Lufthansa wird über 10 Milliarden Euro an Staatshilfen brauchen

Foto: Lufthansa

Die Coronakrise trifft Airlines extrem hart und nachdem die gesamte Passagierluftfahrt zum Erliegen gekommen ist, überrascht es keinen mehr, dass Airlines in massive Schieflage gekommen sind. Wie drastisch die Situation allerdings ist, wird einem erst bewusst, wenn man mit den gigantischen Summen konfrontiert wird, welche nun im Raum stehen.

Lufthansa geht davon aus, dass man nach der Coronakrise nicht mehr ohne Unterstützung einen Neustart schaffen kann und daher befindet man sich gerade in intensiven Gesprächen mit den Regierungen in Deutschland, Österreich, der Schweiz und Belgien für finanzielle Unterstützung aller Lufthansa Gruppe Airlines.

Insgesamt wird die Lufthansa Gruppe über 10 Milliarden Euro an Staatshilfen benötigen, was in sich schon eine dramatische Nummer ist, wenn man aber auch bedenkt, dass Lufthansa eine der gesündesten Airlines der Welt war, als die Krise begonnen hat, wird dies noch einmal dramatischer.

Lufthansa verliert Milliarden in der Krise

Lufthansa selbst, sowie die Regierungen in Deutschland, Österreich, Belgien und der Schweiz, wollten sich zu möglichen Staatshilfen noch nicht öffentlich äußern, allerdings ist klar, dass Lufthansa in absehbarer Zeit das Geld ausgehen wird.

Gerade hat man die Zahlen für das erste Quartal 2020 veröffentlicht, welches traditionell zwar schwach ist, allerdings hat man schon von Januar bis März die Auswirkungen des Coronavirus gemerkt. So ist der Umsatz um 18 Prozent zurück gegangen im Vergleich zum Vorjahr und dennoch bedeutete dies bereits einen Verlust von 1,2 Milliarden Euro im ersten Quartal.

Den Höhepunkt der Verluste wird Lufthansa wohl im zweiten Quartal 2020 erwarten, denn aktuell sind die Einnahmen der Airline durch Ticketverkäufe quasi zum Erliegen gekommen und Lufthansa verliert pro Stunde eine Millionen Euro. Wenn man dies hochrechnet, wird der Verlust im zweiten Quartal etwa zwei bis zweieinhalb Milliarden Euro betragen.

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Die Liquidität der Lufthansa Gruppe verringert sich aktuell zusehend und inzwischen kann man noch 4,4 Milliarden an liquiden Mitteln aufweisen und das, nachdem man sich im März frisches Geld aus Krediten in Höhe von 900 Millionen Euro beschafft hat, um die Liquidität zu sichern.

Auch wenn sich 4,4 Milliarden Euro nach unglaublich hohen Rücklagen anhören, muss man immer bedenken, dass eine Airline wie die Lufthansa Gruppe enorme Bargeldreserven zum stabilen Durchführen des Flugbetriebes benötigt und entsprechend darf die Liquidität der Airline nicht auf null fallen. Schon deutlich früher würde die Airline als Bankrott gelten, denn sie weist dann nicht mehr die für einen Neustart nötigen Bargeldreserven auf, um einen zuverlässigen Flugbetrieb zu gewährleisten.

Staatshilfen für Lufthansa gelten als gesichert

Auch wenn die Details zum den Staatshilfen für Lufthansa noch nicht veröffentlicht wurden, geht man davon aus, dass in den kommenden Tagen schon eine große Ankündigung, auch als Signal an den Markt und die Börse kommt, dass Lufthansa abgesichert ist.

Bloomberg berichtet bereits einige Details über die Staatshilfen für die Lufthansa Gruppe, wobei hier auch klar gesagt wird, dass über die Details noch verhandelt wird.

Besonders schwierig ist die Situation auch, da die Lufthansa Gruppe als europäische Airline aufgestellt ist und Flugbetriebe in Deutschland, Österreich, Belgien, der Schweiz und Italien betreibt. Entsprechend müssen und wollen sich die Regierungen in den verschieden Ländern auch beteiligen an einer Rettung der Airlines, allerdings muss auch sichergestellt werden, dass kein Steuergeld ins Ausland fließt.

Das Rettungspaket soll aus über 10 Milliarden Euro bestehen, wobei die Regierungen von Österreich, Belgien und der Schweiz wohl bis zu 1,5 Milliarden Euro an Swiss, Austrian Airlines und Brussels Airlines geben werden. Der Löwenanteil von bis zu 9 Milliarden Euro soll aus Deutschland kommen und zwar in Form von Kreditzusagen.

