In welchem Szenario der Lufthansa A380 noch einmal fliegen könnte

Foto: Lufthansa

Der Lufthansa Airbus A380 war zwar der Liebling der Passagiere, aber Lufthansa selbst war nicht mehr wirklich glücklich mit dem Riesen. Zu hohe Kosten, welche vor allem aufgrund der fehlenden Flexibilität des Riesen gekommen sind, haben Lufthansa nicht nur dazu bewegt, dieses tolle Flugzeug als erstes in der Krise abzustellen, eigentlich hat man einer Wiederkehr zu Lufthansa auch bereits eine klare Absage erteilt.

Vor wenigen Tagen hat der Lufthansa CEO, Carsten Spohr aber die Tür für eine Rückkehr des Airbus A380 zur Lufthansa noch einmal einen Spalt weit geöffnet und seither hoffen nicht nur die Airbus A380 Fans unter den Passagieren, sondern auch viele Mitarbeiter der Airline, dass der Airbus A380 doch noch einmal wieder kommen könnte.

Aber was ist eigentlich das Szenario, in welchem Lufthansa den Airbus A380 noch einmal reaktiviert und wie wahrscheinlich ist dies? 

Was man bei dieser Frage verstehen muss ist, dass Lufthansa den Airbus A380 eigentlich nach Möglichkeit nicht noch einmal reaktivieren will, außer es ist die einzige Option die Nachfrage zu befriedigen, welche aufkommt. Eigentlich ging man nicht davon aus, dass die Nachfrage nach Langstrecken in den kommenden Jahren noch einmal so auf einem Level ankommt, dass der Airbus A380 gebraucht wird.

So ging man bis vor wenigen Monaten davon aus, dass es bis 2025 dauern würde, bis die Passagierzahlen auf der Langstrecke wieder das Niveau von vor der Pandemie erreicht haben werden und manche Analysten sprachen sogar davon, dass bis zu 30% der Business Traveller komplett und dauerhaft wegfallen.

Inzwischen wird allerdings mehr und mehr klar, dass diese Schätzung zum Glück viel zu pessimistisch war, allerdings erholt sich der Luftverkehr inzwischen doch schneller als oft angenommen. Dies liegt insbesondere daran, dass gerade die Business Traveller nun mit Nachdruck zurückkommen und die letzten zwei Jahre Pandemie haben durchaus offen gelegt, dass es ohne Reisen nicht geht oder eben nicht so gut wie man noch in 2020 prophezeit hat. Ein Zoom Call kann ein persönliches Treffen nicht komplett ersetzen.

Aktuell sieht es so aus, dass sich auf einigen Märkten die Nachfrage im kommendem Jahr schon wieder auf dem Niveau von vor der Pandemie liegen wird und in einigen Phasen des Jahres könnte sie sogar 2019 übertreffen. Sehr viel Hoffnung gibt es hier vor allem für den sehr lukrativen Markt über dem Nordatlantik.

Grundsätzlich kann man also sagen, es liegt in unser aller Hand. Wenn wir so viele Flugtickets buchen, dass Lufthansa davon ausgehen muss, dass man den Airbus A380 gefüllt bekommt und die vielen, vielen Sitze an Bord auch zuverlässig gefüllt werden, wird man das Flugzeug wieder einsetzten.

Lufthansa wird alles versuchen um den Airbus A380 nicht zu brauchen

Auch wenn man es schon bald wieder schaffen würde den Airbus A380 auf einigen Strecken sehr gewinnbringend zu füllen, wird Lufthansa alles versuchen das Flugzeug nicht zu brauchen. Die Probleme, welche der Einsatz des riesigen Flugzeuges vor der Pandemie gemacht hat, wird man auch jetzt noch genau so haben.

So kann man den Airbus A380 nicht überall hin einsetzen und passende Gates sind an vielen Zielen nicht so frei verfügbar wie man es gerne hätte. Ein wirkliches Problem sind aber auch die Massen an Passagieren und was passiert wenn ein Flugzeug ausfällt oder auch nur Verspätung hat. Die operativen Herausforderungen mit dem Airbus A380 werden oft unterschätzt.

