Qantas Projekt Sunrise steht kurz vor der Genehmigung | 20 Stunden Flüge ab 2023 trotz Gegenwind

Ein Qantas Airbus A350-1000. Foto: Qantaas

Ultra Langstrecken werden mit den neuen hocheffizienten Flugzeugen wie der Boeing 787 und dem Airbus A350 nun endlich wirtschaftlich und ermöglichen es uns, auch sehr weit entfernte Städtepaare mit einem non stop Flug zu verbinden und so die Reisezeit drastisch zu reduzieren. Aktuell hält Singapore Airlines mit dem Flug von Singapur nach Newark noch den Weltrekord für den längsten Linienflug der Welt, allerdings will besonderes Qantas diesen Titel möglichst schnell für sich beanspruchen.

Für Qantas sind Ultra Langstrecken schon seit Jahrzehnten ein riesiges Thema, denn keine andere Airline benötigt sie eigentlich so dringend wie die Australier. Die wichtigsten Handelspartner der Australier sind traditionell Europa (besonders UK) und auch die USA. Während man seit gut 15 Jahren wenigstens die US- Westküste mit etwa 15 Stunden Flügen ab den Wirtschaftszentren in Sydney, Melbourne und Brisbane wirtschaftlich erreichen kann, waren besonders die Flüge nach Europa ein riesiges Problem.

Nicht nur dass das passende Fluggerät für non stop Verbindungen nicht verfügbar war, es war auch unklar, ob Passagiere bereit sind für eine direkte Verbindung von Europa nach Australien einen Aufpreis zu zahlen. Inzwischen ist aber klar, dass man entsprechende Flugzeuge für Ultra Langstrecken bauen kann und auch die Nachfrage für die Flüge des „Projekt Sunrise“ gibt es ganz eindeutig, wie man mit dem Test auf der Strecke zwischen Perth und London deutlich sehen kann.

Der tägliche non stop Flug von Perth nach London ist mit teilweise fast 18 Stunden Flugzeit extrem lang und dennoch wird er gerade in der Business Class sehr gerne gebucht und das trotz der deutlich höheren Preise, als bei einer Umsteigeverbindung. Die Auslastung liegt hier bei Qantas bei 96%, was ein fantastischer Wert ist und die Nachfrage unterstreicht.

Qantas würde gerne schon jetzt mehr Flüge nach Europa fliegen | Frankfurt und Paris auf der Wunschliste

Nachdem der non stop Flug von Perth nach London ein riesiger Erfolg war, versucht Qantas schon seit 2018 auch Ultra Langstrecken von Perth nach Paris und Frankfurt zu starten. Hierfür könnte man auch kurzfristig noch weitere Boeing 787-9 besorgen, allerdings gibt es einen andauernden Streit mit dem Flughafen von Perth, denn dieser will Qantas für die Flüge keine zusätzlichen internationalen Gates im von Qantas genutzten nationalen Terminal einräumen.

Sollten die Ultra Langstrecken ab Perth allerdings zwingend im Internationalen Terminal abgefertigt werden müssen, werden diese Flüge für Umsteigepassagiere beliebig uninteressant, da eine Bodenzeit von über zwei Stunden nötig wird.

Schon 2017 hat Qantas allerdings verkündet, dass man gerne wieder nach Paris und auch Frankfurt zurück kommen würde, denn beides ist ein durchaus großer Markt und mit den Ultra Langstrecken würden sich die Rahmenbedingungen für Qantas deutlich ändern.

Man hat sich vor fast zehn Jahren aus Frankfurt verabschiedet, da der Flug über Singapore mit einer Boeing 747-400 nicht wirtschaftlich genug war. Eine non stop Verbindung mit einer 787-9 hätte hier eine andere Bewertung.

In Paris bestünde inzwischen der Vorteil, dass man auch einen täglichen Slot bekommen würde, was die Strecke für Business Traveller interessant macht, denn als man sich aus Paris verabschiedet hat (auch mit einem Flug über Singapur), standen Qantas nur drei wöchentliche Slots zur Verfügung.

