Lufthansa-Chef Spohr rechnet mit Verlust von 10.000 Arbeitsplätzen

Foto: Lufthansa

Lufthansa-Chef Carsten Spohr hat sich am Freitag (24. April 2020) mit einer Botschaft an die Mitarbeiter des Konzerns gewandt. Die Prognosen, die er darin ausmalt, sind düster. Nach der Coronakrise rechnet er mit einer um 100 Flugzeugen kleineren Flotte. Daraus ergibt sich als Konsequenz ein Stellenabbau von 10.000 Mitarbeitern. Erst im Jahr 2023 werde sich die Lage im Lufthansa Konzern wohl wieder normalisiert haben.

Lufthansa-Chef Spohr rechnet mit Verlust von 10.000 Arbeitsplätzen | Reduzierung der Flotte

Während sich viele Menschen derzeit noch damit beschäftigen, ob es im Sommer 2020 schon wieder irgendwohin in den Urlaub gehen kann, erwartet man bei Lufthansa eine längere Durststrecke. Lufthansa-CEO Carsten Spohr hat am Freitag die eigenen Mitarbeiter über den aktuellen Stand informiert. Das Branchenmagazin aero.de zitiert Spohr mit folgenden Worten: „Wir waren als erste Branche von dieser weltweiten Krise betroffen und die Luftfahrt wird mit die letzte sein, die sie verlassen wird“.

Immerhin 130.000 Personen arbeiteten vor dem Ausbruch des Coronavirus für den Konzern. Doch diese Anzahl wird laut seiner Einschätzung nicht zu halten sein. Nach aktuellem Stand rechnet Spohr damit, dass nach der Coronakrise 100 von über 750 Flugzeugen nicht mehr benötigt würden. Und mit ihnen auch 10.000 Mitarbeiter nicht mehr.

Von welchen Mitarbeitern sich der Konzern trennen würde, hängt von den Verhandlungen mit den Gewerkschaften ab. Eine Entscheidung sei noch nicht getroffen.

Lufthansa-Chef Spohr rechnet mit Verlust von 10.000 Arbeitsplätzen | Niedrige Auslastung

Für die Zeit nach der Krise rechnet Lufthansa zunächst mit einer 10% niedrigeren Auslastung und auch mit 10% niedrigeren Erlösen. Allein für Zinsaufwendungen würde jährlich eine Milliarde Euro fällig.

Bereits am Donnerstag (23. April 2020) berichteten wir darüber, dass sich Lufthansa aus eigener Kraft nicht mehr retten kann und dringend einen Staatskredit benötigt. Nach der Präsentation der Zahlen des ersten Quartals 2020 ist klar, dass die Staatshilfen über 10 Mrd. Euro betragen dürften. Entsprechende Verhandlungen sind mit der deutschen Regierung bereits sehr fortgeschritten und in den nächsten Tagen werden erste Ergebnisse erwartet. Doch auch Staatshilfen z.B. aus Österreich, der Schweiz oder Belgien kämen in Frage, da Lufthansa hier relevante Fluggesellschaften betreibt.

Lufthansa-Chef Spohr rechnet mit Verlust von 10.000 Arbeitsplätzen | Frankfurtflyer Kommentar

Die Aussage, dass die Coronakrise die Luftfahrtbranche als Erstes und vermutlich am Längsten betrifft, trifft es nur zu gut. Ich kann mich noch zu gut an meinen letzten Langstreckenflug von Hongkong Anfang Februar 2020 erinnern. Schon damals war die Auslastung katastrophal. Dann kamen recht schnell die zahlreichen Einreisebeschränkungen. Und während ich hier auf meinem Balkon diesen Artikel schreibe, freue ich mich, dass ich heute am Flughafen Düsseldorf bereits vier(!) Flugzeuge hab starten sehen. Eine Anzahl, die sonst in weniger als einer Viertelstunde üblich ist. Dass sich die Situation kurzfristig ändert, erwartet in unserem Team niemand mehr. Dass erst 2023 Normalität in die Branche einkehren soll, hat zumindest mich dann doch erschüttert.

Noch mehr erschüttert hat mich, dass dem Konzern schon jetzt klar ist, dass die Lufthansa-Familie um eine fünfstellige Anzahl an Menschen ärmer wird. Denn während ich zur Marke keine enge Beziehung habe und auch das Produkt schlecht finde, sind die Cabin Crews in vielen Fällen diejenigen, die einen Lufthansa Flug dann doch noch zum positiven Erlebnis machen.

Quellen: rp-online.de und aero.de

5 Kommentare

  1. die Aussage hat mich schockiert. 100 Flugzeuge ist eine Menge. Wenn man alle Airlines vom Markt nimmt, die weniger als 100 Flugzeuge haben, wieviele bleiben dann noch übrig? Ich will sagen, dass ist so als wenn eine nicht mal so kleine Fluggesellschaft verschwinden würde…..
    das er erst 2023 mit Überwindung rechnet schockiert mich weiter. Ich hab noch eine Umbuchung offen. Anstelle im Mai, plane ich jetzt Ende Sept nach Japan zu fliegen, Aber langsam bekomme ich den Eindruck, dass auch dies nicht möglich sein wird…..

    • Vielleicht interessiert es Dich. Ich habe gerade eine Nachricht erhalten, dass ein guter Bekannter in München Mitte März aus persönlichen Gründen stehenden Fusses nach Japan reiste und vor ein paar Tagen problemlos zurückkam. Zum Preis kann ich nichts sagen, aber offenbar gibt es eine funktionierende Flugverbindung. Auch jetzt.

  2. Sind wir doch ehrlich: Das ganze Flugbusiness war doch zu aufgebläht und wird nach Corona hoffentlich wieder auf ein „vernünftiges“ Mass heruntergefahren.
    Beispiel: Wozu braucht es 9 (NEUN) Flüge zwischen ZRH und TXL innert eines Tages? 1 x am Morgen, 1 x am Mittag, 1 x am Nachmittag und 1 x gegen Abend würde doch reichen. Aber LX wollte nach AB-Aus Platzhirsch sein und duldete keine Konkurenz (EZY), also hat man die AB-Slots halt übernommen. So gäbe es noch zig Beispiele, man braucht nur die Flugpläne zu konsultieren.

  3. Das ist schon Wahnsinn, dieses Gejammere von Spohr auf hohem Niveau. Wenn es der LH in den letzten Jahren und Jahrzehnten jedes Jahr wieder ein bisschen mehr blendend ging, da hat Spohr auch nicht bei der Regierung angeklopft und gefragt, was man mit der Kohle jetzt machen soll. Nein, da war die Gier so groß, daß man über die eigenen Verhältnisse gelebt, also Anschaffungen auf Kredit getätigt und Gelder rechtswidrig versteuert auf Malta geparkt hat. Wenn er jetzt sagt, daß „allein für Zinsaufwendungen jährlich eine Milliarde Euro fällig würde“, dann frage ich mich: Wessen Entscheidung war das denn bitte?? Die der Regierung? Die der Steuerzahler? Eben, NEIN!! Eine Gesundung und Konsolidierung des Marktes hat lange gefehlt, da musste nicht erst Corona kommen.

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