Welchen Sitz erhält die Lufthansa Business Class im Dreamliner?

Foto: Lufthansa

Lufthansa wird schon bald Dreamliner (Boeing 787-9) in ihre Flotte aufnehmen. War die erste Bestellung eine kleine Überraschung, ist diese mit der Nachbestellung und der schnellen Auslieferung der ersten Flugzeuge noch einmal größer geworden. Da Lufthansa die ersten Flugzeuge noch in diesem Jahr erhalten wird, kann sie ihre bekannten Business Class Sitze dort nicht einbauen. Daher entbrennen gerade die Fragen: Welcher Sitz wird es? Aus welchen kann Lufthansa überhaupt auswählen?

Der bekannte Lufthansa Sitz

Lufthansa hat eine bemerkenswerte Konstanz, was den Sitz in der Business Class angeht. Es gibt eigentlich immer denselben Sitz in einer 2-2-2 Konfiguration. Einzig in den Oberdecks der Jumbos und unten in der Boeing 747-400 finden sich Abweichungen.

Der Sitz, den Lufthansa verwendet ist ein nach Vorgaben der Airline modifizierter Rockwell Collins Diamond Seat. Lufthansa ist da nicht allein, z.B. hat KLM eine Variante dieses Sitzes in ihren Boeing 777 verbaut.

Auch wenn die Sitze sich für Fluggäste fast überall gleich oder zumindest sehr ähnlich anfühlen, erfordert jeder Flugzeugtyp eine Vielzahl an kleinen Anpassungen und eine separate Zertifizierung des Sitzes.

Dafür bleibt Lufthansa in Anbetracht der schnell herannahenden Auslieferung keine Zeit, sie muss also auf Sitze zurückgreifen, die bereits für den Dreamliner zertifiziert sind.

Rockwell Collins Diamond in einer Lufthansa Boeing 747-8

Hier eine Top 10 der möglichen Kandidaten:

Rockwell Collins Diamond

Varianten des Sitzes, den Lufthansa gerade auf der gesamten Langstreckenflotte verbaut hat, sind auch für den Dreamliner zugelassen. Aktuell befindet sich der Sitz z.B. in der alten Business Class von United Airlines in den Boeing 787-8 und 787-9. Oder auch bei Ethiopian oder bei Royal Jordanian kommt er zum Einsatz. Die Sitze befinden sich dann in gerader Anordnung in einer 2-2-2 Konfiguration.

Allerdings halte ich die Wahrscheinlichkeit, dass Lufthansa diesen Sitz verbaut, für gering. Auch in der Konzernzentrale dürfte angekommen sein, dass viele Lufthansa Kunden mit der aktuellen Business Class nicht mehr rundum zufrieden sind. Außerdem ist das Grunddesign inzwischen über 15 Jahre alt und damit nicht mehr ganz zeitgemäß für ein neues Produkt wie den Lufthansa Dreamliner.

Rockwell Collins Diamond bei United Airlines

Rockwell Collins Diamond Plus

Unter diesem Namen ist der Sitz praktisch unbekannt, aber er gehört ohne Zweifel zu den beliebtesten Business Class Sitzen. Eingebaut sehen die Sitze aus wie ein umgedrehtes Fischgrätmuster oder auf Englisch eben Reverse Herringbone.

Der Sitz bietet viel Platz und durch die leicht schräge Anordnung ist das Fußfach auch angenehm groß. Dieser Sitz ist im Dreamliner z.B. bei Air Canada, American Airlines oder auch Qatar Airways unterwegs (nein, nicht als Q Suite).

Der große Vorteil dieses Sitzes ist, dass er schon ohne große Veränderungen der jeweiligen Airline ein ganz hervorragender Sitz ist und damit schnell verfügbar wäre. Allerdings müsste Lufthansa wissen, ob sie schon für 1-2-1 bereit wäre. Die Fluggäste wären es in jedem Fall.

Wenn man den Sitz stark modifiziert, kann man z.B. den neuen A350-1000 Sitz von British Airways erhalten, der ebenfalls auf dem Rockwell Diamond Plus basiert.