In der Rechnung der Airlines ist es günstiger mit modernen Zweistrahlern wie der Boeing 787 und dem Airbus A350 in höheren Frequenzen zu fliegen, als mit dem Airbus A380. Dabei geht es noch weniger um den Spritverbrauch, denn dieser ist bei einem voll besetzten Airbus A380 pro Passagier nicht besonders hoch, vielmehr geht es um Flexibilität und um die Tatsache, dass ein A380 nunmal schwer voll auszulasten ist.

Auch wenn der Aufschwung nun deutlich schneller kommt als man noch vor einem Jahr dachte, Lufthansa wird alles versuchen, dass man die benötigten Kapazitäten nicht mit den Airbus A380 bereitstellt, sondern mit neuen Flugzeugen, wie den bestellten Airbus A350 und Boeing 787.

Foto: Lufthansa

Die Verspätung der Boeing 777-9X könnte nun zwar für den Airbus A380 noch einmal eine Chance bereitstellen, aber man wird auch hier versuchen die fehlende Kapazität mit gebrauchten A350 und Boeing 787 aufzufangen, da diese besser in die zukünftige Lufthansa Flotte passen.

Die einzige Hoffnung für den A380 ist, dass auch die Boeing 787 noch deutliche Verspätung hat und dass Lufthansa nicht kurzfristig so viele zusätzliche A350 bekommt, wie man nunmal bräuchte.

First Class im A380 könnte eine Rolle in der Entscheidung spielen

Zu Beginn der Pandemie wurde neben dem Ende der Geschäftsreisen auch das Ende der First Class herbeigeredet. Dabei haben alle Airlines tatsächlich die Kapazitäten in der First Class massiv zusammengestrichen und die Klasse hatte ganz klar keine Priorität mehr.

Inzwischen ist vor allem bei Lufthansa klar, dass man hier massiv über das Ziel hinausgeschossen ist und dass man VIEL zu wenig First Class Sitze im Angebot hat. Es gibt tatsächlich Strecken, auf welchen die First Class über Wochen hinweg ausgebucht ist, was zwar toll für den Erlös der einzelnen Flüge ist, aber es gehen auch gut zahlende Passagiere hierdurch verloren.

Lufthansa hat daher den Airbus A340-600 reaktiviert, da dieses Flugzeug für München eine First Class bieten kann. Nun könnte man die selbe Idee auch für den Airbus A380 haben.

Wenn man es schafft den Airbus A380 gut auszulassen, sind die acht First Class Sessel durchaus noch ein gewichtiges Argument für die Wiederinbetriebnahme. Auch wenn man kurzfristig andere Langstreckenflugzeuge bekommen kann, gerade eine First Class wird man hier nicht spontan einbauen können ohne sehr großen Aufwand.

 

In welchem Szenario der Lufthansa A380 noch einmal fliegen könnte | Frankfurtflyer Kommentar

Im Grunde ist es recht einfach: Wenn wir genug Tickets in den kommenden Jahren buchen, dann wird Lufthansa auch den Airbus A380 zurückbringen müssen. Nicht weil man das Flugzeug wirklich so toll findet, aber weil es an Alternativen fehlt.

Dabei wird man zwar alles versuchen, zusätzliche Airbus A350 und Boeing 787 zu bekommen, allerdings wird steigende Nachfrage bei Lufthansa auch zu einer generell steigenden Nachfrage bei allen Airlines führen, sodass man hier nicht mehr so einfach an Flugzeuge oder kurzfristige Liferslots kommen wird.

Die Flottenplanung ist gewöhnlich etwas, was man Jahre oder Jahrzehnte im Voraus entscheidet, aufgrund von Prognosen über das Wachstum der Passagierzahlen. In der Vergangenheit waren diese Prognosen auch meist sehr präzise, aber aktuell sind sie Schall und Rauch und wirklich vorhersagen, was in drei, sechs oder 24 Monaten ist, kann niemand, was die Situation so dynamisch macht und was eine Rückkehr des Airbus A380 bei Lufthansa auch nicht unmöglich macht.

