Lufthansa will Alitalia übernehmen und ist bereit zu kämpfen

Foto: Lufthansa

Eigentlich wurde schon berichtet, dass der Deal zwischen der italienischen Regierung, der staatlichen Eisenbahn Ferrovie dello Stato Italiane (FS), Delta Airlines und Air France/ KLM so gut wie perfekt sei und man gemeinsam Alitalia übernehmen und retten wolle. Nun meldete sich aber auch der Lufthansa Vorstand Harry Hohmeister zu Wort und sagte sehr klar, dass Lufthansa immer noch Alitalia übernehmen möchte.

„Wir kämpfen um den Markt Italien und damit auch um Alitalia“ sagte Hofmeister zu der Nachrichtenagentur Reuter. Man habe in letzter Zeit Gespräche mit Verantwortlichen in der italienischen Regierung und mit FS geführt. Dabei halte Lufthansa zwar weiterhin an ihrem ursprünglichen Plan für Alitalia fest, man sei nun aber bereit, vorerst nur 51% von Alitalia zu übernehmen. Mit einer Minderheitsbeteiligung von FS sei man einverstanden, lediglich eine Beteiligung und Betrieb der Airline, gemeinsam mit dem italienischen Staat schließt Lufthansa aus.

Alitalia soll als Marke erhalten bleiben

Lufthansa hat in ihren Angeboten für Alitalia immer betont, dass die Marke Alitalia erhalten bleiben soll und man sie innerhalb des Lufthansa Konzerns als eigene Airline betreiben würde, wie z.B. Swiss und Austrian Airlines. Allerdings benötigt es hierfür spürbare Umbauten innerhalb der Airline und auch Personal müsse abgebaut werden.

Gerade der Personalabbau, welcher von Lufthansa als zwingend angesehen wird, wird von der populistischen italienischen Regierung immer wieder abgelehnt und auch bei den in Italien sehr mächtigen Gewerkschaften wird man hier auf Widerstand stoßen.

Lufthansa hat nun vorgeschlagen, dass man nur 3.000 Stellen bei Alitalia abbaut und den betroffenen Mitarbeitern einen neuen Job innerhalb des Lufthansa Konzerns anbietet. Dies würde allerdings einige Flexibilität voraussetzen.

Kampf um die Anteile von Alitalia

Aktuell will man in Rom Alitalia unter Delta Airlines (20%), Air France/KLM (20%), FS (30%) und dem italienische Staat (15%) aufteilen. Die übrigen 15% könnten im Streubesitz verbleiben oder von einem weiteren Investor bezahlt werden.

Besonders spannend ist auch die Beteiligung des Staates, denn diese könnte als Rückzahlung des fragwürdigen Brückenkredits für Alitalia dienen, da die Airline vermutlich nicht den gesamten Kredit bedienen kann und auch die neuen Investoren eigentlich nicht daran interessiert sind, diesen zu bezahlen.

Lufthansa schwebt vor, dass man vorerst 51% an Alitalia übernimmt und die restlichen 49% z.B. bei FS liegen. Eine Beteiligung des Staates lehnt man aber ausdrücklich ab, ebenso wie eine Minderheitenbeteiligung von Lufthansa. Langfristig will man auch Alitalia zu 100% übernehmen.

Lufthansa will Alitalia übernehmen und ist bereit zu kämpfen | Frankfurtflyer Kommentar

Es ist und bleibt spannend, was mit Alitalia passiert und es war schon fast davon auszugehen, dass Lufthansa sich nicht einfach gegen Air France, KLM und Delta geschlagen gibt. Alleine die extrem gute wirtschaftliche Situation der Lufthansa Gruppe, sollte für die Verantwortlichen bei Alitalia Grund genug sein, dieses Angebot weiter zu prüfen.

Für Alitalia wäre das Angebot von Lufthansa vermutlich das sinnvollere, auch wenn es hier erst einmal zu Einschnitten bei Alitalia kommen würde.

Wirklich verstanden, was Delta und Air France/KLM mit ihren Minderheitenbeteiligugnen an Alitalia erreichen wollen, ist nicht ganz klar. Alitalia ist zwar Mitglied der gemeinsamen SkyTeam Allianz, aber besonders für das sehr wichtige Joint Venture zwischen Delta und Air France/KLM auf Transatlantikflügen, spielt Alitalia quasi keine Rolle. Hier wird schon vermutet, dass man besonders Lufthansa von Alitalia fern halten will, um eine Übermacht in Europa zu verhindern.

4 Kommentare

  1. Meiner Meinung nach sollte LH die Finger von AZ lassen. Bei der Gemengelage kann man glaub ich nicht gewinnen, speziell wenn die „Politik“ die Finger mit im Spiel hat, egal ob direkt oder indirekt via FS.

    • Daher pocht man wohl so auf die min. 51% damit hat man dann doch die Kontrolle, womit man schon einmal anfangen könnte. Bei der nächsten Wahl wird dann FS plötzlich happy sein, wenn man Alitalia komplett verkaufen darf.

  2. Ich dachte bisher auch, dass Lufthansa via Air Dolomiti eher langfristig plant.
    Vielleicht hat sich zwischenzeitlich die Verhandlungslage geändert. Ein Außenstehender wie meinereiner kann nicht einschätzen, wie sehr Alitalia durch Air Italia und Air Dolomiti in die Zange genommen wird (oder auch nicht).

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