Lufthansa bekommt ein Übernahmeverbot von der EU

Foto: Lufthansa

Es gab ein langes Ringen um die Rettung der Lufthansa, mit Uneinigkeiten über den Einfluss des Staates auf die Airline, sowie die Garantieren, welche der Konzern zu machen hat. Dann wollte der Aufsichtsrat nicht zustimmen, da die Auflagen der EU als unannehmbar galten und auch der Großaktionär Thiele hat in den letzten Tagen für viel Aufsehen gesorgt, denn er deutete an, dass er das Hilfspaket der Bundesregierung ablehnen könnte und damit die Lufthansa in eine Insolvenz getrieben hätte.

Seit vorgestern ist klar, dass die außerordentliche Hauptversammlung das Rettungspaket für Lufthansa in einer Gesamtgröße von immerhin 9 Milliarden Euro annehmen wird und die Lufthansa somit gerettet werden kann. Allerdings fehlte hierzu auch noch die formelle Zustimmung der EU, welche alle Hilfspakete für große Unternehmen einzeln genehmigen muss.

Auch die Zustimmung der EU ist nun als letzte Hürde zur Lufthansa Rettung genommen worden und die EU Kommission hat das Hilfspaket für Lufthansa genehmigt. Dabei ist der EU vor allen wichtig, dass der Wettbewerb durch den Einstieg von Deutschland bei Lufthansa und der massiven Kapitalerhöhung, nicht verzerrt wird. Daher soll Lufthansa insgesamt bis zu 24 Slots in Frankfurt und München abgeben und man hat Lufthansa ein Übernahmeverbot für andere Airlines verpasst.

Während die Abgabe von Slots bisher schon bekannt war, hat die EU Kommission allerdings noch eine zweite Auflage für die Lufthansa Gruppe, denn man darf bis auf weiteres keine andere Airline mehr übernehmen. Gerade da die Lufthansa Gruppe durch Übernahmen von Airlines wie Swiss, Austrian Airlines und Brussels Airlines zur größten Aviation Gruppe in Europa geworden ist, ist diese Auflage durchaus interessant.

Dabei hat zwar das Übernahmeverbot für Lufthansa kein konkretes Ablaufdatum, allerdings ist es an den Ausstieg des Staates, bzw. an die Rückzahlung der staatlichen Beteiligung geknüpft, denn bevor nicht 75% der stillen Einlage ausgelöst sind, darf sich Lufthansa nicht zu mehr als 10% an anderen Airlines beteiligen.

Lufthansa darf keine Beteiligungen von mehr als 10 Prozent an Wettbewerbern oder anderen im selben Geschäftsfeld tätigen Unternehmen erwerben, bis das Rekapitalisierungsinstrument zu mindestens 75 Prozent abgelöst wurde.

Übernahme von Alitalia, TAP und Condor damit vom Tisch?

Die Lufthansa Gruppe hat vor der COVID- 19 Pandemie damit auf sich aufmerksam gemacht, dass man Interesse an Alitalia, Condor und auch TAP Air Portugal geäußert hat und die Airlines gerne teilweise oder auch vollständig übernommen hätte. Aus diesen Plänen wird nun aufgrund der EU Auflagen vorerst nichts, allerdings galten alle Übernahmepläne von Airlines durch Lufthansa seit Ausbruch der Krise als äußerst unwahrscheinlich.

Absolut ausgeschlossen sind Übernahmen durch Lufthansa allerdings auch in den kommenden Jahren nicht und Lufthansa dürfte an den Auflagen der EU nicht besonders zu knabbern haben. So wird sich der Markt vor jeder potenziellen Übernahme auch wieder stabilisieren müssen und nach Schätzungen der IATA wird dies noch mindestens bis 2023 dauern.

