Nach Mitarbeiter-Protest: Swiss streicht das „Dine on Demand“-Konzept wieder

Swiss wollte in Sachen Premium-Service bei den Großen mitspielen, doch ist im ersten Anlauf kläglich gescheitert. Nur knapp zwei Monate nach der Ankündigung eines „Dine on Demand“-Konzeptes in der Business Class auf Langstrecken, ist das Konzept gescheitert. Widerstand der Mitarbeiter hat dafür gesorgt, dass Fluggäste bis auf Weiteres wieder nicht mehr dann speisen dürfen, wann sie wollen.

Was bei vielen Premium Airlines, insbesondere aus Asien, seit Jahren zum guten Ton gehört, kündigte auch die Lufthansa-Tochter Swiss vor wenigen Wochen an. Seitdem sollten Fluggäste der Business Class zum Wunschzeitpunkt („Dine on Demand“) ihr mehrgängiges Menü genießen können. Das Swiss Management sah hier eine passende Möglichkeit, das Erlebnis für den Fluggast noch individueller zu gestalten.

Neues Catering bei Swiss. Foto: Swiss

Swiss streicht das „Dine on Demand“-Konzept wieder | Konzept gescheitert

Doch dieser Versuch scheiterte an einem Aufstand des Kabinen-Personals. Wie die Zeitung 20 Minuten berichtet, haben tausende Mitarbeiter der Cabin Crew bei ihren Vorgesetzten gegen das neue Service-Konzept protestiert. Laut einem weiteren Bericht hat der neue individuelle Service zudem zu „nicht auszuhaltendem Stress“ geführt, „in der Bordküche seien Tränen geflossen“ und die Cabin Crew hat über „grauenhafte“ Zustände geklagt.

Die Stimmung innerhalb der Fluggesellschaft sei am Boden. Daher wurde nun die Reißleine gezogen und der „Dine on Demand“-Service eingestellt. Auch die darüber hinaus gehende persönliche Betreuung der Business Class Gäste, werde nur noch optional angewendet. In einem Brief an das Personal gibt sich das Cabin Crew Management Kleinlaut „Der Start verlief definitiv nicht so, wie wir uns das gewünscht hätten“. Man entschuldigt sich für „Unsicherheit, Stress, Unzufriedenheit und Frustration“ und bestätigt „So soll und darf es nicht weitergehen“.

Unter dessen feiert die Gewerkschaft des Kabinenpersonals „Kapers“ ihren Erfolg. Die Präsidentin Sandrine Nikolic-Fuss äußert sich: „Dieser Erfolg des Personals ist einmalig in der Geschichte der Swiss. Die Crew hat es geschafft, sich zu wehren“.

Swiss passt nun den Service an und führt in den nächsten Tagen Testflüge durch. Inwiefern sich die Bedingungen für die Flugbegleiter verbessern, muss sich dann noch zeigen. Ob der Versuch mit dem „Dine on Demand“ auch zu Kündigungen geführt hat, konnte oder wollte Swiss nicht bestätigen.

Review: Swiss Business Class Boeing 777 im Stübli von Zürich nach Hongkong

Swiss streicht das „Dine on Demand“-Konzept wieder | Angepasster Service

Doch die Schweizer Fluggesellschaft ist weiterhin davon überzeugt, dass individueller Service wichtig ist. Daher arbeitet Swiss bereits seit den vergangenen Wochen an Optimierungsmöglichkeiten. Diesmal in Abstimmung mit der Gewerkschaft des Kabinenpersonals.

Mit dem angepassten Service-Konzept sollen wieder Arbeitsschritte zusammengeführt und Service-Prozesse vereinfacht werden. So soll auch Zeit gespart werden. Außerdem wird sich wieder ein Mitarbeiter primär um die Aufgaben in der Galley kümmern. Zudem sollen weniger Auf- und Umbauten mit dem Trolley notwendig sein. Was nicht passieren wird, ist dass die wegrationalisierte Stelle zurück kommt.

Swiss Business Class. Foto: Sebastian

Swiss streicht das „Dine on Demand“-Konzept wieder | Frankfurtflyer Kommentar

Durch das Essen zum Wunschzeitpukt, bei zum Beispiel Qatar Airways oder Singapore Airlines, bin ich mittlerweile so konditioniert, dass das schon zu meiner Erwartungshaltung gehört. Wenn dann in der Business Class auf der Langstrecke das Essen nach festem Plan serviert wird, rümpfe ich fast schon die Nase. Sich damit abzufinden, dass jemand anderes entscheidet, wann ich Hunger habe, damit finde ich mich halt nur ab. Ein optimales Flugerlebnis ist natürlich etwas anderes, als sich mit etwas abfinden müssen.