Rockwell Diamond Plus im A380 von Qatar Airways

Thompson Vantage

Den Thompson Vantage Sitz kennt Ihr aus der Langstreckenflotte von Swiss und Edelweiß. Für die Lufthansa Gruppe handelt es sich somit um den Premium Business Class Sitz. Die Vorteile dieses Sitzes sind, dass es ihn in unzähligen Varianten gibt und er für sehr viele Flugzeugtypen zertifiziert ist. So ist er zur Zeit sowohl in Großraumflugzeugen wie der Boeing 777 (SWISS) oder dem A330 (SWISS, Brussels) als auch in Kleinrumpfmaschinen wie dem Airbus A321 bzw. A321LR (British Airways/Aer Lingus) oder der Boeing 737MAX (FlyDubai) verbaut.

Durch die variable Konfiguration gibt es alle möglichen Anordnungen wie 2-1-2 und 1-2-1 im Wechsel oder 1-1 in Kleinrumpfflugzeugen.

Wenn Lufthansa die Einheitlichkeit der Flotte weiterhin annähernd sicherstellen möchte, wäre der Thompson Vantage sicherlich eine gute Wahl. Allerdings fällt mir keine Airline ein, die den Sitz im Dreamliner verbaut.

Thompson Vantage in einer SWISS Boeing 777

Thompson Vantage XL

Der Thompson Vantage XL ist der große und deutlich verbesserte Bruder des Vantage. Der Sitz bietet noch einmal mehr Platz und kann auch mit einer Tür versehen werden. Die Sitzanordnung ist hier wieder abwechselnd, so dass es immer einen Platz näher am Fenster nund einen näher am Gang gibt. In der Mitte kann die Airline dann entweder versetzte Sitzpärchen oder abwechselnd weit auseinanderliegende Plätze und dann wieder Pärchensitze anbieten. Die Anordnung wäre dann jeweils 1-2-1.

Der Sitz befindet sich z.B. in den A330 und A340 bei SAS oder mit Tür bei Delta (Delta One Suite). Im Dreamliner ist er bei EVA Air oder auch Qantas im Einsatz.

Es wäre ein richtig großer Schritt nach vorne, wenn Lufthansa diese Sitze verbauen würde.

EVA Air Thompson Vantage XL im Dreamliner

Safran Cirrus (ehem. Zodiac Cirrus)

Beim Cirrus handelt es sich ebenfalls um einen weit verbreiteten Sitz, der z.B. bei Air France, KLM, Vietnam Airlines oder Thai Airways zum Einsatz kommt. Grundsätzlich ist der Sitz gut, eignet sich jedoch eher für etwas geräumigere Flugzeuge als den Dreamliner, da in diesem Flugzeugtyp die Fußfächer dann stark zusammenschrumpfen. Die Anordnung ist wieder 1-2-1 im umgedrehten Fischgrätmuster.

Auf den ersten Blick ist er mit dem Rockwell Super Diamond vergleichbar, allerdings muss man beim Cirrus den IFE Monitor immer vom Vordersitz herausfahren, so dass er in der Luft beim Aufstehen gerne mal im Weg ist.

Grundsätzlich wäre der Sitz eine Alternative für Lufthansa.

Safran Cirrus bei Cathay Pacific

Safran Aura (ehem. Zodiac Aura)

Der Aura ist ein klassischer Business Class Sitz in 2-2-2 Anordnung. Wenn man Pech hat, fährt er je nach Airline auch nicht ganz flach herunter (z.B. Ethiopian). Daher würde ich diesen Sitz einfach schnell verwerfen, den wird Lufthansa uns hoffentlich nicht antun.

Allerdings setzen Airlines wie LOT, Kenya oder LATAM auf diesen Sitz.

Business Class Sitze im LATAM Dreamliner
LATAM Dreamliner mit Safran Aura Sitzen

Safran SkyLounge

Ein weiterer Sitz von Safran ist die SkyLounge bzw. die SkyLounge Core. Die Sitze werden jeweils versetzt eingebaut und bieten direkten Zugang zum Gang in einer 1-2-1 Konfiguration. Sie haben einen Ablagetisch und bieten einen schönen Blick auf den IFE Monitor direkt vor einem.

Im Dreamliner kommt der Sitz z.B. bei ANA zum Einsatz.

Optisch erinnert er auf den ersten Blick an den Thompson Vantage und würde Lufthansa ermöglichen, dem flüchtigen Blick eine gewisse Einheitlichkeit in der (Gruppen-) Flotte zu suggerieren. Daher halte ich diesen Sitz für eine mögliche Wahl der Lufthansa.

