Das war die Turkish Airlines Premium Economy Class

Die Premium Economy Class ist das neue Zugpferd der Airline Branche und die meisten Airlines verdienen mit keiner anderen Klasse mehr pro Passagier, als mit der neuen Zwischenklasse. Inzwischen hat quasi jede größere Airline weltweit die Premium Economy Class auf der Langstrecke im Angebot oder angekündigt, diese bald einzuführen. Eine Airline fällt hier allerdings aus dem Raster, denn eine Turkish Airlines Premium Economy Class gibt es nicht und die schnell wachsende Airline aus Istanbul hat aktuell auch keine Ambitionen diese Klasse einzuführen.

Was viele nicht mehr wissen: Es gab einmal eine Turkish Airlines Premium Economy Class! Diese Klasse wurde als Turkish Airlines Comfort Class bis 2016 auf vielen Boeing 777-300er verkauft und obwohl Turkish Airlines hiermit wohl die beste Premium Economy Class auf dem Markt angeboten hat, konnte sich dieses Produkt der Türken nicht durchsetzen und war ein kapitaler Misserfolg.

In diesem Beitrag wollen wir uns ein wenig die Geschichte der Turkish Airlines Premium Economy Class anschauen, warum man mit diesem Produkt nicht wirklich erfolgreich war und was dies darüber aussagt, wie schwer es ist eine neue Klasse zu etablieren. Wenn man sich nur die Fakten der ehemaligen Turkish Airlines Premium Economy Class anschaut, hätte diese ein gigantischer Erfolg für die Airline sein müssen.

Was bot die Turkish Airlines Premium Economy Class?

Turkish Airlines hat die Comfort Class mit den ersten Boeing 777-300er eingeführt, welche man selbst von Boeing übernommen hatte. Diese Flugzeuge verfügten über drei Klassen, aber anders als die Boeing 777-300er, welche man von JET Airways geleast hatte, hat man in den eigenen Boeing 777-300er auf eine Turkish Airlines First Class verzichtet. Ja, auch eine Turkish Airlines First Class gab es einmal.

So wurden die ersten 12 Boeing 777-300er von Turkish Airlines mit einer Business Class, einer Premium Economy Class und einer klassischen Economy Class ausgeliefert. Hierbei sah die Turkish Airlines Premium Economy Class oder Comfort Class, wie sie Turkish Airlines nannte, folgendermaßen aus:

Dem ein oder anderen wird dieser Sitz nun sicher bekannt vorkommen, denn er entsprach im Wesentlichen dem aktuellen Turkish Airlines Business Class Sitz auf regionalen Strecken, welchen man heute mit einem Lederbezug in vielen Airbus A320 und A321, Boeing 737 und auch einigen Airbus A330 findet.

Damit war Turkish Airlines mit der Comfort Class deutlich näher an einer Business Class, als es heutige Premium Economy Class Sitze sind. Nicht nur, dass man deutlich mehr Sitzabstand geboten hat, Turkish Airlines verbaute auch eine 2-3-2 Bestuhlung in der Boeing 777, was ungewöhnlich großzügig war. Üblich ist heute, genauso wie es auch damals in diesem Flugzeug war, eine 2-4-2 Bestuhlung.

Immer noch sehr außergewöhnlich war auch die schiere Größe der Turkish Airlines Premium Economy Class, welche mit gleich 63 Sitzplätzen eine der größten Kabinen ihrer Klasse war und immer noch wäre.

Auch beim Service hat man sich mehr an der Business Class orientiert, als an der Economy Class. So gab es in der Turkish Airlines Comfort Class Getränke immer im Glas und auch das Essen wurde auf Porzellan serviert. Zwar war der Service mit einem Tablett deutlich einfacher als in der Business Class, dennoch kann man von solchem Service heute in der Premium Economy Class meist nur träumen.

So würde heute wohl ein Essen in der Turkish Airlines Comfort Class aussehen.

Die Turkish Airlines Premium Economy Class wollte mehr Business Class, als Economy+ sein

Die Turkish Airlines Premium Economy Class hat sich ganz deutlich mehr an der Business Class orientiert, als an einer Economy Class. Man muss vor allem bedenken, dass dieses Produkt 2010 erstmals vorgestellt wurde und in dieser Zeit sind noch jede Menge Airlines mit Business Class Sitzen auf der Langstrecke geflogen, welche sich nicht in ein komplettes Bett verstellen ließen und auch Recliner Sessel konnte man bei großen Airlines, wie zum Beispiel Delta Airlines, in der Business Class noch standardmäßig auf der Langstrecke über dem Atlantik antreffen.

Damit war die Turkish Airlines Comfort Class in vielen Fällen nur unwesentlich schlechter, als viele Business Class Produkte der Konkurrenz, bei einem Bruchteil des Preises.