Nachdem sich mit dem Flughafen Perth keine Einigung abzeichnet, ist man bei Qantas nun entschlossen, mit den Projekt Sunrise Flügen ab Sydney oder Melbourne auch nach Frankfurt und Paris zu fliegen. Zusätzlich stünde Kapstadt und Rio de Janeiro auf der Wunschliste. Als sicher gesetzt galt nur London und New York, wobei Qantas mindestens 12 Airbus A350-1000 ULR bestellen will und hiermit eine ganze Reihe von Ultra Langstrecken bedienen könnte.

Auch Frankfurt soll als Project Sunrise Ziel aufgenommen werden.

Genehmigung steht kurz bevor, aber es droht Streit mit den Piloten

Qantas hat eine Reihe von Testflügen durchgeführt, darunter auch Flüge mit einer Boeing 787-9 von New York nach Sydney und von London Heathrow nach Sydney. Hierfür hat man die Auslieferungsflüge von neuen Boeing 787-9 verwendet und die Auswirkung auf die Piloten, Flugbegleiter und auch auf die Passagiere (geladene Gäste) untersucht. Die Ergebnisse werden von den Behörden benötigt, um die Ultra Langstrecken zu genehmigen, denn hierbei werden die maximalen Dienstzeiten überschritten und man muss mit extra Crewmembern und entsprechenden Pausenzeiten fliegen.

Momentan sieht es so aus, als würde Qantas in den kommenden Wochen die Genehmigungen von den Behörden für die Ultra Langstrecken erhalten, was auch nötig ist, denn bis Ende März muss Qantas die Bestellungen der Airbus A350-1000ULR rückbestätigten, um diese rechtzeitig zu erhalten.

Mit den ersten Linienflügen zwischen Sydney und New York oder Sydney und London wird dann ab Anfang 2023 gerechnet.

Ein großes Problem für Qantas stellen aktuell allerdings die Pilotengewerkschaften dar, denn Ultra Langstrecken wie die des Project Sunrise werden von den aktuellen Tarifverträgen nicht abgedeckt, sodass diese neu verhandelt werden müssen. Die Piloten Gewerkschaft versucht offensichtlich diese Chance zu nutzen um die Tarifverträge nachzuverhandeln und für alle Piloten deutlich höhere Gehälter zu fordern.

Qantas möchte verständlicherweise nicht für tausende Piloten höhere Gehälter zahlen, damit einige wenige die Ultra Langstrecken fliegen dürfen. Daher hat man nun eine offene Drohung gegen die Gewerkschaften ausgesprochen und würde zur Not mit den Piloten für das Projekt Sunrise individuelle Verträge, abseits der Tarifverträge aushandeln.

Qantas will für die Superlangstrecken die First- und Business Class neu definieren

Qantas will ihre Superlangstrecken voraussichtlich mit allen vier Klassen ausstatten, also auch mit einer First Class. Besonders die Ankündigung einer First Class kam für einige Beobachter überraschend, da Airlines wie z.B. Singapore Airlines auf der Ultralangstrecke zwischen New York und Singapore auf die First Class verzichten.

Qantas sieht hier allerdings einen Markt für extrem zahlungskräftige Kunden, welche bereit sind auch in der First Class für vier Stunden Zeitersparnis einiges an Aufpreis zu bezahlen. Bei den angestrebten Zielen wie New York und London ist dies auch nicht abwegig.

Mit der First Class auf diesen Strecken will man noch einmal ein deutlich aufgewertetes Produkt bieten. Aktuell bietet Qantas nur noch im Airbus A380 eine First Class an, welche ab diesem Jahr noch einmal modernisiert wird.

Für die Superlangstrecken solle es ein komplett neues First Class Produkt geben, welches mit den aktuellen top Produkten mindestens auf Augenhöhe stehen soll oder diese sogar übertrumpfen wird. So schaut man direkt Richtung Singapore Airlines, mit ihren neuen First Class Suiten im Airbus A380, welche enorm viel Platz pro Passagier bieten.

Auch die neue „Game Changer First Class von Emirates“, kann schon einmal einen Eindruck bieten, was man von der neuen Qantas First Class erwarten darf. Hier wird man sicher einen sehr großen Sitz bieten und bei 20 Stunden Flug und Flugpreisen bis zu 30.000 Euro pro Hin- und Rückflug kann man hier dann auch einiges erwarten.

