Lufthansa glaubt an schnellen Turnaround in 2021

Foto: Lufthansa

Für Lufthansa ist die Corona Krise die schwerste Krise seit der Neugründung nach dem zweitem Weltkrieg. Mit immer wieder neuen Lock Downs, Reisebeschränkungen sowie Test- und Quarantänevorschriften ist das Geschäft der größten Airline Europas quasi komplett zum Erliegen gekommen und man ist eigentlich nur noch ein Schatten seiner selbst.

Aktuell bietet Lufthansa noch etwa 20% des normalen Angebotes an und vermutlich wird sich die Situation in den kommenden Wochen auch nicht ändern, aber bei Lufthansa sieht man Grund zur Hoffnung, denn man erwartet, dass ab April 2021 der Aufschwung startet. Ebenso hofft der Kranich, dass man so gut auf den Neustart der Airline vorbeireitet ist, dass man schneller wieder profitabel werden kann, als befürchtet. Zwar wird es vermutlich bis 2024 dauern, bis sich die Passagierzahlen wieder auf dem Niveau von 2019 eingependelt haben, jedoch will Lufthansa schon 2022 wieder profitabel sein, nicht zuletzt um sich von den Staatshilfen zu befreien.

Lufthansa hat vom deutschen Staat 9 Milliarden Euro an Staatshilfen erhalten, welche allerdings zum größten Teil nur als Kredite daher kommen und mit bis zu 9,5% Zinsen pro Jahr, extrem teuer sind. Daher will Lufthansa die Staatshilfen auch nach Möglichkeit nicht anfassen und hat sich auf dem Kapitalmarkt 1,6 Milliarden Euro über zwei neu imitierte Anleihen gesichert, welche mit einer Verzinsung von 2-3% deutlich günstiger für die Airline sind und die Liquidität im kommenden Jahr sicherstellen werden.

Dabei haben sowohl die Finanzmärkte, als auch Lufthansa selbst nun massive Hoffnung für die zweite Jahreshälfte 2021 entwickelt, da es sehr gute Nachrichten in Bezug auf Impfstoffe gab, welche sich auch schon jetzt in den Buchungen wiederspiegeln. So sind besonders touristische Strecken ab Ostern gefragt und Ziele wie die Malediven, Mexico und Südafrika sind teilweise schon fast ausgebucht.

Besonders zum Neustart wird man sich besonders auf die touristischen Strecken fokussieren, da diese traditionell schneller wieder anziehen, als die Buchungen von Business Passagieren, insbesondere nachdem in der Pandemie in den meisten Firmen Geschäftsreisen vorerst komplett untersagt wurden. Bis sich diese Reisevorschriften ändern, wird es erfahrungsgemäß deutlich länger dauern und es ist zu befürchten, dass die Belastungen auf die Wirtschaft durch die Pandemie auch die Geschäftsreisen in den kommenden Jahren deutlich einschränken werden.

Lufthansa wird beim Neustart anders aussehen

Natürlich musste sich auch Lufthansa in den letzten Monaten radikal verändern und um die Kosten möglichst weit zu reduzieren, wurde die Airline in weiten Teilen in einen Dornröschenschlaf versetzt. Allerdings wird Lufthansa aus diesem Schlaf deutlich verändert erwachen, wenn der Frühling sie wieder wach küsst.

So wird sich Lufthansa nicht nur verstärkt auf touristische Strecken konzentrieren, wofür man die neue Airline innerhalb von Lufthansa, Ocean, welche unter dem Branding von Lufthansa fliegen wird, vorantreibt. Ebenso hat sich Lufthansa auch in den letzten Monaten bereits massiv verkleinert.

So haben in 2020 bereits 29.000 Mitarbeiter das Unternehmen verlassen und auch im neuen Jahr werden wohl mehrere Tausend Stellen bei Lufthansa wegfallen. Dabei will der Konzern nach Möglichkeit auf betriebsbedingte Kündigungen weiterhin verzichten und setzt auf freiwillige Abgänge und Teilzeitmodelle.