Am Boden hat sich Turkish Airlines dann in der Comfort Class doch sehr an das gehalten, was man in der Premium Economy Class anbietet. So gab es zwar Priority Boarding und auch eigene Check-In Schalter für die Gäste der Zwischenklasse, aber auf Loungezugang musste man hier verzichten, wenn man keinen Star Alliance Gold Status vorweisen konnte.

Das Scheitern bei Turkish Airlines

Ein extrem hochwertiges Produkt zu einem sehr günstigen Preis und dennoch war die Turkish Airlines Premium Economy Class für die Airline ein kapitaler Misserfolg. Auch wenn man anhand der Bilder dieses Produkt für einen Selbstläufer halten könnte, hat Turkish Airlines bereits 2016 den Stecker gezogen und die Comfort Class wieder eingestellt, ohne sie jemals auf der gesamten Langstreckenflotte angeboten zu haben. Damals heißt es: „Experiment Premium Economy Class gescheitert!“

Das Scheitern der Premium Economy Class bei Turkish Airlines lag allerdings nicht darin, dass das Produkt im Flugzeug nicht ausreichend gut war, sondern schlicht und ergreifend an dem etwas stiefmütterlichen Umgang mit dem neuen Produkt, welches vermutlich auch einfach einige Jahre zu früh kam.

Eine viel zu große Kabine

Schon bei der Einführung der Comfort Class sagten viele Spötter, dass es Turkish Airlines schwer fallen wird, die 63 Sitzplätze zu einem vernünftigen Preis zu füllen und so kam es dann leider auch. Trotz teilweise sehr günstigen Angeboten, wie zum Beispiel 700 Euro von Europa nach Hongkong oder Upgrade-Angebote am Flughafen für um die 100 Euro bei einer Langstrecke, lag die Auslastung der Comfort Class regelmäßig bei unter 50 Prozent.

Wenn man sich ansieht, wie groß die Premium Economy Class Kabinen heute sind, wird schnell klar, dass man in Istanbul zu optimistisch war. Zum Vergleich: Lufthansa hatte bei der Einführung der Premium Economy Class in der Boeing 747-8 nur 24 Sitzplätze.

Kaum Bekanntheit der neuen Klasse 

Die Premium Economy Class war 2010 eine noch nahezu unbekannte Klasse und kaum ein Passagier hat gezielt nach dieser Reiseklasse gesucht. Turkish Airlines hat dennoch kaum Werbung für dieses Produkt gemacht. So hat man die Zwischenklasse bei Turkish Airlines mehr oder weniger nur buchen können, wenn man sehr explizit danach gesucht hat.

Die meisten online Suchmasken kannten zu dieser Zeit die Premium Economy Class noch nicht als eigene Klasse und zeigten die Comfort Class teilweise sogar als Economy Class an. Als dann sehr teure Economy Class wohlgemerkt, denn das Produkt war natürlich etwas teuer als ein normales Economy Class Ticket.

Auch nach Upgrade-Angeboten am Flughafen musste man sehr explizit fragen. Diese gab es wohl eine ganze Zeit lang immer und galten als Geheimtipp unter Vielfliegern. Wirklich bemüht der breiten Masse das Produkt näher zu bringen, war man allerdings kaum.

Zu wenige Strecken mit Turkish Airlines Premium Economy Class

Turkish Airlines hat die Comfort Class nur auf den Boeing 777-300er angeboten und hier sogar noch nicht einmal auf allen Flugzeugen, denn man hatte eine ganze Zeit lang auch die von Jet Airways geleasten Boeing 777-300er in der Flotte, welche keine Comfort Class hatten.

Hierdurch ist man leider nur auf sehr wenigen Flügen in den Genuss der neuen Klasse gekommen und auch wenn man das Produkt einmal auf allen Langstrecken einführen wollte, hat man wohl nie eine Flugzeug aus der Bestandsflotte umgebaut.

Teils sehr lange Anschlussflüge in der Economy Class

Die geringe Verbreitung der Premium Economy Class in der Flotte von Turkish Airlines war auch ein großes Problem im Marketing für die Airline. In den seltensten Fällen ist ein Passagier die gesamte Reise in der Comfort Class geflogen und gerade die begehrten Passagiere aus Europa nach Asien mussten teils über vier Stunden Zubringer in der Economy Class in Kauf nehmen, was als wenig komfortabel wahrgenommen wurde.

Noch problematischer wurden Verbindungen von den USA nach Afrika oder gar nach Asien. So gab es Passagiere, welche sich nach einem zehn Stunden Flug aus New York in der Premium Economy Class fürchterlich darüber empört haben, dass sie nun einen acht Stunden Anschluss in der Economy Class nach Südafrika haben.

