LATAM beantragt Insolvenz nach Kapitel 11 in den USA

Die Coronakrise fordert auch im südamerikanischen Luftverkehr ein prominentes Opfer. Die zuletzt hoch gehandelte LATAM hat nun bei einem Gericht in New York Insolvenz nach Chapter 11 des US-amerikanischen Insolvenzrechts beantragt. Betroffen sind auch die Tochterfirmen in Chile, Equador, Kolumbien und Peru, für die ebenfalls Gläubigerschutz beantragt wurde. Während der Restrukturierung behält LATAM den Geschäftsbetrieb im Rahmen des Insolvenzverfahrens komplett in eigenen Händen.

LATAM beantragt Insolvenz nach Kapitel 11 in den USA | Restrukturierung statt Liquidierung

LATAM hat einige sehr aufwirbelnde Monate hinter sich gebracht. Und das in einem für die Airline sehr positiven Sinn. Im Sommer 2019 entschied sich Delta, bei den Südamerikanern einzusteigen. 20% der Aktienanteile im Wert von 1,9 Mrd. USD gingen seiner Zeit über den Tisch. Damit war für LATAM auch das Ende in der oneworld Allianz besiegelt. Schon zum 1. Mai 2020 wurde der Austritt aus der Allianz angekündigt.

Nun ereilten auch LATAM die Folgen aus den Reisebeschränkungen um die Coronakrise. Der südamerikanische Flugverkehr ist gnadenlos eingebrochen und eine schnelle Erholung scheint nicht in Sicht. Daher entschied sich LATAM dazu, am Dienstag (26. Mai 2020) vor einem New Yorker Gericht Gläubigerschutz nach Kapitel 11 des US-amerikanischen Insolvenzrechts zu beantragen.

LATAM CEO Roberto Alvo macht dabei in einer Videoansprache deutlich, dass es nicht um die Liquidierung der Airline gehe, sondern mit diesem Schritt eine Restrukturierung vorangetrieben werden soll. Alle Tickets wie auch auch sämtliche Vielfliegermeilen sollen Gültigkeit behalten.

Hier könnt Ihr Euch das gesamte Video anschauen:

 

 

LATAM beantragt Insolvenz nach Kapitel 11 in den USA | Chapter 11

Die Insolvenz nach Kapitel 11 des US-amerikanischen Insolvenzrechts dient primär der Sanierung eines angeschlagenen Unternehmens. Der Geschäftsbetrieb wird dabei in Eigenregie weitergeführt.

Ein Unternehmen, das nach Chapter 11 Insolvenz beantragt, strebt eine Reorganisierung und Restrukturierung seiner Schulden, Leasingvereinbarungen, Kontrakte sowie seines Kapitals und anderweitiger finanzieller Verpflichtungen an. Mit dem Insolvenzantrag sollen bis zum Abschluss der Reorganisation rechtliche Schritte der Gläubiger gegen den Schuldner unterbunden werden. Chapter 11 stellt also eine Erleichterung und einen Schutz für die Unternehmensumstrukturierung dar. Die Gläubiger müssen sofort ihre Zwangsvollstreckungsmaßnahmen einstellen, was dem Unternehmen Luft für Restrukturierungsmaßnahmen verschafft.

Um nach Chapter 11 Insolvenz beantragen zu können, muss das Unternehmen nicht insolvent sein. Es genügt, wenn es potentiell von einer großen Forderungssumme bedroht ist. (Anmerkung Frankfurtflyer: Wie in dem Fall, bei dem eine Fluggesellschaft massenhaft Tickets stornieren und erstatten muss.)

Das Unternehmen ist verpflichtet, alle seine Rechnungen und Ausgaben zu begleichen, die nach der Insolvenzeinreichung fällig geworden sind. Die meisten Altforderungen werden jedoch nicht beglichen – nicht bevor das Insolvenzgericht (bankruptcy court) den Restrukturierungsplan bestätigt hat. (Quelle: Wikipedia)

LATAM beantragt Insolvenz nach Kapitel 11 in den USA | Frankfurtflyer Kommentar

Erst zwei Wochen ist die Nachricht alt, dass Avianca Gläubigerschutz beantragt hat. Nun entscheidet sich mit LATAM die zweite große südamerikanische Airline zu dem gleichen Schritt.

LATAM hat bei deutschen Vielfliegern Bekanntheit durch die Verbindung zwischen Frankfurt und Madrid erlangt, die regelmäßig mit einem Dreamliner bedient wurde. Dort konnte man für wenig Geld eine Langstrecken-Business Class genießen (Review). Außerdem bot das Vielfliegerprogramm LATAM Pass damals sehr großzügig Statusmatches auch für Kunden des ehemaligen Airberlin Kundenbindungsprogramms Topbonus an.

Mit dem angekündigten Austritt aus der oneworld Allianz und der Aufgabe des Zwischenstopps in Madrid, wurde LATAM jedoch schnell unspannend. Das ändert jedoch nichts daran, dass LATAM in Lateinamerika einer der großen Player ist.

Die offizielle Stellungnahme von LATAM findet Ihr hier.

5 Kommentare

    • Das geht mir und vermutlich vielen anderen auch so.

      Zumindest konnte ich den Flug vor ein paar Monaten noch in der Kombination mit DUS-LUX-FRA-MAD genießen.

  1. Ärgerlich, hatte noch den Flug FRA-MAD Mitte Juli offen, hier ist ja bereits seit Februar klar das die Strecke eingestellt wird, bei LATAM reagiert seit 3 Monaten keiner auf meine eMails (mit Bitte um Umbuchung oder Stornierung und Erstattung) und bei der Hotline war auch kein durchkommen.
    Jetzt habe ich quasi zeitgleich mit dieser Nachricht die Storno-Mail bekommen, mit dem Hinweis auf die aktuelle Corona Situation (was ja Quatsch ist, der Flug wurde ja schon lange vorher aus dem Flugplan gestrichen).
    Die Einzige Option die mir jetzt geboten wurde ist den Flug über den OTA zu verschieben (sehr witzig wenn es die Strecke nicht mehr gibt) oder bei gleichem Abflugort auf ein anderes Ziel (natürlich + extra Kosten) umzubuchen.

    Die jetzige Insolvenz macht es natürlich nicht besser und die Chancen das ich mein Geld wiederbekomme stehen vermutlich schlecht….

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