Besonders spannend wird es allerdings in der Business Class werden. Hier hat Qantas gerade die sehr gute neue Business Class mit der Boeing 787-9 eingeführt. Allerdings will man auch für die Ultralangstecken an einem neuen Konzept arbeiten.

Hier fallen sehr schnell die QSuites von Qatar Airways ein. Da man auf 20 Stunden Flugzeit vermutlich auch mindestens eine sehr lange Schlafphase haben wird und auch unter Umständen an vertraulichen Dokumenten arbeiten wird, macht auch in der Business Class eine Suite durchaus Sinn.

Besonders in Passagierumfragen gibt es wohl kaum einen Sitz, welcher bei den Passagieren so gut ankommt, wie die Qatar Airways QSuite.

Verbaut Qantas wirklich eine Economy Class auf einem 20 Stunden Flug?

Momentan spricht Qantas noch von vier Klassen auf den neuen Superlangstrecken. Ob man allerdings wirklich eine Economy Class verbauen wird, darf angezweifelt werden. Zumindest so wie Economy Class Sitze auf der Langstrecke heute aussehen, ist eine Reise von 20 Stunden auf diesen Sitzen sicher eine Tortur.

Dass man eine Premium Economy Class anbieten wird ist mehr als sicher, denn diese recht neue Klasse bekommt sehr viel Zuspruch, auch wenn Singapore Airlines auf den Flügen zwischen Singapur und New York Probleme hat, ihre recht große Premium Economy Class zu füllen.

Qantas will zusätzlichen Raum im Frachtraum für die Passagiere nutzen

Auf den Superlangstreckenflügen von über 20 Stunden wird man vermutlich nur sehr wenig Fracht transportieren können. So werden die Flugzeuge vermutlich starke Restriktionen haben, was die mögliche Zuladung angeht und kaum ein Frachtkunde wird bereit sein, für einen vier Stunden kürzeren Tarnsport deutlich mehr Geld zu bezahlen.

Den hierdurch entstehenden freien Raum im Frachtraum will Qantas nun am liebsten für die Passagiere nutzen. Hier könnte man z.B. Betten installieren, welche die Passagiere der Economy Class und Premium Economy Class gegen eine Zuzahlung nutzen könnten. Vermutlich werden diese Betten dann allerdings mehrfach belegt, sprich man würde in Schichten schlafen.

Hierdurch würde ein 20 Stunden Flug in der Economy Class sicher deutlich erträglicher.

Allerdings will man auch Bordküchen, Toiletten und Aufenthaltsbereiche für die Passagiere in das Unterdeck verlagern um in der Passagierkabine mehr Platz für Sitze schaffen zu können.

Qantas Projekt Sunrise steht kurz vor der Genehmigung | Frankfurtflyer Kommentar

In den kommenden Wochen werden einige Weichen für das Projekt Sunrise gestellt und es wird sich entscheiden, wie und ob diese Ultra Langstrecken wirklich schon in weniger als drei Jahren starten werden. Qantas selbst ist fest entschlossen, die Flüge so bald es geht zu starten, denn kaum eine andere Airline auf der Welt würde so massiv von solchen Ultra Langstrecken profitieren, wie Qantas.

Ich für meinen Teil bin extrem gespannt, was man hier in den kommenden Wochen ankündigen wird. So wird man zum Beispiel die Bestellung der Airbus A350-1000 finassieren und auch die Daten des Flugzeuges werden dann wohl veröffentlicht.

Spannend bleibt auch, wie die neuen Kabinen bei Qantas aussehen werden! Ich für meinen Teil freue mich aber schon jetzt auf diese Flüge und hoffe, dass ich sie dann auch kurz nach dem Start nutzen kann, denn ein non stop Flug nach Australien hat durchaus etwas sehr Anziehendes auf mich.

1 Kommentar

  1. Warum müssen die Flüge teurer sein?Es fallen die Gebühren und der Kraftstoffverbrauch bei Zwischenstopp an.Bei 4 Klassen gibt es auch Ekonomy. Bei Singapur Airlines gibt es nur Premium Ekonomy und höher Klasse. Wenn der Flug teurer ist dann bitte mit Zwischenstopp und nicht so lange im Flugzeug.

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