Bund verkauft alle Lufthansa Aktien und macht 760 Millionen Euro Gewinn

Eine Boeing 747 8i der Lufthansa.

Nun ist es offiziell und der Staat ist nach dem Einstieg bei Lufthansa Anfang 2020 endlich komplett bei Lufthansa ausgestiegen und hat am 13. September alle verbleibenden Aktien an der Airline verkauft. Dies bescherte dem Staat nun auch über eine Dreiviertel Milliarden Euro an Gewinn, womit die Lufthansa Staatshilfen in der Corona Krise ein extrem guter Deal für den Steuerzahler waren.

Der staatliche Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) habe die restlichen 74,4 Millionen Lufthansa-Aktien am Dienstagabend für insgesamt 455 Millionen Euro bei internationalen Investoren platziert, teilte die Finanzagentur des Bundes am späten Abend mit. Dies war die letzte Tranche, welche der WSF verkauft hatte und insgesamt hat man aus den einst 20% Anteilen an Lufthansa einen Erlös von 1,07 Milliarden Euro erzielt.

Nachdem der Staat für die Lufthansa Aktien „nur“ 306 Millionen Euro bezahlt hat, was ein Kurs deutlich unter dem damaligen Marktwert der Lufthansa war, hat man nun einen Gewinn von 760 Millionen Euro alleine aus dem Verkauf von Aktien erzielen können.

Zusätzlich hat Lufthansa für die Kredite und stille Einlagen auch Zinsen an den Staat entrichten müssen, welche zum Glück nie den dynamischen Höchstwert von 9,5% pro Jahr erreicht haben, allerdings sind hier dennoch einige Millionen zusammen gekommen und in Summe verdiente der Steuerzahler an der Lufthansa Rettung über eine Milliarde Euro.

Carsten Spohr, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Lufthansa AG, sagt:

Ich bedanke mich im Namen aller Lufthanseatinnen und Lufthanseaten bei der aktuellen und vorherigen Bundesregierung und allen deutschen Steuerzahlern für ihre Unterstützung unserer Lufthansa in der schwersten finanziellen Krise der Unternehmensgeschichte. Die Stabilisierung der Lufthansa war erfolgreich und sie zahlt sich auch finanziell für die Bundesregierung aus. Früher als erwartet hatten wir die Stabilisierungsmittel bereits zurückgezahlt, und ein Jahr vor Ablauf der Frist hat nun auch der WSF die letzten verbliebenen Aktien verkauft. Damit findet die Stabilisierung der Lufthansa ihren erfolgreichen Abschluss. Lufthansa ist wieder vollständig in privater Hand. Alle Lufthanseatinnen und Lufthanseaten weltweit werden weiter hart dafür arbeiten, unsere Position unter den führenden Airline-Gruppen der Welt zu stärken, zum Beispiel durch eine breit angelegte Premium Produkt- und Qualitätsoffensive.

Der WSF hat die Aktien von Lufthansa übrigens „marktschonend“ verkauft, was bedeutet, dass sie nicht einfach auf den freien Markt geschmissen wurden, was vermutlich einen Kursrutsch bei der Lufthansa Aktie hervorgerufen hätte. Stattdessen hat man die Aktien komplett bei institutionellen Anlegern platziert und der prominenteste Käufer ist wohl der Hamburger Milliardär Klaus-Michael Kühne, welcher über seine Investment AG die Anteile an Lufthansa nun auf 17,5% aufgestockt hat und damit zum mit Abstand größten Aktionär bei Lufthansa geworden ist.

Bund verkauft alle Lufthansa Aktien und macht 760 Millionen Euro Gewinn | Frankfurtflyer Kommentar

Dass die Lufthansa Staatshilfen ein guter Deal für den Steuerzahler werden, konnte man schon vor einiger Zeit absehen und der Staat hat die Staatshilfen durchaus so konstruiert, dass man hieran viel Geld verdienen wird, insofern Lufthansa nicht insolvent geht.

Dabei finde ich es auch durchaus richtig, dass man Staatshilfen so aufgebaut hat, denn es sollte die Unternehmen auch motivieren, diese möglichst schnell zurück zu zahlen, um zu verhindern, dass der Staat zu lange bei Wirtschaftsunternehmen Einfluss nimmt. Unanständig fand ich dabei aber das Mantra einiger Politiker, welche hier immer von „einem Geschenk“ gesprochen haben. Verschenkt hat der Staat hier sicherlich nichts und so sollte man es auch einfach nicht darstellen.