12 Kommentare

  1. Mein (optimistischer) Blick in die Glaskugel dazu: USA verlangt bald nur noch Impfung aber keinen Test mehr bei Einreise. Schon sehen wir den A380 wieder Richtung L.A. und New York düsen 😀 man darf ja träumen

    • Gerade nach LA oder auch ORD, NYC und MIA fehlen LH schon jetzt oft die Kapazitäten, da ist die 748 nicht selten zu klein. Aber man will da aktuell lieber mit einem weiteren Flug gegen ansteuern als den 380 zurück zu bringen. Wenn es aber mit den Slots eng wird, wird man noch einmal ganz neu kalkulieren müssen.

      Spannend wird auch, was mit SIN passiert, jetzt wo die Umsteiger in Asien wieder kommen, etc.

  2. Also, ich verstehe ehrlich gesagt den offensichtlichen hype um den A380 nicht. Das Flugzeug ist klobig, hässlich, überdimensioniert und ich würde, persönlich, jederzeit einen Flug im 747-8 vorziehen, genauso in der 777 oder in der 787. Im Vergleich zur A340 würde ich den Kommentatoren aber Recht geben. Dieses Flugzeug ist aus der Zeit gefallen.

    • Weitere Jumbos, 777 und 787 stehen grundsätzlich nicht in beliebiger Menge oder garnicht zur verfügung. Das spielt eine sehr große Rolle für Lufthansa, denn was nützt ein super sparsames Flugzeug, welches man nicht bekommt, aber die Passagiere hat um ein anderes zu füllen.

      Bzgl. Hype um A380: Das ist natürlich sehr individuell, aber es geht weniger um die Optik des Flugzeuges als um das überlegene Reiseerlebnis. Bequemer als in einem A380 kann man nur selten reisen und das in jeder Klasse.

  3. Weil der A 340-600 deutlich kleiner ist als der A 380. Die Aussage: spritfressendes 4-Stahl-Monster halte ich für gewagt. Entscheidend ist der Verbrauch bezogen auf die Ladekapazität und nicht die Anzahl der Motoren. Die Großflugzeuge sind nur für Hubs geeignet. Durch den Zeitverlust beim Umsteigen(wenn man nicht direkt in FRA oder MUC starten kann) ist eine Direktverbindung mit kleineren Maschinen für die Fluggäste interessanter. Die Direktverbindung HAM-EWR war deutlich angenehmer und zeitsparender mit United, als der Umsteigekrampf von HAM-FRA/MUC und von dort nach EWR. Wenn irgend möglich fliege ich lieber direkt. So gerade geschehen mit Aegean nach von HAM nach ATH und zurück. Leider gibt es keine Direktverbindung nach YVR und dass kostet mindestens zwei zusätzliche Stunden Reisezeit.

  4. Ein anderes Portal meldet, dass die LH neben weiteren A350-900 auch die Übernahme von durch Qatar nicht abgenommenen A350-1000 mit Airbus verhandelt. Das könnte die Karten neu mischen und das Kapitel A380 endgültig beenden, denn mann könnte die zusätzlichen A350 für weitere Umläufe zu den stark nachgefragten Zielen verwenden. Dieses Muster würde perfekt in die Konzernflotte passen. Ferner würde dies auch eine Lücke bis zum Zulauf der 777-9X schließen.

  5. Der A380 und der A340-600 haben doch beide Triebwerke aus der selben Generation: Trent 500 und Trent 900. Also dürfte der Unterschied in der Wirtschaftlichkeit der Triebwerke nicht so riesig sein. B747-8 und B787 sind da schon eine Generation moderner bei den Triebwerken.

  6. Ich liebe den A 340 a1 und fliege deshalb nicht mehr LH sondern BA. Dort kommt er Z.B.nach ORD und Mia zum Einsatz. Da ich ab BER sowieso umsteigen muß ist es egal wo ich das mache.

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