So sollen aus den deutschen Wirtschaftsstabilisierungsfonds WSF drei bis vier Milliarden Euro kommen und noch einmal Kredite der KFW in Höhe von bis zu 5 Milliarden Euro. Dabei wird der deutsche Staat 80 Prozent der Kredit garantieren und für die übrigen 20 Prozent werden die Vermögenswerte der Lufthansa, wie etwa die Flugzeuge, herhalten.

Lufthansa wird über 10 Milliarden Euro an Staatshilfen brauchen | Frankfurtflyer Kommentar

Es sind wirklich unvorstellbare Summen, welche Lufthansa als größte Airline in Europa zum Überstehen der Coronakrise benötigt, allerdings steht man immer noch besser dar, als viele andere Airlines. Air France alleine wird wohl 6 Milliarden Euro vom französischen Staat brauchen und ist dabei etwa vier mal so klein, wie die gesamte Lufthansa Gruppe.

Was man allerdings immer bedenken muss ist, dass trotz der Staatshilfen diese unvergleichbare Krise den Airlines noch lange zu schaffen machen wird. Nicht nur dass man erwartet, dass es bis 2023 dauern wird, bis die Nachfrage im Flugbetrieb wieder auf dem Level von 2019 liegt, die Staatshilfen sind auch im größten Teil kein Geschenk, sondern sie müssen zurück gezahlt werden.

Vermutlich wird Lufthansa noch zehn Jahre lang die Auswirkungen dieser unvergleichlichen Krise spüren, wenn nicht sogar länger. Wie dies die Luftfahrt verändern wird, kann aktuell noch niemand vorhersagen.

5 Kommentare

  1. Jahrelang wurden Gewinne des Konzerns zur Steueroptimierung in die Schweiz verschoben und behauptet die Swiss mache traumhafte Gewinne. Vom Schweizer Staat wird es nichts geben für einen Deutschen Konzern nur weil er seine Flugzeuge hier andere Farben haben.
    Vergessen wurde auch nicht das die Swissair beinahe an Lufthansa verschenkt wurde damals.

  2. Aber bitte die Staatshilfe NICHT für laufende Kosten verwenden !!
    Es warten nämlich noch zig Leute auf ihr Geld aus Rückerstattungen von nicht erbrachten, aber Monate im voraus bezahlten Leistungen.
    Es scheint mir eh ein komisches Geschäftsmodell zu sein, dass Vorauszahlungen für Flüge für’s laufende Geschäft herangezogen werden.
    Das Geld könnte auf ein Sperrkonto fliessen und am Reisetag wird es von dort abgebucht. Bei allf. Annullationen wäre das Geld dann problemlos zur Rückerstattung vorhanden und es gäbe keine Refunds via Gutscheine, weil Kasse leer.

    • Super Idee. Wäre ja ganz nett, wenn LH nun die stornierten Tickets endlich mal erstatten würde. Vielleicht bliebe ja noch etwas Geld für die Miles&More Buchungen übrig, welche nach „unbestimmter Zeit“ (incl. Meilen!) erst rückerstattet werden.

      • Ich nochmals: Auch bei meiner Hotelreservation über miles-and-more/hotels in LIS war es sehr, sehr mühsam zu stornieren. Grund: Ich hätte einen Tarif gebucht, der KEINE Annullierung/Verschiebung zulässt und Portugal stünde nicht auf ihrer „Seuchenliste“! NACH dem ausgefallenen Reisetermin hiess es dann, ich sei gar nicht im Hotel erschienen ohne zu stornieren. Ja wie sollte ich denn überhaupt reisen ohne entspr. Flüge? Habe dann das Dossier meiner Versicherung übergeben und das Geld war innert 5 Tagen wieder auf meinem Kreditkarten-Konto!

    • Nach der Finanzkrise von 2008 sind die staatlichen Regularien fuer die Liquiditaet von Banken massiv verschaerft worden (Basel III).
      Analog sollte man nach der Corona-Krise die Liquiditaets-Anforderungen fuer Airlines und andere Reiseveranstalter anpassen:
      1.) Vorauszahlungen verbleiben bis zum Abschluss der Reise auf einem Treuhand-Konto (bei Visa und Mastercard koennte ganz einfach der Acquirer die Auszahlung so lange versoegern).
      2.) Airlines muessen zusaetzlich dazu genuegend Liquiditaet bereithalten, um fuer jedes verkaufte Ticket eine eventuelle EU261/04 Entschaedigung zahlen zu koennen und bis zu 10 Tage die Betreuungsleistungen (Verpflegung+Unterkunft) fuer jeden Passagier erbringen zu koennen.
      3.) Die Auszahlung von Entschaedigungen wird zentral und automatisch veranlasst, so dass Airlines sich bei Selbstverschulden nicht mehr herausreden koennen.

      Wenn die Bedingungen nicht erfuellt sind -> Sofortiger Entzug der Betriebserlaubnis (AOC).

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