Das sind die letzten 87 Flugzeuge von Lufthansa

Foto: Lufthansa

Die Coronapandemie bedeutet für die Airline Branche die härteste Krise seit dem zweiten Weltkrieg und keine Fluglinie bleibt von radikalsten Kürzungen der Flotte verschont. Auch Lufthansa ist aktuell nur noch ein Schatten ihrer selbst und man hat den Flugplan so weit zusammen streichen müssen, dass man auch einen Großteil der Flotte einlagern oder gleich ganz ausflotten musste.

Von vor der Krise noch über 300 Flugzeugen mit dem Kranich auf dem Leitwerk, sind aktuell nur noch 87 Maschinen überhaupt einsatzfähig und können in den kommenden Tagen Passagiere transportieren. Damit hat man die Flotte auf etwa 25 Prozent zusammen gestrichen.

Wenn man sich anschaut, welche Typen man abgestellt und welche man aktiv weiter fliegt, wird es spannend.

42 Kurzstreckenflugzeuge sind bei Lufthansa einsatzbereit

Etwa die Hälfte der verfügbaren Flugzeuge, welche Lufthansa aktuell noch betreibt, sind Kurzstreckenflugzeuge der Airbus A320 Familie, mit welchen man aktuell eine Grundversorgung innerhalb Europas und anderen nahegelegenen Ländern aufrecht erhält.

Dabei stehen die 42 einsatzbereiten Maschinen der Airbus A320 Familie von Lufthansa aber auch 138 geparkten Kurzstreckenjets von Lufthansa gegenüber. Bei diesem Verhältnis wird schnell klar, wie massiv man den Flugplan ausgedünnt hat. Es gibt Strecken in Europa, welche vor einem Jahr noch über zehn mal pro Tag bedient wurden und aktuell findet man noch einen Flug pro Tag als Grundversorgung.

Noch interessanter ist allerdings, dass man vor allem die eigentlich ungeliebten Airbus A319, welche die kleinsten Flugzeuge von Lufthansa selbst sind, aktuell sehr aktiv betreibt. 21 von den 23 Maschinen sind gerade aktiv, was insbesondere daran liegt, dass auf vielen Strecken die Nachfrage so gering ist, dass die 138 Sitze des Baby Airbus mehr als genug sind.

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Vor der Pandemie war der Airbus A319 bei Lufthansa eigentlich ein eher unbeliebtes Flugzeug in der Gruppe, denn aufgrund der niedrigen Passagierzahl und dem verhältnismäßig hohen Gewicht, war er nicht so rentabel wie ein voll ausgebuchter Airbus A321.

Daher hat man auch keine neuen Airbus A319 mehr bekommen und die Flugzeuge haben schon ein stattliches Durchschnittsalter von über 17 Jahren.

Bei den größeren Flugzeugen der Airbus A320 Familie setzt Lufthansa fast ausschließlich auf die neusten Maschinen der NEO Klasse. Mit den neuen Triebwerken sind diese deutlich sparsamer und man kann die Stückkosten senken.

Aktuell hat Lufthansa alle 14 Airbus A320NEO und fünf Airbus A321NEO im Einsatz und betreibt daneben nur noch zwei Airbus A321 der alten Generation, welche aber auch nur wenige Monate alt sind. Die fast 140 älteren Jets der Flotte sind aktuell dauerhaft am Boden.

Damit ist auf der Kurzstrecke die Auswahl sehr deutlich auf kleine und besonders sparsame Flugzeuge gefallen, um die Kosten so gering wie nur irgend möglich zu halten.

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45 von über 118 Langstreckenflugzeugen sind aktiv

Interessanterweise hat Lufthansa aktuell mehr aktive Langstreckenflugzeuge, als Kurzstreckenjets, allerdings trügen diese Zahlen sehr, denn das Langstrecken Geschäft ist bei Lufthansa auch massiv in Mitleidenschaft gezogen worden. Die 45 aktiven Flugzeuge setzt man bei weitem nicht in der maximal möglichen Frequenz ein und teilweise fliegen sie auch reine Frachtflüge. Generell sind viele Langstrecken von Lufthansa aktuell so schlecht ausgelastet, dass man vor allem an der Fracht auf diesen Flügen noch etwas Geld verdient, um diese überhaupt zu rechtfertigen.

