Asiana Airlines muss leere Airbus A380 fliegen

Airlines auf der gesamten Welt haben aktuell ihre Airbus A380 abgestellt und nicht selten werden sie gerade auf eine längere Einlagerung vorbereitet. Es ist schon jetzt abzusehen, dass der Superjumbo für viele Strecken auf eine ungewisse Zeit zu groß sein wird. Die koreanische Asiana Airlines hat mit nur sechs Airbus A380 eine recht kleine Flotte des Super Jumbo, welche seit Mitte März komplett am Boden stehen.

Nun denkt man bei Asiana Airlines intensiv darüber nach, wieder Flüge mit dem Airbus A380 durchzuführen, allerdings nicht weil sich die Nachfrage bereits soweit erholt hätte, dass man das Flugzeug schon wieder brauchen würde, vielmehr benötigen die 143 Airbus A380 Piloten bei Asiana Airlines eine Mindestzahl an Starts und Landungen auf dem Flugzeug, um ihre Musterzulassung nicht zu verlieren.

Nachdem jedes Flugzeug anders ist und seine Eigenheiten hat, sind Berufspiloten nicht auf alle Flugzeugtypen geschult, sondern man muss eine einzelne Musterzulassung erreichen, welche verfällt, wenn man das Muster nicht regelmäßig fliegt. Konkret müssen Piloten nach internationalen Regeln alle 90 Tage mindestens drei Starts und Landungen auf dem entsprechenden Muster nachweisen.

Asiana Airlines fliegt schon seit längerem nur noch wenige Linienflüge mit dem Airbus A380:

  • Im Februar gab es 300 Asiana Airlines Airbus A380 Flüge
  • Im März gab es nur noch 50 Asiana Airlines A380 Flüge
  • Im April gab es keinen Asiana Airbus A380 Flug

Review: Asiana First Class Airbus A380 Seoul nach Frankfurt

Aufgrund der wenigen Flüge drohen nun die 143 Asiana Airbus A380 Piloten ihre Musterzulassung zu verlieren, denn sie würden bald unter die drei Starts und Landungen in den letzten 90 Tagen fallen. Dieses Problem haben zwar die meisten anderen Airlines der Welt auch, allerdings können die benötigten Starts und Landungen auch in einem zertifizierten Simulator durchgeführt werden und müssen nicht zwingend in einem echten Flugzeug stattfinden.

Auf der ganzen Welt buchen Airlines daher Simulatorzeit, damit ihre Piloten nicht die Musterzulassungen verlieren, denn das Wiedererlangen dieser Lizenzen ist ein kostspieliges Unterfangen. Im Falle von Asiana besteht nun aber das Problem, dass man keinen eigenen Airbus A380 Simulator besitzt, denn diese Simulatoren kosten mehrere Millionen Euro. Asiana hat ihr Pilotentraining bisher immer in Bangkok in dem Airbus A380 Simulator der Thai Airways durchgeführt, allerdings ist dies aufgrund der Coronapandemie und den strengen Einreiseverboten in Thailand keine Option.

In Korea selbst besitzt zwar die Konkurrentin Korean Air einen Airbus A380 Simulator, allerdings ist dieser auf absehbare Zeit für die Piloten der eigenen Airline ausgebucht, denn Korean Air sieht sich vor der selben Herausforderung.

Da sich für Asiana Airlines keine kurzfristige und praktikable Lösung abzeichnet, wird man nun wohl einige Airbus A380 reaktivieren und mit den Piloten Trainingsflüge durchführen. Solch ein Vorgehen ist nicht einzigartig, denn auch in Deutschland ist die Lufthansa hierfür schon mit einem Airbus A380 zum Beispiel nach Leipzig geflogen und hat die Piloten Platzrunden mit Touch and Go fliegen lassen, als Training, um sich mit einem neuen Flugzeug vertraut zu machen. Der Umfang in welchem dies nun Asiana Airlines machen muss ist allerdings recht ungewöhnlich. Hier werden wir in den kommenden Tagen vermutlich einige interessante Flugbewegungen über Korea sehen.

Asiana Airlines muss leere Airbus A380 fliegen | Frankfurtflyer Kommentar

Außergewöhnliche Situationen erfordern außergewöhnliche Maßnahmen. Auch bei Asiana Airlines werden wir wohl kaum alle Airbus A380 in den kommenden Monaten wieder im normalen Einsatz sehen, jedoch will man die Piloten dennoch für dieses Flugzeug vorhalten, nicht zuletzt da eine erneute Zertifizierung sehr teuer ist. Dass wir nun vermutlich einige Airbus A380 in Platzrunden über Korea sehen werden, wird wohl aber kein Dauerzustand, denn Asiana Airlines wird sicher eine langfristige Lösung für das Training der Piloten in einem Simulator irgendwo auf der Welt suchen. Die aktuelle Situation macht dies aber sicher nicht einfach.

Danke: OMAAT

4 Kommentare

  1. Was ich mich schon immer gefragt habe, wieso werden so viele Piloten überhaupt benötigt?
    Der Headcount bei 143 Piloten auf 6 A380 empfinde ich als laie schon als recht hoch.
    Ist es bei allen Fluggesellschaften so üblich?
    Vielen lieben Dank 😉

    • Das klingt viel, aber auch nicht vollkommen überzogen.
      Nehmen wir mal an, dass der A380 auf Langstrecken eingesetzt wird und deswegen am Tag zwei Flüge absolviert. Dafür braucht man dann 4 Piloten.
      Wenn Piloten nach einem Langstreckenflug noch zwei Tage flugfrei sind, erhöht sich die Zahl auf 12 Piloten.
      Dann sind noch welche im Urlaub und auf Fortbildung/Training/Krank. Schlagen wir noch einmal 4 Piloten drauf, dann sind es schon 16.
      Am Hub wird Asiana bestimmt noch eine Einsatzreserve vorhalten, damit Flüge auch noch durchgeführt werden können, wenn eine Crew kurzfristig wegen Krankheit oder Timeout ausfällt. Rechnerisch vielleicht noch ein zusätzlicher Pilot je A380.
      Dann könnte jeder A380 ganz leicht 17 Piloten beschäftigen. Damit wären wir bei 6 A380 schon bei 102 Piloten.

  2. @Johnny, mal darüber nachgedacht daß Menschen fliegen und keine Roboter??
    1. Es kann ja mal vorkommen daß der ein oder andere krank wird oder unverschämterweise Urlaub macht.
    2. Ruhe pausen. Denn mit dem A380 werden nun mal nicht Kurzstrecken geflogen und ich bin mir sicher daß du keine übermüdete Crew im Cockpit haben willst oder?
    3. Es gibt Piloten die mehr als 1 Musterlizenz haben. Sprich nicht alle 143 fliegen nur A380 sondern auch noch andere Flugzeugtypen.
    Und 4. Ja bei allen, vielleicht nicht in der Größenordnung den A380 betreffend aber alle haben ein Puffer eingebaut.

  3. Wenn der Crewfaktor (abhängig von Airline zu Airline) bei 8 liegt hat man je 8 Piloten, Copiloten und einen dritten Piloten. Macht 24 Piloten pro Flieger und 144 bei 6 Flugzeugen. Da sind dann Urlaubs-, Krankheits- Weiterbildungs- und Ruhezeiten mit abgedeckt. Das gleiche gilt für die Cabincrew. Bei LH geht man von 350 Arbeitskräften pro A380 aus (inkl. Admin., Abfertigung, Technik, etc.)

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