Innerdeutscher Luftverkehr ist stark rückläufig

Foto: Lufthansa

Die Luftfahrt boomt wieder, die Reiselust ist ungebrochen, Nachholeffekte sind mehr als deutlich spürbar. Im Inlandsverkehr stellt der Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft jedoch eine ganz andere Entwicklung fest. Dort sei eine deutliche Verlagerung auf Straße und Schiene zu beobachten. Im Vergleich des ersten Halbjahres 2022 zu dem Vergleichszeitraum vor der Pandemie wird viel weniger innerdeutsch geflogen.

Dies ist auch auf dem Zubringerverkehr zu und von den Hubs in Frankfurt und München spürbar, allem voran aber im dezentralen Verkehr fernab der beiden großen Drehkreuze. Dort haben die Gesellschaften ihr Angebot zusammengestrichen, im Juni wurde nur noch 29 Prozent des Vorkrisenniveaus erreicht. 31 Prozent der Routen wurden sogar komplett eingestellt und werden gar nicht mehr bedient.

Die Kapazitäten sind auch insgesamt gesehen immer noch hinter den Werten aus dem Rekordjahr 2019. Das Angebot der Sitzplätze einschließlich der internationalen Strecken erreichte zum Ende des ersten Halbjahres 2022 nach den Angaben des BDL insgesamt 75 Prozent des Vorkrisenniveaus. Doch im ersten Quartal diesen Jahres hatten die Omikron-Variante und die damit einhergehenden Warnungen sowie Restriktionen die Passagierzahlen in Schach gehalten.

Ursachen des Rückgangs

Airlines wie Lufthansa bieten im innerdeutschen Verkehr die Alternativen wie Bus und Bahn zum Teil selbst an. So werden mehrere Städte mehrfach täglich mit den Flughäfen Frankfurt und München mit dem Express Bus verbunden. Erst im Juli wurde die neue Verbindung zwischen Kempten und München aufgenommen, auf anderen Strecken wurden die Frequenzen erhöht. Die Bahn hat zahlreiche Rail&Fly Partner und ist selbst inzwischen Teil der Star Alliance, das Netz soll weiter ausgebaut werden.

Mit der Rücknahme vieler Beschränkungen zog die Nachfrage zu Ostern sprunghaft an, die massiven Abfertigungsprobleme und mehrere Streichwellen folgten. Insbesondere Innerdeutsche Verbindungen sind betroffen, da man hier kurzfristig Alternativen bieten konnte. An den Schaltern und Kontrollstellen der Flughäfen konnten die Stosszeiten etwas entzerrt werden.

Innerdeutscher Luftverkehr ist stark rückläufig | Frankfurtflyer Kommentar

Diese Entwicklung ist an meinem Heimatflughafen in Nürnberg besonders deutlich zu sehen. Die Strecke nach München wurde schon 2020 eingestellt, mit dem Sprinter-Angebot der Bahn nach Berlin wurde auch dieser Flug aus dem Programm genommen. Mit der Pandemie ist dann auch Düsseldorf aus dem Eurowings-Programm verschwunden, nun hat es scheinbar auch Hamburg getroffen- der Flug ist nicht mehr buchbar. Geblieben ist Frankfurt- wobei die Route in den letzten Wochen im Rahmen der Lufthansa-Streichwelle kurzzeitig pausiert wurde.

So oder so ähnlich geht es auf mehreren Flughäfen zu, selbst wenn es einzelne Verbindungen noch gibt sind aktuell viele Kunden vorsichtig. Die Wartezeiten sind unberechenbar und machen das Fliegen auf kurzen Strecken unattraktiv.

11 Kommentare

  1. Wie die Bahn eine Alternative sein kann, ist mir ein absolutes Rätsel, bei dem, was da geboten wird.

    Und der Rückgang liegt wohl auch an den teils wirklich extremen Preisen, die unser Monopolist so aufruft. Solche Preise gab es 2019 nicht als Einstieg.