Aufgrund der geringen Passagiernachfrage, setzt Lufthansa vor allem die kleinsten Langstrecken Jets ein und hat noch 14 von 15 Airbus A330-300 in Betrieb und auch 14 von 17 Airbus A340-300. Dabei wird sicher der alte Airbus A340-300 hier einige überraschen, allerdings haben diese Flugzeuge die Reichweite, welche man für einige Strecken benötigt und wenn sie wenige Passagiere an Bord haben, auch eine sehr beachtliche Fracht Kapazität.

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Lufthansa setzt daher auch inzwischen verstärkt auf den Airbus A350-900, welcher deutlich effizienter als die Airbus A340-300 ist und dennoch die benötigte Reichweite mitbringt. Von den 17 Airbus A350-900 in der Lufthansa Flotte sind aktuell zehn Maschinen im Einsatz und seit kurzem fliegt man das neuste Flugzeug in der Lufthansa Flotte nicht nur ab München, sondern auch auf Langstrecke ab Frankfurt, was eine der größten Veränderungen und er Flottenpolitik von Lufthansa ist, denn der Airbus A350 sollte eigentlich vorerst exklusiv in München bleiben.

Review: Lufthansa Business Class im Airbus A350-900 München nach Newark

Weiterhin setzt Lufthansa auch noch die Boeing 747-8 ab Frankfurt auf einigen Strecken ein, allerdings wird hier das Flugzeug zunehmend aus dem Flugplan gestrichen, sodass es sogar denkbar ist, dass von den aktuell sieben aktiven Jumbos noch mehr zu den aktuell 12 geparkten Boeing 747-8 dazu kommen.

Dabei ist es besonders schade, dass Lufthansa die Boeing 747-8 zunehmend aus dem Flugplan nimmt, denn der Jumbojet ist das letzte Flugzeug, welches überhaupt noch über eine First Class verfügt. Die Zukunft der Luxus Klasse ist bei Lufthansa damit weiterhin ungewiss.

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Was man bei der Lufthansa Langstrecken Flotte auch immer im Blick haben muss ist, dass man nicht einfach nur Flugzeuge stillgelegt hat und diese nach der Pandemie wieder einsetzen will. Ein nicht ganz unerheblicher Teil der Langstreckenflotte von Lufthansa wird die Airline wohl nie wieder einsetzen.

Aktuell hat man bereits bestätigt, dass man die Boeing 747-400 Flotte von 13 auf acht Flugzeuge reduziert hat und auch mindestens sechs der 14 Airbus A380 nie wieder für Lufthansa fliegen werden. Viele Beobachter gehen aber inzwischen davon aus, dass wohl die Boeing 747-400, der Airbus A380 und der Airbus A340-600  komplett aus der Lufthansa Flotte verschwinden werden.

Das sind die letzten 87 Flugzeuge von Lufthansa | Frankfurtflyer Kommentar

Wenn man sich ansieht, wie wenige Flugzeuge aktuell noch bei Lufthansa fliegen, sieht man schnell, wie schlecht es der Branche nach wie vor geht und man kann nur schwer vorhersagen, wann es wirklich wieder bergauf geht. Aktuell hofft man vor allem auf eine baldige Zulassung des Impfstoffes und damit auf eine schelle Entspannung der weltweiten Situation.

Was ich allerdings durch aus interessant fand war, welche Flugzeuge man aktuell einsetzt und welche man geparkt hat. Gerade dass man so viele Airbus A319 und auch noch Airbus A340-300 aktiv hat, war mir nicht bewusst.

2 Kommentare

  1. Sehr interessanter Artikel, der das gesamte Ausmaß des Dilemmas zeigt.
    Kleinere und/oder sparsame Flugzeuge sind aktuell gefragt. Auch welche, die viel Fracht transportieren können.

    Warum ersetzt man nicht einige A340-300 durch inaktive moderne A350? Bezüglich der Reichweite wäre das kein Problem. Vielleicht liegt es an der Fachtkapazität.

    • Die restlichen inaktiven A350 werden ab Anfang Januar verstaerkt die 747-8 ersetzen.

      Ich wette Lufthansa aergert sich, dass man nicht noch mehr A220 (bzw. damals noch CS100/CS300 bei Bombardier) bestellt hat, der Flieger ist momentan auf Kurzstrecke das absolute Optimum.

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