Daher fand ich den Schritt, den Swiss vor ein paar Wochen gegangen ist, wirklich begrüßenswert. Das Catering war für mich bei den Schweizern immer die Schwachstelle. Daran wurde ja auch gearbeitet. On top dann auch noch zu Essen, wann ich Lust habe, ließ mich schon wieder mit dem Gedanken spielen, mal wieder mit Swiss zu fliegen.

Aber es ist völlig klar, dass so etwas nicht mit reduziertem Personal funktionieren kann. Ich freue mich dabei immer wieder zu sehen, wie stark die Schweizer Flugbegleiter und ihre Gewerkschaft sind. Nur gut kann ich mich daran erinnern, wie ich damals mit Niki von den Kanaren nach Wien fliegen musste, weil meine zukünftige Frau und ihre Kollegen nicht zum Dienst angetreten sind, als airberlin das Aus für die Schweizer Tochter Belair beschlossen hatte. Im Endeffekt sind die damals dann sogar noch einen Tag länger geflogen als die deutsche Mutter.

Quelle: 20min.ch

15 Kommentare

  1. Für mich als „Nicht-Esser“ wäre es sehr mühsam, wenn ich auf einem Nachtflug dauernd von „Demand“-Reisenden“ in meiner näheren Umgebung am Schlafen 😴 gehindert würde.
    Dieser Service geschieht ja nicht geräuschlos…..zudem brennt auch noch die Deckenbeleuchtung !

  2. Das ist ein Pyrrussieg – zum Nachteil der besten Kunden. Die Gewerkschaft feiert doch den „Erfolg“ nur so laut, weil sie bei der Impfpflichtig zugestimmt, und damit gegen ihr Klientel gestimmt haben. Manchmal frage ich mich schon, ob die Kommentarschreiber hier wirklich Kenntnisse der Grosswetterlage haben oder schlicht unreflektiert Drittmeinungen der Boulevardpresse wiedergegeben.

  3. Dann hoffe ich, dass alle im zweiten Versuch besser im Vorfeld miteinander agieren. Dennoch bleibt der fade Beigeschmack, dass sich die Crews gegen Veränderung und Mehrarbeit sperren. Mir wurde von einzelnen FAs berichtet, dass das neue Konzept mehr Arbeit und weniger „freie Zeit“ in der Galley bedeutet, abgesehen davon, dass es an Training mangelte, was dann zum bemängelten Chaos führte

    • Dann muss ich eine Lanze für SWISS Managment brechen: Nach übereinstimmenden Berichten von FAs und MCs gab ein online Training, das Konzept wurde im Operation Center aufgebaut und dort erklärt und es flog ein Ambassador mit, um die Crew im Flugzeug zu schulen.

      Fehlt es hier nicht vor allem an Haltung der einzelnen Crew Mitglieder, die den Service offensichtlich ablehnen, und deren entsprechende Flugvorbereitung für den neuen Service?

      Schade für uns Kunden, die Idee des Konzeptes erleichtert das Vielfliegens.

  4. Es wurde ja hier im Blog völlig schlüssig erklärt. Das Ganze ist personalaufwendig.

    Wenn ich nicht die Anzahl Flugbegleiter pro Pax habe wie QR oder SQ wird das nicht funktionieren. Ist ja nicht so, dass die Interaktionszeiten mit dem Pax oder die Aufwärmzeiten bei der Swiss niedriger sein können.

    Das LX-Personal mag besser geschult sein, ja. Aber deshalb können sie einem Pax den Rotwein noch lange nicht doppelt so schnell auf den Tisch knallen wie bei QR oder SQ 😉

  5. Tja, die Gerwerkschaften? Welche der vielen denn?

    Fakt ist, dass speziell in der LH-G ein hoher Organisierungsgrad besteht:

    – eine flüchtige Bekannte FA bei LH hat mich sofort geblockt als ich mal boie FB kommenierte „mehr arbeiten, weniger streiken“
    – diverse Gespräche im Flugzeug mit FAs ergaben sehr schnell „Rolladen runter“ wenn es ums Thema Gewerkschaften ging. Nicht dass sie nicht darüber sprechen wollten, aber vermutlich sind 90% des Personals gewerkschaftlich organisiert und da ist jedes Gespräch zum Thema zuviel
    – am Gate hatte ich mal ein Gespräch bzgl. „wir brauchen aber 350€ für einen EU-Flug, die bösen Kunden wollten aber nur 100€ bezahlen“ – natürlich plapperte auch diese Lady nur das Zeugs nach, was die Gewerkschaft als Parole vorgibt: Lufthansa Group ist braucht premium Preise, weil die kosten premium sind und das muss so bleiben.

    „ich bin Gewerkschaftsmitglied und muss mich dafür nicht refetigen“ – na gut, wieder mal ein Beispiel, wie diese modernen Gewerkschaften zum Niedergang beitragen….