SkyLounge Core in einer ANA 777

Stelia Solstyce

Der Stelia Solstyce wurde zusammen mit Airbus entwickelt und ist ein sehr beliebter Business Class Sitz, der sich u.a. bei Etihad, Asiana oder Thai Airways wiederfindet. Im Dreamliner ist er bei Singapore Airlines (787-10) in der stark überarbeiteten Variante III verbaut. Auch Turkish Airways verwendet den Stelia Solstyce im Dreamliner, jedoch auch in einer stark veränderten Variante (Opal).

Die Anordnung ist 1-2-1 bei jeweils versetzten Sitzen.

Da der Sitz im Dreamliner nicht als Standardvariante verbaut wird, gehe ich einmal davon aus, dass Lufthansa diesen nicht verbauen wird. Singapore Airlines setzt die 787-10 z.B. fast ausschließlich auf regionalen Routen ein, wobei Singapore Airlines „regional“ recht großzügig auslegt. Daher auch unter dem Aspekt vielleicht nicht das, was sich Lufthansa (und die Fluggäste) wünschen.

Singapore Airlines Business Class 78X – Stelia Solstyce
Stelia Solstyce bei Turkish Airlines

B/E Aerospace Minipod

Ein klassischer Sitz in der 2-2-2 Konfiguration, der sich überwiegend nicht ganz flach stellen lässt. JAL bietet diesen Sitz in einigen Dreamlinern an, jedoch möchte ich darin keine weiten Strecken und schon gar nicht über Nacht fliegen.

B/E Aerospace wurde von Rockwell Collins aufgekauft und diese bieten den Sitz auch nicht mehr aktiv an, daher sehe ich ihn nicht im Lufthansa Dreamliner.

Minipods in einer Boeing 767 von JAL

Serenity Suites (ehem. Apex Suites)

Die Suite ist ein Business Class Sitz, der bereits in der Standardkonfiguration einen Wow-Faktor hat. Das liegt daran, dass trotz 2-2-2 Konfiguration alle Plätze direkten Zugang zum Gang haben und man in einer kleinen gekapselten Suite unterwegs ist. Dabei bieten die Sitze am Fenster mehr Abgeschiedenheit als die Sitze am Gang.

Im Dreamliner findet sich der Sitz bei JAL, Oman Air und Gulf Air. Korean hat in dort als First Class Sitz verbaut.

Der Trick ist, dass die Sitze in den Reihen jeweils leicht versetzt sind, so dass z.B. die Fenstersitze über einen kleinen Gang zu erreichen sind. Wermutstropfen sind, dass die Suiten etwas eng sind und wenig Ablageflächen bieten.

Wenn Lufthansa diesen Sitz verbauen würde, wäre das ein riesiger Sprung nach vorne und eine handfeste Überraschung, denn im Vergleich zu anderen Sitzen verbrauchen die Suiten dann doch mehr Platz und verringern die insgesamt verfügbaren (und zum Verkauf stehenden) Sitzplätze.

Der Sitz in der Suite

Welchen Sitz erhält die Lufthansa Business Class im Dreamliner? | Frankfurtflyer Kommentar

Die neuen Dreamliner von Lufthansa werden mit einem neuen Business Class Sitz aufwarten. Leider ist noch nicht sicher, mit welchem.

Nach dem Blick auf die Top 10 im Markt sind meine Favoriten die Serenity Suites, Thompson Vantage XL und die SkyLounge. Mal sehen, für welchen Sitz sich Lufthansa entscheidet.

Welchen Sitz wünscht Ihr Euch im neuen Dreamliner der Lufthansa?

14 Kommentare

  1. Super Übersicht.
    Ich hatte von LH verstanden, dass es ein Sitz mit direktem Zugang zum Gang für alle Sitzplätze geben soll.
    Somit sollten die folgenden Sitze rausfallen:
    Rockwell Collins Diamond
    Thompson Vantage
    Safran Aura (ehem. Zodiac Aura)
    B/E Aerospace Minipod

    • Zunächst mal Danke für den tollen und ausführlichen Bericht!

      Mein Favorit wären der Thompson Vantage XL – denn dieser Sitz ist u.a. bei Qantas im Dreamliner verbaut, welcher nonstop ab Perth nach London fliegt und auf dieser 17h+ Route meist sehr gute Kritiken seitens der Gäste erhält. Wenn sich der Sitz auf dieser Route bewährt, dann funktioniert er auch beim Kranich.

      Schön wäre auch die Serenity Suite, wenngleich man hier auch ab und an mal den Kritikpunkt hört, das Raumgefühl sei ein wenig beengt. Das Konzept hingegen finde ich klasse.

