Lufthansa-Airbus muss für einen Linienflug einmal um den Globus

Zahlreiche Lufthansa-Flieger werden am Freitag am Boden bleiben. Foto: Lufthansa

Der Lufthansa Linienflug LH 716 von Frankfurt nach Tokio ist mit einer Reisezeit von 11:35 Stunden im Fluglan der Gesellschaft. Doch dieser kann derzeit nicht eingehalten werden, denn die Berechnung basiert auf der regulären Route, die über Russland führt. Ein Überflug wird jedoch wegen dem Ukraine-Krieg ausgesetzt, die Airlines umfliegen die beiden Länder auf den Strecken zwischen Europa und Asien.

Der Umweg macht sich deutlich bemerkbar, die Flugzeiten erhöhen sich teilweise um mehrere Stunden. Auf dem Flug nach Japan hat man bei Lufthansa die planmäßige Flugzeit um 2 Stunden auf 13:35 erhöht, wobei die Strecke in den vergangenen Tagen immer etwas schneller zurückgelegt werden konnte. Auf dem Portal Flightradar24 kann man beobachten, dass Tokio meist nach etwa 12:00 – 12:30 Stunden erreicht wurde.

Flightradar

Bei dem Rückflug ist die Flugzeit hingegen deutlich länger, diese betrug zum Teil auch schon knapp 17 Stunden! Dies bringt Lufthansa, ANA & Co in die Bredouille, da entsprechend viel Kerosin getankt werden muss. Dadurch steigen nicht nur Kosten und Verbrauch rasant in die Höhe, es bringt weitere Probleme mit sich.

Durch das hohe Gewicht können die Flugzeuge nicht mehr voll mit Passagieren und Fracht ausgelastet werden, die Besatzungen kommen durch die langen Dienstzeiten ans Limit. Lufthansa hat sich daher jetzt etwas einfallen lassen und am Freitag die Route von Haneda nach Frankfurt in die andere Richtung abgeändert. Diese führte über Alaska und den Norden Kanadas sowie Grönland nach Deutschland.

Flightradar

Die Flugzeit von LH 717 betrug etwa 14:30 Stunden, der eingesetzte Airbus A340-300 erreichte das Drehkreuz Frankfurt kurz vor der geplanten Zeit um 18:45 Uhr. Die Maschine mit der Kennung D-AIFD hat damit mal eben eine Weltumrundung hinter sich gebracht.

Foto: Lufthansa

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Flugzeiten von 17 Stunden sind bei Lufthansa eine Seltenheit, die Kranich-Flieger sind selbst auf den längsten Strecken im Netz selten länger als 14 Stunden unterwegs. Die derzeitige Situation stellt viele Airlines vor neuen Herausforderungen, besonders stark betroffen ist Finnair, der Krieg hat die oneworld-Gesellschaft ins Mark getroffen. Deren Hub in Helsinki liegt geografisch sehr günstig, Finnair konnte vielen Kunden aus Europa trotz Zwischenstopp kurze Reisezeiten zu zahlreichen Destinationen in Asien bieten. Lufthansa leidet zwar auch unter den Auswirkungen, kann den Schaden allerdings mit den zahlreichen anderen Routen begrenzen. Insbesondere der Nordamerika-Markt boomt.

Mit der Polarroute hat man wohl einen Kompromiss gefunden, die lange Flugzeit von Japan nach Deutschland etwas zu begrenzen. Ob dies für die kommende Zeit so bleibt, ist uns nicht bekannt. Eine weitere Möglichkeit um Dienstzeiten und Spritverbrauch zu reduzieren wäre eine Zwischenlandung. Anchorage liegt quasi auf dem Weg, die Metropole in Alaska wurde schon früher von Lufthansa und anderen europäischen Carrier als Drehkreuz genutzt, als die Flugzeuge noch nicht die Reichweiten von heute hatten.

22 Kommentare

  1. Das ist kein Kompromiss, sondern nach der Russland-Route die zweitschnellste Route. Bevor Ende der 1980 Jahre die Russland Route aufging, flogen viele europäische Carrier via ANC, so auch LH oder SR oder AY.
    In der heutigen Operation ist ein Zwischenstopp nicht mehr nötig; er wäre auch unwirtschaftlich.
    Allerdings müssen Flugzeug und Crew für die sogenannte Polarroute zertifiziert sein. Das ist der Grund, warum Fluggesellschaften nicht von heute auf morgen umstellen konnte. AY fliegt auch wieder diese Route.

    • Ja, das ist ziemlich interessant was damals in ANC los war. LH ist eine Zeit auch mit Zwischenstopp in Moskau geflogen. Die haben verhältnismäßig spät auf den Direktflug umgestellt meine ich.

      Die andere Möglichkeit wäre gar nicht zu fliegen, JAL & ANA haben es die ersten Tage nach Kriegsbeginn gar nicht erst angefangen. Das war mit Kompromiss gemeint.

      • Es gab in den 80er Jahren 3 verschiedene Routen:
        4 Flüge mit B 747-200 über Anchorage
        2 Flüge mit DC 10 über (Athen) Karachi, Bangkok und HongKong sowie
        1 Flug mit der Boeing 707 über Moskau.
        Mit der DC 10 dauerten die Flüge 640/641 etwa 24 Stunden.

