen Passagier nicht mit Luft und Liebe satt.

 

 


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8 Kommentare

  1. Lieber Christoph,

    vielen Dank für den tollen Beitrag. Dieser ist zum einen sehr aufschlussreich, zum anderen bleibt genügend Objektivität bei den dargestellten Sachverhalten. Auch schön, die Economy aus Deiner Sicht sehen zu können, wo Du auch die anderen Klassen ausgiebig kennst.

    Zum Flugerlebnis selbst, ich hoffe dass LH das Feedback erhört und die Sparmassnahmen überdenkt. Gerade in der Eco scheint es sehr farblos zu werden, sowohl was den Service als auch die Kulinarik angeht. Vielleicht ist der Ansatz, die vier Klassen noch stärker voneinander zu differenzieren und Kunden dazu zu bewegen, in die höheren Klassen zu investieren. Wenn dort jedoch auch die Qualität leidet, wird es wohl tatsächlich nur die Konsequenz aus den Sparmassnahmen sein…

    • Das könnte man natürlich überlegen, dass man versucht die Passagiere aus der Eco in die Premium Eco zu bringen, aber auch da hat man deutlich gespart und behandelt das Produkt leider sehr Stiefmütterlich.

      Schauen wir mal was die Zukunft bringt, es kann ja fast nur noch besser werden.

  2. Danke für die Berichte aus den verschiedenen Klassen.
    Bisher sind wir immer Ecco zu fliegen – bei einer Familie mit 2 Kindern, ist Business halt nicht immer drin.
    Diesmal haben wir einen Prämienflug in der Business.
    Sollte irgendwann mal wieder ein Cashflug in der Ecco anstehen, werden wir uns sicher 2x überlegen, ob wir Ecco fliegen.
    VG

  3. Als FB macht mich das auch jedes Mal auf‘s neue betroffen, wie weit wir mit dem „Premium“ Produkt gesunken sind. Den Nörglern aus den eigenen Reihen würde ich nicht zu viel Gewicht zuschreiben, denn eben jene schreien bekanntlich am lautesten. Daher bin ich mir sicher, dass ich für den größten Teil meiner Kollegen spreche, wenn ich sage, dass wir überaus gerne wieder mehr und hochwertigeren Service bieten würden. Nur leider sind die erforderlichen Produkte überhaupt nicht mehr beladen, darüber hinaus wurden uns, je nach Flotte, bis zu 3 Crewmember eingespart (und das nur wenn die Einsatzplanung reibungslos funktioniert, teilweise fehlen zur Zeit sogar bis zu 5 CM), somit fehlt uns einfach die Manpower. Als hoffnungsloser Optimist bitte ich euch, dem ganzen in (vielleicht) einem Jahr nochmals eine Chance zu geben, sowie ich es verstehe, liegen die Pläne zur Aufwertung in allen Klassen bereits in den Schubladen, nur müssen die weltweiten Lieferketten und die Zuverlässigkeit, sowohl intern als auch mit den Systempartnern, wieder ein stabiles Niveau erreichen. Gerade die Zuverlässigkeit in allen Bereichen würde sicherlich die Mitarbeiterzufriedenheit und damit auch -motivation wieder stärken.
    Zusammengefasst: Liebe Alle, verliert nicht den Glauben an die LH.

    • Hallo Paul,

      Danke für die sehr ehrlichen Worte! Ich denke du beschreibst die Situation von der Seite der Flugbegleiter sehr gut, die können natürlich nur mit dem Arbeiten, was man ihnen gibt.

      Vermutlich werden wir der LH noch mal einen Chance geben zu zeigen was man eigentlich kann. Hoffen wir, dass es aber auch wirklich besser wird.

  4. Wow, was für ein coolee Artikel. An manchen Stellen freue ich mich jetzt auf unseren Flug in die USA. Aber ich packe wohl besser was zu essen ein 😅
    Eine Feage noch zu Entertainment: Konntest du den Transmitter Aitfly Pro direkt anschließen oder hast du so einen Adapter mit zwei Klinken gebraucht?
    Vielen Dank!

  5. Wenn ich das so lese bin ich direkt froh schon ausreichend Müsliriegel für meinen Flug nach Chicago eingepackt zu haben.
    Seit man wenn man vegetarische Mahlzeit vorbestellt gefühlt immer automatisch komplett vegan bekommt und die Qualität da noch unterirdischer ist hab ich es einfach aufgegeben mit einem richtigen Essen an Bord zu rechnen.

    • Früher waren die „Sondermahlzeiten“ mal die bessere Option zum regulären Flugzeugessen. Da haben sogar Nicht-Veganer oder -Vegetarier gerne von der Möglichkeit Gebrauch gemacht.

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