Für Lufthansa ist dies nun ein entscheidender Schritt hinaus aus der Krise, denn da man nun wieder 100% in privater Hand ist, sind zum einen die Einflussmöglichkeiten der Politik auf das Minimum reduziert und man darf nun endlich auch wieder andere Airlines oder Geschäftsbereiche übernehmen. Da man in Portugal gerade mit einer Übernahme der TAP Air Portugal liebäugelt, ist dies nun auch ein entscheidender Meilenstein, raus aus dem Krisenmodus. Am Ende könnte Lufthansa tatsächlich als großer Gewinner aus der Corona Krise in Europa hervorgehen, denn die Konsolidierung hier auf dem Kontinent beginnt gerade erst.

8 Kommentare

  1. Der hier schreibende Steuerzahler, der auch Senator ist und zudem die Berechtigung hat, sich in First Class Lounges der LH aufzuhalten, mit auch dessen Steuergeldern die LH gerettet wurde und der seinen Senatorstatus sogar noch requalifiziert hat und somit einer der treuesten Kunden während Corona auf diesem Statuslevel war und entsprechende Gelder ausgegeben hat (ich fliege ausschliesslich privat), steht zum Empfang von Zahlungen des Staates aus der Gewinnsumme bereit. Ich bitte höflich um Entschädigung für alle Loungebesuche, bei denen es nur eine Banane, einen Apfel und ein Wasser gab, weil man lieber lange und ohne Not früh zurückgezahlt und dafür am Kunden gespart hat, statt den Kunden das zu geben, was sie sich an Vollsortiment-Lounge-Berechtigung erflogenhaben. Bitte teilen Sie den Übergewinn von 760 Millionen unter allen Vielfliegern auf, fair gestaffelt nach Anzahl der Flüge. Ach ja, bitte auch die seinerzeit geschlossenen eigenen und Partnerlounges im Ausland mitbedenken, statt derer man sich im Restaurant einmieten und hohe Preise in Kauf nehmen musste, weil die Lounges geschlossen waren

    • Übergewinne, Zufallsgewinne…. Ja unsere Bundesregierung hat manchmal sehr lustige Ideen. Durchsetzen werden sie es nie können, aber allein die Diskussion darüber ist schon eine Katastrophe.

      Aber das waren keine Gewinne aus den Staatshilfen für Lufthansa, sondern man hat nur mehr Geld zurückbekommen als man eingesetzt hat…. So würde das unser Wirtschaftsminister wohl sagen.

  2. @Dirk Pützfeld: Mit den Aussagen „… weil man lieber lange und ohne Not früh zurückgezahlt …“ werden die horrenden Zinsen und der Versuch mancher Politiker in das operative Geschäft der LH-Gruppe einzugreifen völlig vergessen. Genau diese Tendenz (unqualifizierter) Politiker Einfluss auf Unternehmsentscheidungen nehmen zu wollen, hat die LH-Führung veranlasst, möglichst schnell diesen gar nicht stillen Teilhaber loszuwerden. Die DB könnte mit den Auswirkungen der politischen Einflussnahme auf die Unternehmenspolitik zahlreiche Bände füllen. Das bei der LH das Managagement nicht immer mit glücklicher Hand agiert hat und sich teilweise blamiert hat, steht auf einem anderen Blatt.
    Die ITA wird aller Voraussicht nach ein Opfer politischer Dummheit werden.
    Hoffentlich bedenkt das LH-Management bei dem Wunsch TAP zu übernehmen, das es jetzt vordringlich um die Wiederherstellung einer guten Dienstleistungsqualität in der LH-Gruppe geht. Dass das Gepäckchaos immer noch nicht behoben ist, läßt sowohl an dem guten Willen als auch an der Qualifikation der verantwortlichen Manager zweifeln. Was ich in diesem Flyer an Erfahrungsberichten von Statuskunden lese, müsste in einem vernünftig organisierten Unternehmen die Alarmglocken klingeln lassen. Ich bin gespannt, ob und wann das LH-Management aufwacht.
    Die Interpretation des Ertragsbegriffs durch den sog. Wirtschaftsminister erklärt, warum es so in Deutschland läuft, wie es läuft.

    • Nein , aber vielleicht nehmen sich ja einzelne Politiker „Provision“ , wie damals die Maskenraffkes , die „Ihre“ „Provision“ in Millionenhöhe behalten durften…Netter Neben“verdienst“.
      Schön ,daß LH den Staat raus hat ,LH lebt aber immer noch zum Teil von „Deutschen Werten“ Qualität , Pünktlichkeit , Zuverässigkeit , Gutem Service“.
      Um Spitzengesellschaften Kunden abzujagen reicht es nicht mit Genderneutraler Sprache und „Nachhaltiger Verpflegung“ .

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