        • Die Routings sind korrekt, allerdings nicht in der ein und der selben selben Flugplanperiode; NRT wurde in den frühen 80ern nicht 7/7 angeflogen.
          Zur Ergänzung- auf der ANC Route kam bei LH und SR z.T. auch die D10 zum Einsatz, je nach Flugplanperiode. LH hatte auf der Asienroute sogar zum Teil Verkehrsrechte. Kann man sich heute alles gar nicht mehr vorstellen 😁

    • Ja, die Nutzung des Jetstreams macht die längere Südroute teilweise attraktiv. Es gibt aber auch andere Gründe, operationelle, Überflug-Rechte und -Gebühren, etc. Auch die Südroute kann nicht jedes Flugzeug fliegen, da für die Himalayaüberquerung die Flugzeuge mit zusätzlichem Sauerstoff (30 statt 15 min) ausgerüstet sein müssen.
      Vor Krieg und Pandemie flog LX z.b. ZRH-HKG über China, welche zwar länger ist, aber insgesamt günstiger als die Russischen Gebühren, und HKG-ZRH via Russland.
      Aviation Management ist ja so spannend, weil es so komplex ist 😊✈️

      • Weshalb müssen Flugzeuge ✈ bei einem Flug über den Himalaya mit 15 Minuten mehr zusätzlichem Sauerstoff ausgerüstet werden? Fliegen ja sonst schon in einer Höhe zw. 33’000 und 36’000 feet?

          • Es geht um Oxygen für Paxe im Falle eines Druckabfalls in der Kabine. Cockpit hat ohnehin länger. Je nach Routing kann man über dem Himalaya nicht sofort den Sinkflug/Notabstieg einleiten.
            Da dies zusätzliche Kosten und Gewichte sind, ist zusätzlicher Sauerstoff nicht in jedem A/C verbaut.
            Bzgl A346 weiss ich nicht, ob, und wenn ja, in welchen Tailsigns zusätzlicher Sauerstoff vorhanden ist.

      • Wirklich spannend.
        Und beim Lesen tauchte bei mir gleich die Frage auf, wo und wie der Sauerstoff untergebracht ist. Für mich klingt das nach sehr viel Gewicht für die Druckgasbehälter.
        Vielleicht kannst Du Dich ja mit Christoph auf einen redaktionellen Beitrag zu allen Fragen einigen (den Willen dazu einmal stillschweigend vorausgesetzt…).

        • Lieber Rainer,
          Ich glaube dass führt zu sehr ins Detail, und müsste sehr präzise beschrieben werden. Zum Teil wurden meine Anmerkungen ja auch schon ergänzt; das Thema eignet sich mehr für eine Diskussion mit Kollegen aus der Branche.
          Ich bin mir nicht sicher, ob das tatsächlich die richtige Plattform hier ist.
          Liebe Grüsse
          Florian

  2. @Robert, danke für den sehr interessanten Beitrag zu den “ neuen Routen“ nach Asien.
    Frage: Wie hoch waren die Überfluggebühren nach Asien für einen Flug, den jetzt Russland nicht mehr bezahlt bekommt ?

  3. Peter M. hat bestimmt noch nie im Flugzeug unter den Masken gesessen. Diese Sauerstoffflaschen passen wohl nicht dahin. Sie sind je nach Typ unter dem Fußboden oder an der Seitenwand im Frachtraum untergebracht.

  4. Im Cockpit – und zum Teil für die Crew – kommt der Sauerstoff aus Gasflaschen und reicht für mehr als 15 min. Für die Paxe wird der Sauerstoff in einem chemischen Verfahren in einer Einheit hergestellt, die im Panel über den Sitzen montiert ist. Die Einheiten sind normalerweise für mindestens 15 min. Versorgung ausgelegt.
    Da es sich hier um ein Redox Verfahren handelt, wird ganz erheblich wärme produziert. Wenn man viel länger als 15 min. braucht, muss nicht nur mehr in die Einheit gefüllt werden, sondern auch die Wärmeisolierung erweitert werden, um einem Schmorbrand vorzubeugen. Und damit braucht man wiederum eine andere Decken/Panelkonstruktion. Ist also nicht so einfach nur die Einheit auszutauschen, machbar aber auf alle Fälle.

    • Das stimmt so auch nicht für jeden Flieger. Auch da gibt es Varianten mit fester Sauerstoffversorgung für die Passagiere. Die Sauerstoffanforderungen gibt es ja auch auf anderen Routen wie z.B L888 nach China.

    • @Axcel – Du meinst bestimmt nicht mich, sondern @Pete, in deinem obigen Kommentar.
      Vielleicht kann jemand mir die Kosten der Überflugsrechte auf der Asienroute einmal benennen, die jetzt Russland verliert. Danke!

  5. Toller Beitrag! Kleine Abweichungen sind nicht zu beachten aber hier wird teilweise mehrere Stunden länger geflogen……..es stellt sich die Frage ob ggf eine erhöhte Meilengutschrift (wegen zusätz. Entfernung) zustandekommen sollen? Die sind ja echt mit dem Po&Sessel geflogene Meilen (nix Kreditkarte!)…. Es wäre ja keine Pflicht aber eine nette Geste der LH! 🤔

  6. „eine nette Geste der LH“ gibt es schon SEHR lange nicht mehr, leider. Darum wird LH bei uns nur noch gebucht, wenn es wirklich keine andere Möglichkeit, ggf. gern auch mit Zwischenstop, geben sollte.
    In den letzten 12 Jahren haben wir JEDEN Prozess gegen LH wegen Entschädigungen gewonnen. Trotzdem lässt LH es jedesmal wieder drauf ankommen. So kann man auch sinnlos Geld verschwenden und der ehemals gute Ruf geht immer mehr den Bach runter…

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