Hier hätte Turkish Airlines ein Ausrollen des Produktes auf die gesamte Flotte sehr geholfen, oder aber Zubringer in der Business Class. Denn trotz des niedrigen Preises für die Turkish Airlines  Comfort Class haben es viele Passagiere als „Abzocke“ empfunden, die verhältnismäßig langen Anschlüsse in der Economy Class fliegen zu müssen.

Das war die Turkish Airlines Premium Economy | Frankfurtflyer Kommentar

Turkish Airlines war mit ihrer Comfort Class entweder zehn Jahre zu früh oder zehn Jahre zu spät dran, denn wenn man bei den 2010 gelieferten Flugzeugen im Jahr 2000 an die Business Class First Class geschrieben hätte und an die Comfort Class Business Class, hätte man diese Sitze als marktgerecht eingestuft.

Turkish Airlines wollte sich mit der Comfort Class als neuer Premium Carrier zwischen Ost und West positionieren, bei welchem man für wenig Geld viel Service bekommt.

Leider ist die Rechnung nicht aufgegangen und Turkish Airlines musste die Comfort Class als Misserfolg abschreiben. Gerade für Passagiere ist dies sehr schade, denn wie gerne würde ich Euch heute noch den Tipp geben können: „Fragt am Check-In nach einem Upgrade in die Premium Economy Class“.

Der Schock in Istanbul soll bei dieser Erfahrung übriges immer noch tief sitzen und hierzu passt, dass man auch die neuen Boeing 787 und Airbus A350-900 nur mit Business Class und Economy Class ausgestattet hat.

Aktuell gibt es bei Turkish Airlines wohl keine Pläne eine Premium Economy Class wieder einzuführen, allerdings halte ich es für durchaus denkbar, dass wir bei dem schnell wachsenden Markt in dieser Klasse und damit auch der steigenden Nachfrage doch irgendwann wieder eine Premium Economy Class bei Turkish Airlines sehen werden.

16 Kommentare

  1. Premium Ekonomy braucht keiner Besser billige Buissnes mit Ekonomy Service.In den Neunzigern hatte Garuda Indonesiea eine solche Supertouristen Klasse.Füe mich ist nur das Flatbett wünschenswert auf Flügen üder 10 Stunden.

  2. Ich bin 2013 TXL-IST-HKG und zurück geflogen. Auslastung gering. Aber der Platz und das Essen waren für den Preis (unter 900€) gigantisch. Beinfreiheit so wie es der Name sagt: mit ausgestreckten Beinen erreichte man den Vordersitz nicht. Heute hat die Konkurrenz gerade mal 15cm mehr als Eco. Ich hatte extra danach gesucht und direkt buchen ging leider nur bei TK selber. Gutes Resume hier.

  3. Solange der neue Flughafen in Istanbul noch nicht richtig funktioniert und chaos beim borden ist darum die Verspätungen Personal ist unfähig und unfreundlich in Istanbul. Rollstuhl Service klappt mässig
    Maschinen auf Langstrecken zu klein Essen war recht gut.Angestellte haben sich lauthals gestritten fast geprügelt. Was soll ich dann mit Premium Eco.Dann lieber mehr bezahlen und eine andere Airline wählen.
    Dann bin ich sicher das der Flieger abhebt.Soviel zi Türkisch Airlines via Istanbul

    • Ich habecdas Gefühl das du ein Feind der Gesellschaft bist, weil du nicht ab kannst das turkısh airlines so erfolgreich ist . So ein dummes kommentar kannst du wo anders los werden zum bespiel bei dir zu hause. Du kannst es nicht ab das istanbul so ein architectonisch so ein ein super modernen flughafen gebaut hat . Das personal wäre unfähig . Spinnst du oder was da arbeiten doch nicht hans und franz leute wie auf dem flughafen Berlin. Hochachtungsvoll

      • Super modernes Design, dafuer extrem lange Wege zum Umsteigeflug, keine Bahn um das ganze bequemer zu machen. Sehr viele Fluege sind stark verspaetet, Teile des Flughafens noch nicht fertig, U-Bahn faehrt noch nicht und vieles mehr…
        Ich wette die Bauqualitaet ist so schlecht, dass der Flughafen in 5 Jahren aussieht als waere er schon 25 Jahre abgenutzt worden.

    • Dies ist nicht nachvollziehbar! Ich fliege regelmäßig mit TK-A auch nach Istanbul. Die geschilderten Punkte habe ich noch nicht erlebt. Wahrscheinlich haben sie IST und TK-A mit was anderem verwechselt? Aber selbst da tue ich mir schwer diese Anschuldigungen einer anderen Airline oder Flughafen zuzumuten. Denn das kann sich niemend mehr erlauben Oder steckt hier in ihrem Kommentar was anderes dahinter? Falls ja verlassen sie diesen Kommentar bereich! Der ist Niveau voll!!

