Keine Lufthansa Insolvenz | Großaktionär Thiele stimmt für Rettungspaket

Foto: Lufthansa

Kurz vor der Hauptversammlung der Lufthansa stehen die Zeichen für Europas größte Airline auf Rettung. Zünglein an der Waage war bisher Großaktionär Heinz Hermann Thiele. Mit seinen 15,5% Anteil am Lufthansa-Konzern drohte eine Zustimmung zum Rettungspaket der deutschen Regierung zu scheitern. Doch nun erfuhr die FAZ von Thiele selbst, dass er Lufthansa nicht in die Insolvenz schicken werde.

Erst zogen sich die Verhandlungen zwischen Lufthansa und der Bundesregierung gefühlt Ewigkeiten hin, dann kam plötzlich neue Dynamik ins Spiel. Lufthansa und Bundesregierung waren sich einig. Und auch die EU hatte Ihre Zustimmung unter Auflagen erteilt. Dann erhöhte plötzlich der Großaktionär Heinz Hermann Thiele seinen Anteil auf 15,5% am Konzern. Öffentlich kritisierte er die Konditionen des Rettungspaketes. Als dann vergangene Woche klar war, dass das Interesse der Lufthansa-Aktionäre an der Hauptversammlung so gering ist, dass es ohne eine Zustimmung von Thiele nicht zur Umsetzung des Rettungspakets käme, stieg die Gefahr einer Insolvenz drastisch an. Lufthansa-CEO Carsten Spohr richtete sich daraufhin in einem emotionalen Brief an die Mitarbeiter. Und auch nach einem Treffen zwischen Spohr, Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD), Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) und eben Thiele am Montag (22. Juni 2020) kam kaum neue Bewegung in den Prozess.

Lufthansa CEO Carsten Spohr bereitete das Unternehmen auf den schlimmsten Fall vor. Foto: Lufthansa

Großaktionär Thiele stimmt für Rettungspaket | Keine Insolvenz

Obwohl Thiele, der unter anderem Mehrheitseigner bei Knorr Bremse und Vossloh ist, weiterhin unzufrieden mit den Bedingungen des staatlichen Rettungspakets ist, stimmt er gegen eine Insolvenz der Lufthansa. „Es gibt nach wie vor unterschiedliche Positionen mit den Regierungsvertretern“, äußert sich Thiele gegenüber der FAZ. Da er als Großaktionär zukünftig mit seiner Investition im Risiko stünde, wolle er größeren Einfluss auf das Geschäft der deutschen Airline nehmen.

Großaktionär Thiele stimmt für Rettungspaket | Zustimmung Formsache

Mit dieser Entscheidung ist die Zustimmung zum Rettungspaket auf der Hauptversammlung am Donnerstag, 25. Juni 2020 Formsache. Laut einem Bericht der FAZ werden nämlich auch die Deka Fondsgesellschaft und Union Investment mit Ihren Anteilen zustimmen. Bei Union Investment bewertet man die Staatshilfe ebenfalls besser als eine Insolvenz.

Richtig zufrieden scheinen die Ankeraktionäre jedoch alle nicht mit den Konditionen des Rettungspaketes. Insbesondere wird der niedrige Ausgabepreis von 2,56 Euro je Aktie kritisiert. Obwohl es dabei nur um eine verhältnismäßig geringe Summe von 300 Millionen Euro ginge, werde dadurch die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens eingeschränkt.

Weiterhin offen ist eine Zustimmung der Gewerkschaften zu den geplanten Maßnahmen zu Stellen-Einsparungen.  Eigentlich wollte Lufthansa hier vor der Hauptversammlung Einigungen erzielen. Doch während die für das Bodenpersonal zuständige Gewerkschaft Verdi weitere Gespräche direkt erst nach der Hauptversammlung terminiert hat, ziehen sich die Gespräche mit den Gewerkschaften Cockpit und Ufo auch so noch ohne Endergebnis hin.

Großaktionär Thiele stimmt für Rettungspaket | Frankfurtflyer Kommentar

Christoph hatte vor kurzem in seinem Artikel darüber geschrieben, ob einige Aktionäre auf eine Insolvenz der Lufthansa spekulieren. Was Großaktionär Thiele angeht, haben wir zumindest jetzt die Antwort, dass es bei ihm nicht der Fall ist.

In Summe scheint hier viel heiße Luft drin gewesen zu sein. Das Machtspiel einer Person, die sich gerne in der Öffentlichkeit sieht. Denn faktisch hat sich an der Lage seit dem Aufstocken seines Aktienpakets nicht wirklich etwas getan.

Die Zustimmung zum staatlichen Rettungspaket ist damit nur noch reine Formsache. Eine tolle Nachricht für die Lufthanseaten, mit denen wir hier seit Wochen mitfiebern.

7 Kommentare

  1. Schade, ich hatte schon gedacht das endlich mal jemand Maechtiges die Eier hat der Regierung ihre Minderleistung aufzuzeigen und zusaetzlich die Lufthansa dauerhaft zukunftsfaehig aufzustellen.

      • Auf die Strasse stellen nicht unbedingt (obwohl wenn die Nachfrage dauerhaft einbricht man auch da nicht drum herum kaeme), sondern eher zeitgemaesse, konkurrenzfaehige Tarifvertraege.
        So koennten z.B. neue Langstrecken wie z.B. nach Santiago de Chile ermoeglicht werden, wenn die Flugbegleiter ihre Blockadehaltung aufgeben wuerden.

        Das Chaos mit zig AOCs und dem Vielfliegerschreck Eurowings verursacht auch enorme Verwaltungskosten, die man ganz einfach sparen koennte wenn die alten VC-Kerntarifpiloten von ihrem hohen Ross runterkommen wuerden und einem vernuenftigen Tarifvertrag zustimmen wuerden. Nebenbei wuerden davon auch die Nachwuspiloten profitieren.

        Und solche Geschichten, dass sich die Crews herausnehmen Toiletten im Flieger fuer Premium-Gaeste eigenstaendig zu sperren und damit ihrem CEO auf der Nase herumtanzen koennte man auch tarifvertraglich verhindern.
        Steigert die Kundenzufriedenheit ungemein und sorgt damit auch dafuer dass wieder mehr Geld in die Kassen kommt.

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