Lufthansa schickt Flugbegleiter zur Pause in die Economy Class

Flugbegleiter steht auf Langstreckenflügen natürlich auch eine Pause zu, damit man sich zwischen den stressigen Phasen des Fluges, zu Beginn und am Ende etwas regenerieren kann. Hierfür steht den Flugbegleitern bei Lufthansa für gewöhnlich ein Crewrest zur Verfügung, was ein eigener Bereich im Flugzeug ist, in welchen man Betten findet.

Ask the Flight Attendant ✈ Das Crewrest

Bei Lufthansa waren es die Flugbegleiter bisher gewohnt, dass man auf ausnahmslos allen Langstreckenflügen ein Crewrest zur Verfügung hat, allerdings wird sich dies nun auf einigen Flügen ändern, denn Lufthansa baut aus mehreren Airbus A330-300 und Airbus A340-300 das Crewrest aus, um mehr Fracht transportieren zu können. Die Flugbegleiter sollen ihre Pausen auf reservierten Sitzen in der Economy Class verbringen.

Betroffen von dieser Regelung sind bei weitem nicht alle Flüge, sondern vor allem die kurzen Langstrecken, z.B. nach Zentralafrika und den Nahen Osten, sowie Flüge an die US Ostküste und wohl auch nach Indien.

Lufthansa wird hierbei die sogenannten Mobile Crewrest Units aus den Airbus A330-300 und A340-300 entfernen. Hierbei handelt es sich im Grunde um besondere Container im Frachtraum der Flugzeuge, welche als Crewrest umfunktioniert wurden und schon in ihrer Konzeption so ausgelegt sind, dass man sie schnell ein- und ausbauen kann.

Da die Mobile Crewrests allerdings im Frachtraum auf Positionen installiert werden müssen, welche sonst für Frachtcontainer genutzt werden, geht hier Kapazität im Frachtraum verloren, welche Lufthansa gerade in der aktuellen Phase für Fracht teuer verkaufen könnte. Damit ist die Entscheidung, dass man die Crewrests aus einem Teil der Langstreckenflotte entfernt als rein ökonomisch anzusehen.

Besonders gut kommt diese Entscheidung bei den Flugbegleitern natürlich nicht an und die Gewerkschaft UFO besteht weiterhin auf „räumlich abgetrennt Ruhebereiche“. Gerade im Hinblick auf die Pandemie sei dies für die Arbeitssicherheit der Flugbegleiter unentbehrlich. Man wolle sich nicht vorstellen, dass Flugbegleiter in einem vollen Flug nach Indien in der Economy Class, mit FFP2 ihre Pause verbringen müssen.

Hierbei sollte man bedenken, dass die Crewrest Situation bei Lufthansa durchaus als luxuriös zu bezeichnen ist, denn dass man auf allen Langstrecken ein Crewrest zur Verfügung hat ist in der Branche nicht die Regel. So hat Swiss im Airbus A330-300 komplett auf das Crewrest verzichtet und die Flugbegleiter verbringen die Pausen auf den Jump Seat oder einige Airlines haben in der Economy Class auf Flügen von über zehn Stunden einfach Sitze für Flugbegleiter geblockt, welche mit einem Vorhang „räumlich abgetrennt“ werden.

Dass Flugbegleiter oder auch Piloten auf normalen Passagiersitzen die Pause verbringen ist teilweise sogar mehr die Regel, als die Ausnahme. Bei United Airlines gibt es z.B. die Regelung, dass Piloten in der Pause Anspruch auf einen Business Class Sitz haben, auch wenn ein Crewrest an Bord ist und die meisten Piloten bevorzugen diesen auch, gegenüber dem Crewrest.

Betroffen von dem laut Lufthansa temporären Ausbau der Mobile Crewrests sind nur die Airbus A330- 300 und Airbus A340-300 und auch nur auf kürzeren Flügen. In der Boeing 747 und den Airbus A350 sind die Crewrest Bereiche fest mit dem Flugzeug verbaut und teilweise auch nicht im Frachtraum, sondern z.B. über der Passagierkabine.

Lufthansa schickt Flugbegleiter zur Pause in die Economy Class | Frankfurtflyer Kommentar

Es hört sich fast schon wie ein handfester Skandal an, dass man Flugbegleiter in die Economy Class schickt, um Pausen auf Langstrecken zu machen, allerdings ist dies in der Branche keine ungewöhnliche Regelung. Dass man auch auf Fügen in den Nahen Osten ein Crewrest an Bord hat ist dagegen äußerst unüblich.