Sowohl die KFW, als auch die Lufthansa planen gerade damit, dass der Staat bis Ende 2023 seine Anteile an Lufthansa wieder veräußert hat, was die Übernahmesperre bereits in 2023 aufheben würde. Auch könnte sich Lufthansa schon vorher mit bis zu 10% an Übernahmekanidaten beteiligen, auch wenn dies aktuell wohl kein akutes Thema ist.

Lufthansa bekommt ein Übernahmeverbot von der EU | Frankfurtflyer Kommentar

Für Lufthansa ist das Rettungspaket der Bundesregierung der entscheidende Schritt, um die Zukunft des Konzerns zu sichern und entsprechend ist man auch willens, die Auflagen der EU zu akzeptieren und Deutschland einen gigantischen Zins für das Rettungspaket zu bezahlen.

Die Übernahmesperre dürfte die Entwicklung der Lufthansa nicht all zu sehr belasten, denn läuft alles nach Plan, wird das Übernahmeverbot nicht lange halten, da man die Staatshilfen sehr schnell zurückzahlen will. An den Zukauf von neuen Airlines wird man bei Lufthansa sowieso kaum denken, denn aktuell ist der Kurs ganz klar auf Schrumpfung.

Danke: Aerotelegraph

8 Kommentare

  1. eine politisch richtige Entscheidung, kann es ja nicht sein, dass mit Staatskapital die Übernahmen indirekt mitgetragen werden. Für die Übernahmekandidaten wird das Überleben damit nicht einfacher. Wenn es dem Kranich gelingt schnell wieder Geld zu verdienen, dann wird er sicherlich nicht zögern, den Expansionskurs fortzusetzen

    • Davon gehe ich aus. Sobald LH wieder in der Lage ist, eine andere Airline zu übernehmen, dürfen sie das auch.

      Es ist aber auch im Sinne des Steuerzahlers, dass man mit den Staatshilfen nun hoch riskante Airlines übernimmt.

    • Grundsätzlich sehe ich dass genau so! Ich wünsche mir z.B. die Air Berlin zurück, nicht nur wegen der Airline selbst, sondern auch da ich es gut fand, dass es in Deutschland Wettbewerb und hierdurch in vielen Bereichen mehr Bewegung gab.

      Ich sehe es aber auch immer kritisch, wenn der Staat in die Wirtschaft eingreift. In diesem Fall bin ich mir sehr unschlüssig was ich davon halten soll, zumal ich es für ein Feigenblatt halte. Wenn LH wirtschaftlich wieder in der Lage ist, Airlines zu übernehmen, dann dürfen sie es und vorher kann man durch 10Prozent Anteile schon einiges anbahnen. Wenn in 2021 die ersten 10 Prozent von Alitalia übernommen werden und von strategischer Partnerschaft gesprochen wird, wissen wir wohl alle wo die Reise hin geht.

      • Mit anderen Worten, du willst niedrigere Preise durch die Konkurrenz-Situation, wuerdest selber aber trotzdem weiter Lufthansa fliegen und nur fuer AirBerlin exklusive Strecken dort buchen. Ziemliech heuchlerisch, so funktioniert das Ganze natuerlich auf Dauer auch nicht.

    • Ich halte das auch für eine gute Nachricht für alle Kunden, wenngleich ich lange darauf spekuliert habe, dass der Condor irgendwie auch zum Kranich mutiert;-). Aber vielleicht kommt das ja noch.

      Ansonsten: ein Endergebnis, mit dem vorerst wohl alle Beteiligten werden leben können. Abzuwarten bleibt, was nun aus dem Beschäftigten wird. Alle werden bei Weitem nicht zu halten sein, was man ja auch allerorten in den Medien nachlesen kann.

  2. Richtige Entscheidung an dieser Stelle! Ich bin ja sowieso etwas entsetzt, dass LH von Steuergeldern nun gehalten wird, aber ein schönes Steuersparmodel über eine Abrechung in Malte laufen lässt.
    Jaja… schöne Heile Welt *Hust*

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