      Im Prinzip ist es aber fast schon egal welcher Sitz gewählt wird, denn egal was reinkommt, es wird besser sein als der Status Quo.

  2. Thompson Vantage XL wäre mein Favorit. Hatte ich im EVA-Dreamliner schon mal und er war unglaublich bequem, zudem mit enormem Stauraum. War zugegebenermaßen ein etwas übertriebener Luxus für die Strecke TPE-HKG, aber man nimmt, was man kriegen kann… 😉

  3. Hi, guter Artikel aber er stellt nicht die richtige Frage. Die Frage ist nicht welchen Sitz die LH einbauern wird, sondern welchen Sitz hat die ursprüngliche Aurlinern, die den Flieger nicht angenommen hat, eingebaut.
    In der Industrie gilt es als unwahrscheinlich binnen weniger Monate ein Flugzeug mit neuen/anderen Sitzen auszustatten, dafür müssten die Sitzhersteller die Sitze ja vorrätig haben. Bei Stückpreisen von über 30.000USD wohl ehr unwahrscheinlich….

    • Hi FlyBob,
      ja und nein. Es gibt bei Herstellern von Sitzen auch einen Stau, der durch die verspätete Auslieferung von Flugzeugen entstanden ist.
      Der Preis von 300.000 USD pro Sitz ist dann auch der Verkaufspreis und reflektiert nicht die Stückkosten der Hersteller.
      Je nachdem, in welchem Zustand LH die Flugzeuge kauft, ist es tatsächlich möglich, dass hier bereits ausgestattete Flugzeuge übernommen werden. Zumindest für die erste(n) Lieferung(en).

    • Zunächst mal Danke für den tollen und ausführlichen Bericht!

      Mein Favorit wären der Thompson Vantage XL – denn dieser Sitz ist u.a. bei Qantas im Dreamliner verbaut, welcher nonstop ab Perth nach London fliegt und auf dieser 17h+ Route meist sehr gute Kritiken seitens der Gäste erhält. Wenn sich der Sitz auf dieser Route bewährt, dann funktioniert er auch beim Kranich.

      Schön wäre auch die Serenity Suite, wenngleich man hier auch ab und an mal den Kritikpunkt hört, das Raumgefühl sei ein wenig beengt. Das Konzept hingegen finde ich klasse.

      Im Prinzip ist es aber fast schon egal welcher Sitz gewählt wird, denn egal was reinkommt, es wird besser sein als der Status Quo.

      Ich habe übrigens irgendwo gelesen, LH hätte Norwegian Lieferslots übernommen und dort gibt es keine vollwertige Business.

  4. Ich hab ja schon geschrieben mein Favorit wäre Vantage XL. Finde den bei SAS einfach Klasse.
    Was ist mit dem Symphony Seat? Das wäre dann die Vistara Variante – würden die Flieger ursprünglich für Vistara gewesen sein könnten sie damit bestückt sein und der Sitz könnte direkt drin bleiben.

    • Ja, der Solstyce ist die Basis und SQ hat den Sitz modifiziert. In der Singapore Airlines und Vistara Variante heißt er dann Symphony.

  5. Für mich gilt bei der Auswahl der Airline: Hauptsache 1-2-1. Ideal der Thompson Vantage XL (für den nehme ich immer SAS wenn möglich), schön auch der Rockwell Collins Diamond Plus oder der Safran SkyLounge. Der Thompson Vantage von der Swiss geht natürlich auch, wenn LH keine Weiterentwicklung will. Die Serenity Suite ist spektakulär, könnte aber für künftige Kabinen in eine vorgezeichnete Richtung weisen (Suites eben).

  6. Ich denke LH wird den Sitz nehmen, womit Sie die meisten Menschen in der BC auf den kleinsten Raum bekommt. Hier zählen nur die nackten Zahlen. Bei Swiss gibt es schon viele Jahre ne Top BC und die Sitze hätten schon längst auch für LH verbaut werden können. Aber es sind alles nur Vermutungen und lassen wir uns einfach mal überraschen. 😂

    • Den Sitz, den Swiss und auch Austrian auf der Langstrecke verbaut haben, wollte Lufthansa auch einmal verbauen, aber der Hersteller war nicht in der Lage, genug Sitze für die etwa 100 Langsteckenflugzegue von Lufthansa zu liefern. Daran ist es damals tatsächlich gescheitert!

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