Lufthansa erzielt Einigung mit der EU über Auflagen zum Rettungspaket | Lufthansa wird Slots abgeben müssen

Lange wurde um die Hilfen für die Lufthansa verhandelt. Erst war man sich zwischen der Bundesregierung und der Lufthansa Führung uneins darüber, wie das Hilfspaket für die Lufthansa ausgestaltet werden soll und insbesondere wieviel Einfluss die deutsche Regierung auf die Lufthansa bekommen dürfe und dann drohte in Brüssel Ungemach, denn die EU Kommission wollte das Rettungspaket für Lufthansa an strickte Auflagen binden.

Nachdem der Aufsichtsrat der Lufthansa sogar das Rettungspaket der Bundesregierung vorerst abgelehnt hat, da die zu erwartenden Auflagen aus Brüssel nicht tragfähig für Lufthansa gewesen währen, hat man sich nach langen Verhandlungen in Brüssel nun hinter verschlossenen Türen wohl über einen Deal geeinigt.

So schreibt der Konzern in seiner Pressemeldung:

Der Lufthansa Vorstand hat in seiner heutigen Sitzung beschlossen, die von Deutschland gegenüber der EU-Kommission indizierten Zusagen für das mit dem Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) der Bundesrepublik Deutschland ausgehandelte Stabilisierungspaket zu akzeptieren.

Der Umfang der aus Sicht der EU Kommission erforderlichen Zusagen wurde im Vergleich zu ersten Indikationen reduziert.

Dabei wird Lufthansa nun staatliche Hilfen in Höhe von bis zu 9 Milliarden Euro von der deutschen Regierung bekommen, welche sich aus Krediten und Kapitalerhöhungen zusammensetzen.

  • 5,7 Milliarden Euro werden vom WSF als Stille Anteile in Lufthansa eingebracht
  • 300 Millionen Euro werden in Form einer Kapitalerhöhung bei Lufthansa seitens Deutschlands eingebracht, dafür erhält der Staat 20% der Aktienanteile an Lufthansa
  • 3 Milliarden werden als Kredit der KfW bereitgestellt

Aufgrund der Tatsache, dass nicht nur Kredite bereitgestellt werden, sondern der Staat sich auch direkt an Lufthansa beteiligt, sah die EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager massive Probleme in dem Deal und wollte Zugeständnisse von Lufthansa um zu verhindern, dass hier ein unfairer Wettbewerb entsteht, in welchem Lufthansa die Marktmacht ausnutzen könnte. Immerhin ist Lufthansa schon jetzt die größte Airline Europas und besonders in Deutschland hat man mehr als 50% des Marktanteils.

Lufthansa muss Slots in Frankfurt und München abgeben

Kern der Verhandlungen waren wie meist üblich die begehrten Slots, also die Start und Landerechte an den Drehkreuzen in Frankfurt und München, welche für neue Mitbewerber schwer zu bekommen seien. Lufthansa muss nun insgesamt bis zu 24 Slots pro Tag in Frankfurt und München an Mitbewerber abgeben.

Die Lufthansa wird demnach verpflichtet an den Flughäfen Frankfurt und München je einem Wettbewerber zur Stationierung von rechnerisch je bis zu vier Flugzeugen und drei Slots pro Flugzeug und Tag zur Verfügung zu stellen. Damit wird Lufthansa in Frankfurt und München je maximal 12 Slots abgeben müssen und das auch nur, wenn sich überhaupt ein Mitbewerber findet, welcher diese Nutzen will.

Diese Option steht für zumindest 18 Monate nur neuen Wettbewerbern an den Flughäfen Frankfurt und München zur Verfügung und auch nur Airlines aus der EU. Falls jeweils kein neuer Wettbewerber von der Option Gebrauch macht, wird die Option auch auf vorhandene Wettbewerber an den jeweiligen Flughäfen erweitert. Damit wird es vielen Billigfliegern wie Ryanair und EasyJet erst einmal nicht möglich sein, die Lufthansa Slots zu übernehmen, denn diese Airlines sind bereits in Frankfurt und München aktiv.

Die Slots sollen im Rahmen eines Bieterverfahrens zugeteilt werden. Die Slots sollen nur von einem europäischen Wettbewerber übernommen werden, der selbst keine wesentliche staatliche Rekapitalisierung aufgrund der Corona-Pandemie erhalten hat.

Ob sich unter diesen Rahmenbedingungen wirklich eine oder zwei Airlines finden, die diese Slots dauerhaft belegen werden ist daher höchst fragwürdig, denn gerade in den kommenden 18 Monaten wird man in der Luftfahrt wohl noch im Krisenmodus sein und keinen teuren Wettbewerb in Frankfurt und München mit Lufthansa starten wollen, denn Lufthansa ist auch bekannt dafür, dass man seine Drehkreuze bis aufs Blut verteidigt und hier auch eine scharfen Wettbewerb tritt.

Der Aufsichtsrat muss dem mit dem WSF ausgehandelten Stabilisierungspaket inklusive der Zusagen an die EU zustimmen. Das Unternehmen beabsichtigt im Anschluss zeitnah eine außerordentliche Hauptversammlung einzuberufen, um die Zustimmung der Aktionäre zu den WSF-Stabilisierungsmaßnahmen einzuholen.

Lufthansa erzielt Einigung mit der EU über Auflagen zum Rettungspaket | Lufthansa wird Slots abgeben müssen | Frankfurtflyer Kommentar

Mit diesem Ergebnis dürfte die Lufthansa Rettung nun wohl vollendet sein und die größte deutsche Airline wird nach der Corona Pandemie den Neustart erfolgreich wagen können. Auch mit den Auflagen der EU und der Tatsache, dass sich die Bundesregierung ihre Hilfen mit bis zu 9,5 Prozent Zinsen fürstlich entlohnen lässt, könnte Lufthansa mittelfristig aus dieser Krise als Gewinner hervorgehen.

Auch wenn man jetzt viel jammert, war Lufthansa vor der Krise grundsolide aufgestellt und man wird sich wohl auch schnell auf die neue Marktumgebung einstellen. Ich wäre nicht überrascht, wenn wir in den kommenden Jahren die ein oder andere Erfolgsmeldung von Lufthansa hören werden oder auch einen Zukauf einer weiteren europäischen Airline, zum Beispiel aus Italien. Die Rahmenbedingungen sind nun zumindest geschaffen.

6 Kommentare

  1. Hoffen wir dass Easy jetzt und Ryanair bald Pleite sind.Wir können doch nicht immer für ganz Europa bezahlen und Buissnes abgeben.Ea reicht schon das EU Rettungspaket für die Staaten die bei ihrem Eurobeitritt gelogen haben.Wie Italien Portugal Spanien und Griechenland

  2. ich zweifle dass easy und Ryan sich die Spots leisten könne. KLM, Airfrance, BA und die anderen EU Airliner haben Staatshilfen erhalten und dürfen nicht kaufen… Also geht es, wenn an Emirates and Co…… Wo ist der Gewinn für uns Verbraucher? Er ist gleich NULL. Wie hoch ist der Schaden für LH? Größer als unser Gewinn, als Verbraucher. Das kommt dabei raus, wenn ungelernte Politiker meinen im Big Business mitspielen zu können. Wer es nicht glaubt schaut nach Amerika! Aber das ist ein anderes Thema……

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