Sehr deutliche und für Lufthansa enorm bedeutende Veränderungen wird es bei der Flotte geben, bzw. diese hat es schon gegeben. So sind aktuell alle Boeing 747-400, Airbus A380 und Airbus A340-600 stillgelegt und ob auch nur eines dieser Flugzeuge wieder für Lufthansa fliegen wird ist mehr als fragwürdig. Auch ältere Maschinen der Airbus A320Famile mussten die Lufthansa Flotte verlassen.

Lufthansa will in den kommenden Monaten und Jahren den Umbau der Flotte mit Nachdruck vorantreiben und hierbei will man auf kleinere und sparsame Jets setzen.  So will Lufthansa in den kommenden drei Jahren bis zu 80 neue Jets in die Flotte nehmen, wobei diese vermutlich alle ältere Flugzeuge ersetzen werden. Den größten Anteil der neuen Flugzeuge wird wohl auf die Airbus A320 Familie entfallen, denn hier will man einige neue Airbus A320/A321NEO übernehmen, welche bis zu 25% sparsamer fliegen können als die ältere Generation.

Eine ähnliche Änderung wird man auf der Langstrecke sehen, denn hier wird vor allem der Airbus A350-900 zur Flotte kommen, aber auch einige Boeing 777-9X und vermutlich auch bald schon die Boeing 787-9. Gerade in den kommenden Jahren will Lufthansa verstärkt auf kleinere Flugzeuge auf der Langstrecke setzen.

Dabei wird Lufthansa bei den neuen Flugzeugen, welche man in den kommenden Jahren erhält auch einen für die Airline sehr ungewöhnlichen Weg gehen, denn die Airline will die neuen Jets nicht kaufen, sondern leasen. Hierfür soll man schon mit dem größten Leasinganbieter der Welt, Aercap, weitreichende Gespräche geführt haben, in welchen der CEO von Aercap, Aengus Kelly, gesagt haben soll, dass es zwei Airlines auf der Welt gebe, denen er aktuell ohne bedenken Flugzeuge vermietet: Lufthansa und Singapore Airlines. So groß ist die Zuversicht auf dem Markt in Lufthansa.

Veränderungen auch am Produkt

Aber natürlich wird die Krise nicht nur an den Strukturen der Lufthansa einiges verändern, auch das Produkt und damit das Erlebnis der Passagiere wird sich nach der Krise erst einmal verändert haben. So spürt man in der Branche gerade, dass die Passagiere enormen Wert auf Hygienekonzepte legen und hier wird wohl auch das Augenmerk von Lufthansa sein.

Ein großes Opfer der Pandemie wird aber vor allem die First Class sein, denn diese wird es in den kommenden zwei Jahren bei Lufthansa wohl nur sehr untergeordnet geben, da sie nur an Bord der Boeing 747-8 noch verbaut ist. Zwar will Lufthansa an der First Class festhalten und man arbeitet wohl auch an einem Konzept für eine First Class im Airbus A350-900, aber wie schnell man dies umsetzen kann ist aktuell unklar.

Eine weitere Veränderung wird es auch auf der Kurzstrecke in der Economy Class geben, denn hier wird man ab März den kostenlosen Snack und auch die kostenlosen Getränke streichen. Stattdessen wird es ein Buy on Bord Konzept geben. Auch wenn man hier wenigstens auf deutlich hochwertigere Snacks und Getränke in der Economy Class hoffen darf, welche dann eben bezahlt werden müssen, ist dies ein klares Sparkonzept von Lufthansa.

Lufthansa glaubt an schnellen Turnaround in 2021 | Frankfurtflyer Kommentar

Man darf für das Reisejahr 2021 optimistisch sein, denn die Branche ist es nun auch. Gerade Lufthansa sieht sich für den Neustart inzwischen gut gerüstet, auch wenn man natürlich noch Jahre von der Pandemie und deren Folgen belastet sein wird. So werden die kommenden Wintermonate noch hart werden, aber ab dem Frühling sollte man den Aufschwung deutlich spüren.

Hoffen wir, dass es wirklich so kommt und dass wir und die gesamte Reisebranche sich schnell von der Pandemie erholt, auch wenn sie beim Neustart in diesem Jahr anders aussehen wird als noch 2019.

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