Background: Geräusche eines Flugzeugs

Foto: Lufthansa

Wir alle sitzen mehr oder weniger oft im Flugzeug. Gerade in der jetzigen Zeit eher weniger. Und dennoch sind uns viele von den Geräuschen an Bord eines Flugzeugs bekannt. Wie das Rumpeln wenn die Flugzeugtür geschlossen wird, oder der „Gong“ eines Anrufs bei den Flugbegleitern. Lassen wir uns nun einmal einen Blick auf die Geräusche werfen, die etwas geheimnisvoller sind.

Background: Geräusche eines Flugzeugs | Auf dem Vorfeld

Gerade auf kleineren Flughäfen kommt es oft vor, dass das Flugzeug nicht über den Jetway, sondern durch eine Treppe über das Vorfeld erklommen wird. Wer das schon einmal erlebt weiß wie laut es dort zugehen kann. Gleich mehrere Lautstarke Geräusche können uns hier begegnen.

Allem voran die APU – die Auxiliary Power Unit. Diese sitzt bei so gut wie allen Flugzeugtypen im Heck und ist deswegen vor allem beim Boarding über die hintere Treppe vernehmbar. Im Prinzip ist die APU auch ein kleines Triebwerk welches sämtliche elektrischen und hydraulischen Verbraucher an Bord der Maschine mit Strom versorgt und später zwingend zum Starten der Triebwerke benötigt wird.

Neben diesem, meist sehr lautem Rauschen und Pfeifen, gibt es noch zwei andere Quellen von unangenehmen hohen Tönen. Zum Einen die Belüftung der Bremsanlage, zum Anderen die Abluft der Klimaanlage der Maschine. Die Bodenzeiten der Flugzeuge sind, gerade auf Flughäfen im Ausland, oft sehr knapp bemessen und liegen oft unter einer Stunde. Beim Abbremsen des Flugzeugs bei der Landung erreichen die Bremsscheiben schnell Temperaturen von über 350° Celsius. Die Vorgaben der Flugzeughersteller schreiben aber für den Start eine entsprechend niedrigere Temperatur vor. Aus diesem Grund sind in der nähe der Bremsen große Gebläse angebracht welche unendwegt Umgebungsluft auf die Bremsen pusten um diese schneller zu kühlen.

Wer schon einmal einen Blick unter den Bauch eines Flugzeug geworfen hat, dem sind bestimmt schon einmal keilförmige Luftauslässe aufgefallen. Hier wird die Abluft aus dem Flugzeug ausgeblasen. Da diese mit hoher Geschwindigkeit das Flugzeug verlässt entsteht auch hier ein hochfrequentes Pfeifen.

Doch auch die Triebwerke können im ausgeschalteten Zustand klapperne Töne von sich geben. Das Triebwerk ist so reibungsarm im Gehäuse montiert, dass es meist schon bei wenig Wind anfängt zu rotieren. Hier kann es dann zu metallischem Klappern kommen. Denn die Triebwerksschaufeln des „Fans“ sind nicht starr mit der Welle verbunden, sondern mit minimalem Spiel. Denn durch die enormen Kräfte und Temperaturunterschiede dehnen sich die Schaufelblätter im Betrieb aus. Vergleichbar mit einem deutlich zu vernehmenden Ventil-klackern bei älteren PKW. Sobald der Motor auf Temperatur ist, verschwindet das Klackern.

Background: Geräusche eines Flugzeugs | An Bord, vor dem Start

Am Platz angekommen erwartet uns auch eine stete Geräuschkulisse. Neben dem Gebrabbel der anderen Passagiere auch das monotone Rauschen der Klimaanlage, die Ansagen der Crew und das bereits erwähnte Klingeln durch Anrufe der Crew untereinander.

Eine kleine Info am Rande; Zum Start schalten die Piloten oft die Klimaanlage aus um den vollen Schub der Triebwerke für den Start zur Verfügung zu haben. Das lässt sich auch einfach beim eigenen PKW testen. Das betrifft vor allem ältere Fahrzeuge und solche mit kleineren Motoren. Starten sie ihr Fahrzeug und belassen es im Leerlauf. Wenn sie nun die Klimaanlage zuschalten wird eventuell die Motordrehzahl kurz absacken und sich dann wieder fangen. Das verdeutlicht wie sehr, auch bei einem Flugzeug, Nebenverbraucher die Leistung schmälern.

Zurück zu unseren Geräuschen. Vor allem bei Sitzplätzen im hinteren Bereich der Kabine kann einem am Boden ein staubsaugerähnliches Geräusch auffallen. Das ist die Vakuumpumpe der Toilettenanlage. Während des Fluges sorgt der geringere Außenluftdruck dafür, dass die Hinterlassenschaften eingesaugt werden. Diese werden in einem Tank gesammelt und nicht wie der Volksmund glaubt einfach abgeworfen. Um den nötigen Unterdruck zu erzeugen wird am Boden jedes Mal diese Pumpe aktiviert sobald der Spülknopf betätigt wird.

Außerdem sind auch noch sirrende, ja sogar bisweilen sägende Töne zu vernehmen. Hierbei handelt es sich im Regefall um die hydraulischen Systeme der Flugzeuge wie das Öffnen und Schließen der Frachttüren oder das Einstellen der Trimmung am Stabilizer für den Flug.