    Übigens: LX Personal hat auf langen Strecken weniger Aufenthalt als LH-Personal, auch eines der überlieferten Kampfresultat der alten Garde, die sich wieder gerade so auf die Brust klopfen will…

    Und sorry Leute: die haben genug Zeit auf einem 10-12h Flug, alles Organisations und ggf. Motivationssache. Solang der FA Job nicht mit Leidenschaft sondern als „Job“ gemacht wird, wundert mich nichts! Erklär mal den Gewerkschaften was Motivation aus Leidenschaft ist?

    • Ich denke du darfst gern mal ein Paar Schichten auf einem Flug als FA übernehmen, dann darfst du dir deine Eigene Meinung dazu bilden.
      Un ohne Gewerkschaften möchte Ich in Europa nicht mehr arbeiten, egal ob im Dienstleistungsbereich, in der Industrie oder wo auch immer.

      Und ja, jeder will immer nur noch billiger Fliegen, aber wer soll da die Rechnung tragen, meistens das Personal.

      Ich finde den Schrit von Swiss in Ordnung.

  6. @Gerald als FA wäre alles anderes auch undenkbar – aber für die meisten Gäste (nicht Mitarbeiter von Airlines) hier, ist das Verhalten der Gewerkschaften kontrak Innovation und Modernität.

    Ich arbeite in der Industrie (Metall Tarif) und find es als nicht „Ah-teh“ auch gut dass ich jede Minute bis 14h Reise bezahlt bekomme, andererseits: wieso bezahlt mich die Firma für’s Warten am Airport oder wenn ich Fligzeug sitze?

    Unsere Gewerkschafter sagen (vor Corona!!) homeoffice oder „Sie, die global aufgehängt sind“ wären alle vom Arbeitsplatz bedroht, denn den Job könne auch eines aus Polen machen.

    Sie wehrten sich gegen Zugeh-Arbeitsplätze, jetzt geht’s wohl doch.

    Leute, was die deutschen Schnarchnasen nach Covid19 einführen meinen zu müssen, kenne ich seit über 10 Jahren aus verschiedenen internationalen – nicht-deutschen Firmen (geht los über VoIP Telefonie, über „arbeite wo du gerade bist“ bis zu Vertrauensarbeitszeit)

    Jetzt wachen die in Deutschland auf!

    • Deine allesdeutenden, möchtegern mega exklusiven Einblicke gehen mit langsam so dermaßen auf südliche Region meines Körpers. Sonder doch bitte nicht zu allem deinen geistigen Erguss ab, es interessiert einfach keinen

  7. @Karl Kox: die besten Einblicke in die Gewerkschaftswelt im Lufthansakonzern gibt’s offensichtlich du selber ab! Genau diese Reaktion ist charkeristisch für Gewerkschaftsmiglieder, die es nicht akzeptieren können, dass die Wohlfühloase in einer globalisierten (Luftverkehrs-)Welt nicht mehr exisitiert.

    Es ist offensichtlich, dass hier Innovation von euch ewig 1980 stehen gebliebenen ausgebremst wird und dass ihr jegliche Kritik wie immer einfach ausblenden wollte (s. Sperre Facebook deiner Kollegin „mehr arbeiten, weniger streiken“ (was ich harmlos finde, aber es zeigt die Nervösität und Asuwegslosigkeit die bei euch herrscht!

    Lösungen findet man nicht mit 3 Promille morgens um 5 wie vor 40 Jahren in Tarifverhandlungen sondern bei klarem Kopf in der offenen Diskussion und Verständnis des globalisierten Wettbewerbs. Die Idee mit dem Essen auf Wunsch kommt ja nicht so irendwie daher!!!

    • Ich bin sehr gegen Ferndiagnosen, hier kann man aber eine Ausnahme machen: akute Profilneurose, gepaart mit Narzismus.
      Zudem bist du niemals im wahren Leben so ein Rambo wie hier, du hast viel zu viel Angst, alle Vorzüge des Reisens bei deiner IG Metall Firma zu verlieren (nicht ohne natürlich darauf hinzuweisen, dass du weder bei ERA eingraviert bist, noch T-Zug oder sonstiges bekommst, sondern natürlich AT.. – Hinweis verstanden, dass ich kein FA bin?).
      Begib dich besser in Behandlung, als alle hier zu nerven

  8. kann man schon: so arbeitet jedes andere normal denkende Wirtschaftsunternehmen: Wenn es schlecht läuft (ja wir sind noch in der Pandemie) Arbeitskräfte reduzieren um Kosten zu senken und dann die bestehende Arbeit auf weniger Kräfte verteilen.

    Nur wollen das offensichtliche ex-quasi Beamte und deren Gewerkschaften nicht verstehen. Glaubt wirklich jemand, dass nach diesem ganzen Wahnsinn alles wieder so laufen wird wie 2019?

    Swiss (LH-G) versucht hier sich in lukrativen Business-Class Segment im Marktgeschehen zu profilieren und will hier eben keine Kosten aufwenden. Das ist unternehmerisch richtig, denn dei Preise sind auch in C im Fallen!

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