    • Hat noch immer alles bestens geklappt am neuen IST. Und zwar von allem Anfang an. Seitdem an die 20 x über IST geflogen. Mittlerweile hat TK auch wieder das beste Economy Produkt sogar auf der Kurzstrecke. Die Airline möchte ich gerne sehen/fliegen, die auf einem 2 Stunden Flug ein hochwertiges, schmackhaftes warmes Essen serviert, das im Preis inkludiert ist. Aber darum geht es hier gar nicht- sondern um das beste Premium Economy Produkt, das je am Markt war, die Comfort Class der TK. Dem kann man nur nachweinen.

  4. Lieber Christoph,
    dank Dir für die Erinnerung an die Premium Eco der Turkish Airlines. Auch ich fand sie richtig gut und bin mehrmals in ihr nach Asien geflogen. Es war wirklich schade, als sie abgeschafft wurde. Durch die Comfort Class wurde ich auch Punktesammler bei Miles and Smiles und für mich ist dies das deutlich bessere Punkteprogramm als beispielsweise Miles and More. Was die Freundlichkeit am Istanbuler Flughafen betrifft (besonders am Business-Schalter) – da ist sicherlich noch Luft nach oben. Passt auch so gar nicht in mein sonstiges Türkei-Bild, wo ich die Menschen meist als sehr freundlich erlebe.

  5. Ich hoffe der Markt zeigt TK, dass eine Wiedereinführung sinnvoll ist und sich lohnt, denn wenn der Service wie bei der Y über dem üblichen Standard liegt, sollte TK die Y+ doch lohnend betreiben können. Bei meinen Flügen mit TK Y hatte ich einen guten Eindruck, auch vom neuen Airport IST.

  6. Ich bin am 23.12.2015 von TXL über Istanbul nach EZE geflogen. Auf TK 15 wurde eine Comfort Class angeboten, die sich deutlich zu den heutigen Produkten unterscheidet. Ich hatte in der ersten Reihe dieser Klasse ca. 140 cm Beinfreiheit sowie einen extra breiten Sitz. Die Klasse hatte anders als bei Lufthansa einen eigenen Kabinenservice, sprich ein Attendant hatte weniger Fluggäste zu betreuen. Somit hatte ich einen Business Class Service erlebt, zumal die Kabine nur zu einem Drittel gefüllt war. Das Essen wurde eher wie in der Business Class präsntiert, war sehr reichhaltig, entsprach aber produktmäßig betrachtet, dem der Eco. Die Getränkeauswahl entsprach dem der Eco, aber die Flight Attendants waren stets zur Stelle! Extrawünsche, z.B. Cognac wurden erfüllt und aus der Business Class gereicht. TK hat einen super Service zum Niedrigpreis geboten. Es gibt keine Airline mehr, bei der ich so etwas heute noch antreffen würde. Für einen 17 stündigen Flug von IST nach EZE war es einzigartig für mich, nicht in dr ECO fliegen zu müssen. Übrigens bietet TK heute noch eine 3 3 3 Eco Bestuhlung in seinen 777-300 ER Boeings an. Das gibt es bei keiner anderen Airline mehr. Die Business ist eine echte Business Class mit breiten Sitzen in der gesamten Länge und keine Heringbone Business, wie sie üblicherweise angeboten wird.

      • Hallo Klaus! Ich bin seit 4 Jahren nicht mehr mit TK geflogen! Ich erinnere mich an den Service , insbesondere von Berlin nach Istanbul. Ein warmes Essen, Haselnüsse und Getränke Auswahl inklusive. Ich habe meinen Lebensmittelpunkt nach Lateinamerika verlegt. Coronabedingt bieten auch Legency Carrier in der Eco und auf Inlandsflügen keinen Service mehr an.

      • TK auch teils, bin die Tage mit der B77W TC-JJM geflogen und es waren nur neun Sitze je Reihe in 3-3-3 in der Eco. Während die Businessclass die üblichen Kurzstreckensitze in 2-3-2 Anordnung waren.

    • Ich denke, dass die TK u.a. auch deshalb keine Premium Eco anbietet, da sie eine i.Vgl. zum Wettbewerb bereits sehr gute Eco anbietet und zumindest beim Kabinenprodukt der Business nicht mehr up to date ist. Teilweise macht man dieses Manko mit einem exzellenten Service und phantastischem Catering wett, aber eben nur teilweise. Und genau dort liegt mMn. das Problem: klassische Eco Reisende dürften mit dem aktuellen Produkt zufrieden sein und so besteht das Risiko, das C Geschäft zu kanibalisieren.

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