Gerade bei sehr kurzen Langstrecken ist der Nutzen eines Crewrest auch sehr überschaubar, denn zwischen dem ersten und zweiten Service wird die Crew für die Pausen aufgeteilt und auf einigen Flügen hat hier jeder Flugbegleiter weniger als 90 Minuten Pause, welche man durchaus auch auf einem Sitz verbringen könnte.

Dass die Streichung des Crewrest auf einigen Strecken aber wirklich nur eine temporäre Lösung sein soll kann ich mir fast nicht vorstellen, denn nicht nur dass man die Frachtkapazität der Flugzeuge erhöhen kann, man spart durch den Wegfall der Mobile Crewrest Unit auch eine Menge Gewicht und damit Treibstoff.

Danke: aero.de

6 Kommentare

  1. Kein Skandal!!!

    Skandal ist dass die Gewerkschaften sofort schreien obwohl nirgendwo vorgeschrieben steht „crewrest muss angeboten werden“

    Lufthansa, die Airline mit den Gold Bedingungen muss sich ändern, denn die Zeiten „wir brauchen für jedes Ticket 350€“ sind einfach nur vorbei

  2. Kommt halt zu einem ungünstigen Zeitpunkt (Corona), aber verstehen kann man, dass LH alte Zöpfe abschneidet und das gerade jetzt machen muss, da jeder Euro zählt.
    Es war nie Branchenstandard ein CrewRest auf kürzeren Strecken zu haben und mit A321Lx/r wird es das per default nicht mehr geben.
    Ich kann die Auffuhr der Kabine nachvollziehen, aber es geht auch um diese Jobs.

    • DAs sehe ich genau so. Es war wohl auch nie wirklich vorgesehen, dass immer ein Crew Rest an Bord ist, dafür hat man ja die mobile Version gewählt.

      LH Crews geht es in manchen belangen durchaus sehr gut, aber durch den Kostendruck der Pandemie werden da einige Dinge verschwinden. Aus der Sicht der Airline verstehe ich es, für die Flugbegleiter tut es mir Leid, denn ich gönne ihnen durchaus das Bett.

  3. Zunächst einmal finde ich es interessant, dass man offenbar während des Fluges aus dem Passagier- in den Frachtraum gelangen kann. So ganz klar war mir das nicht ansatzweise, auch, wenn sich die Hinweise in letzter Zeit verdichteten. In meiner Jugendzeit hatte ich einmal – vielleicht ja auch falsch – gelernt, dass Frachträume nicht einmal klimatisiert sind. Möglicherweise war es ja auch so, ist schon ein paar ganz wenige Wochen her …

    Was die Rückzugsräume betrifft …
    Ich weiß nicht, wie es anderen Mitbürgern geht. In meiner beruflichen Laufbahn war ich außerordentlich dankbar, dass mir mein Job jederzeit die Möglichkeit gab, 15 Minuten unsichtbar zu werden. Das hat in ganz vielen Situationen geholfen, einen kühlen Kopf zu bewahren oder überhaupt erst einmal wieder zu einem solchen zurück zu kommen.

    Ruhepausen jetzt weitestgehend ungeschützt zwischen den Passagieren zu verbringen, könnte manchen Passagier dazu anregen, den Flugbegleiter, der „ja gerade nichts zu tun hat“ um irgend etwas zu bitten. Mag sein, dass ich zu schwarz sehe, Robert weiß es sicher besser.

  4. Ich verstehe den Skandal immer noch nicht?
    Wenn Firmen wie Continental Bereiche als GmbH outcarven, um aus dem Arbeitgeber Verband austreten zu können und den Mitarbeitern tarifliche Leistungen nicht mehr bezahlen zu müssen (zb Reisezeiten), gibt’s dann auch so einen Skandal Aufschrei?

    Beim Kunden darf LH kürzer, der ist ja böse und will unsrere Preise nicht mehr bezahlen bzw kauft deshalb bei der Konkurrenz. Aber intern ist jede Sparmaßnahme ein Skandal?

  5. Meine Frau und ich waren die einzigen Passagiere in der First auf dem Weg nach SFO (ja,ja, das gab’s früher noch).
    Wir wurden freundlich gefragt, ob es uns stören würde, wenn die Crew auf den leeren Sitzen ihre Ruhezeit verbringe.
    Uns war das egal, denn bei einem Notfall wäre sie ja in der Nähe gewesen — und das erst noch ausgeruht !!!

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