    • Ich muss in ca. 2 Monaten für ne Woche von Köln nach Berlin und plane gerade mekne Reise. Eurowings bietet stand jetzt gefühlt 20 Verbindungen pro Tag an, die erfahrungsgemäß in den nächsten Woche nach und nach auf 2, maximal 3 Verbindungen zusammengestrichen werden. Der Plan der Bahn steht.
      Preislich liegen beide auf einem Niveau, bei dem, was ich buchen darf (1. Klasse DB Flex mit BC50 bzw EW Smart Flex).
      Zeit: Anreise Köln HbF oder CGN, Reise, Weiterreise zum Alex bei der Bahn 4:48, Flug geschätzt 5 Stunden.
      Verspätung und Ausfälle gibt’s aktuell bei beiden.
      Am Flughafen kann ich ggf. was in der Lounge essen, aber nur Dank Status. In der Bahn kann ich arbeiten.

      Ich liebe Fliegen und die Bahn geht mir häufig auf den Keks. Aber die Bahn ist durchaus eine Alternative.

      • Ich war gestern in BER und dort auch in der Business/SEN Lounge. Super voll, laut und stickig. Habe dann lieber etwas im Terminal gegessen. Dort war es ruhiger und auch kühler.
        Also die Lounge in BER ist kein Vorteil 🙃

        Ach ja, Priority Lane beim SecCheck in BER war offen und entgegen meinen Befürchtungen war ich in unter 10min. durch.

      • Bei 1. Klasse DB Flex hast Du Zugang zum 1. Klasse-Bereich in der DB Lounge. Die ist sowohl in Köln als auch in Berlin vorhanden. Da sind Getränke und Essen inklusive.

        • Stimmt, ist auch ganz nett.
          Aber da nehme ich die S-Bahn so, dass ich nur 10 min Umstiegszeit zu meinem ICE habe. Deswegen ist die DB Lounge eigentlich nur drin, wenn mal wieder was ausfällt.
          Am Flughafen muss man aktuell 2 Stunden ja zwangsläufig einplanen.

    • Auf gewissen Strecken ist die Bahn unschlagbar, auf anderen ein Elend. Ausfälle und Verspätungen gibt es sowohl in der Luft als auch auf der Schiene.

      Arbeiten ist ein absolutes Plus in der Bahn- zumindest geht das 2,3,4 Stunden am Stück. Klar- das WLAN ist ein Problem- aber es geht besser als im Flieger.

  2. Das kann ich bestätigen. Wenn ich ab PAD geschäftlich nach Italien fliege, dann habe ich zum einen das Problem, dass es in der Vergangenheit bis zu 4 tägliche, heutzutage lediglich zwei Flüge pro Tag gibt. Hinzukommt, dass diese Verbindung nur noch zu massiv überzogenen Preisen angeboten werden. So sind beispielsweise vergleichbare Flüge über Frankfurt oder München nach Bologna zum Teil ab Paderborn doppelt so teuer wie ab Hannover oder Düsseldorf. Ab Münster-Osnabrück schaut es ähnlich aus. Da wundert es mich nicht, dass dort nur noch sehr wenige Passagiere einsteigen oder wie ich gleich mit dem Auto nach Frankfurt fahren und von dort nonstop fliegen.

  3. Ich habe in der Vergangenheit öfters den Lufthansa Express ab DTM/DTZ genommen statt von DUS aus 30 Minuten zu fliegen. Der Zug hatte auch mal 15/20 Minuten Verspätung, der Flieger immer. Von Haustür zum Check In bin ich locker 45 bis 60 Minuten schneller als mit dem Flieger…

  4. Ich verstehe nicht ,wie man Bus fahren will , aber den Preis für einen Flug zahlt .
    Sind diese Busse wenigstens wie die VIP Busse in Asien mit 15 bis 19 Sitzplätzen anstatt 44 , wie im normalen Reisebus?
    Diese Busse haben eine 2-1 Konfiguration und den Komfort einer 80er Jahre Businessclass , aber immer schnelles W-Lan , oft auch entertainment im Vordersitz.
    Dann wäre es für mich akzeptabel , da man enteder arbeiten kann oder etwas bequem dösen kann .

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