Background: Geräusche eines Flugzeugs | Während des Fluges

Im Gegensatz zu den gängigen Flugzeugtypen in den 1990er Jahren sind die Kabinen der heutzutage eingesetzten Jets wie A320neo, A350 und Boeing 787 bedeutend leiser geworden. Somit lassen sich heute Geräusche wahrnehmen, welche einem früher nie aufgefallen wären. Wie das Surren der elektrischen Verstellung der Sitze, die Öfen in den Bordküchen oder ja – das Knacken aus der Decke! Meist bei Turbulenzen lässt sich dieses, für Passagiere mit Flugangst, unheilvolle Geräusche vernehmen. Aber keine Sorge, dass muss so sein! Denn die Struktur des Flugzeugs, ähnlich dem Fahrgestell von LKWs, sind mit der Kabine an vielen flexiblen Punkten verbunden und gewähren so einen gewissen Bewegungsspielraum für die einzelnen Segmente. Denn auch wenn es mit dem bloßen Auge oft nicht wahrnehmbar ist… ein Flugzeug „verbiegt“ und „verdreht“ sich bei Turbulenzen, aber auch bei normalen Flugmanövern leicht. Um Ermüdungsbrüche bei der Kabineneinrichtung zu vermeiden ist sie deshalb flexibel mit der Außenhaut verbunden.

Auf Geräusche welche von den Mitreisenden Passagieren ausgehen möchte ich an dieser Stelle allerdings nicht weiter eingehen.

Background: Geräusche eines Flugzeugs | Die Landung

Im Anflug begegnen uns meist nur noch zwei Geräusche, welche vorher noch nicht vernommen worden sind. Zum Einen das Ausfahren der Landeklappen. Meist ein mittelfrequentes Surren. Selbiges ist natürlich auch nach dem Start zu vernehmen wenn die Klappen eingefahren werden, wird aber meist durch die noch lauten Triebwerke übertönt.

Das letzte, und vor allem auf dem Airbus A380, prägnanteste Geräusch – das Ausfahren des Fahrwerks. Gerade Passagiere mit Sitzplätzen über oder an den Tragflächen nehmen dieses Geräusch deutlich wahr. Immerhin setzen sich im Fall des A380 vier Fahrwerksholme mit insgesamt 20 Rädern in Bewegung. Das Öffnen der Fahrwerkstüren ist meist mit einer ins Schloss fallenden Tür vergleichbar, kurz darauf ist meist ein zunehmen der Windgeräusche hörbar gefolgt von Pumpgeräuschen der Hydraulik.

Der meist direkt nach dem Aufsetzen aktivierte Umkehrschub reicht von einem leicht lauteren Rauschen bis zu lautem Dröhnen nebst Vibrationen. Wie stark der Umkehrschub aktiviert wird hängt indes von der Länge der Landebahn und den Piloten ab.

Background: Geräusche eines Flugzeugs | FrankfurtFlyer Kommentar

Zweifellos ist die Fliegerei mit einer Vielzahl an Geräuschen verbunden. Doch hat der technische Fortschritt einiges dafür getan, dass wir heutzutage so leise Reisen können wie noch nie zuvor in der Geschichte der Luftfahrt. Jeder der schon einmal in einer alten Propellermaschine mit Kolbenmotor wie der Junkers JU-52 (Tante Ju) oder einer Douglas DC-3 Platz genommen hat weiß wie laut es früher war mit dem Flugzeug zu reisen. Mit Einführung des Airbus A350 wurde die Messlatte erneut höher gelegt.

Auch in Zukunft wird das Fliegen Lärm verursachen. Allein die Windgeräusche machen einen Großteil der Lärmemissionen am Boden aus.

Vielleicht sind auch Euch schon einmal Geräusche und Töne an Bord aufgefallen und Ihr wusstet nicht, was das hätte sein können. Mit etwas Glück konnte ich nun ein paar Eurer Fragen beantworten.

 

2 Kommentare

  1. Danke für die ausführliche Beschreibung.
    Was mich immer wieder wundert sind die Geräusche der 320er Familie am Boden, habe ich auf einer Boeing 737 und anderen Jets nie wahrgenommen.
    Was den Lärm betrifft, saß 1980 mal in einer Boeing 727-100 direkt neben dem rechten Triebwerk. Der Lärm beim Start und später beim Umkehrschub war krass, dürfte wohl nur noch von der Concorde getoppt worden sein. Würde mich interessieren, ob die Kabinencrews der „Spitznase“ in der hinteren Galley Ohrenstöpsel nutzen durften.
    Auf meinem Flug zum Christmas-Shopping nach New York mit Air France im Dezember 1998 wollte die Reiseleiterin beim Übergang auf Überschall eine Ansage machen, musste warten bis die Nachbrenner deaktiviert waren. Genial der Start von JFK auf der 31 K, unvergesslich.

  2. Beim 320 ist es oft die Hydraulik am Boden.

    Ohrstöpsel sind auch heute erlaubt, gibt da schon ganz professionellen Gehörschutz.

    Ach die Concorde…wenn ich einen Wunsch hätte… 😉

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