Swiss verbannt Schokolade von Bord

Vielflieger der Swiss kennen und schätzen die süsse Aufmerksamkeit. So werden kleine rote Schokoladentäfelchen an alle Passagiere verteilt. Diese kommen gut an und daran wird die Gesellschaft auch nichts ändern. Fluggäste der Premiumklassen kommen allerdings in den Genuss einer exklusiveren Verführung. Dort werden ganze Pralinenboxen des schweizer Chocolatiers Läderach als Zeichen der Wertschätzung überreicht. Doch damit ist bald Schluss.

Swiss verbannt Schokolade von Bord | Negative Berichterstattung über Läderach

Zehn Jahre lange hielt die Zusammenarbeit der beiden Marken aus der Schweiz. Diese wurde jedoch schon im November 2019 beendet, bald verschwindet Läderach Schokolade ganz von Bord der Airline. Vorangegangen waren Äusserungen des Firmenchefs Johannes Läderach im Bezug auf Minderheiten. Schlagzeilen wie „Der Schoggi-König kämpft gegen Abtreibung und Homosexuelle“ waren die Folge.

Läderach dementierte zwar frauenfeindlich und homophob zu sein, wiederholte aber immer wieder seine Stellung zu Abtreibung und der Ehe für alle. Johannes Läderach ist Mitglied der Gruppe „Christianity for today“, dessen Vater Jürg Läderach ist Präsident der Vereinigung. Diese lehnt gleichgeschlechtliche Partnerschaften ab und organisiert Demonstrationen gegen Abtreibungen.

Es kam sogar zu Vandalismus an sieben Läderach-Filialen, Boykottaufrufen und vereinzelten Verunglimpfungen von Mitarbeitern der Confiserie. Die Berichterstattung wurde von einem Firmensprecher als „unsachlich“ bezeichnet, man habe auch nur „ein paar wenige“ Kunden verunsichert.

Swiss verbannt Schokolade von Bord | Folgen

Swiss reagierte etwas zurückhaltender, eine Pressesprecherin äusserte sich:

Grundsätzlich sind für die Auswahl eines Lieferanten die Qualität, verschiedene wirtschaftliche Aspekte sowie der Markenfit ausschlaggebend

Sie bestätigte dass es Reaktionen von Kunden und Mitarbeitern der Airline gibt. Daraufhin wurde die Partnerschaft beendet, ab April verschwindet das Produkt dann auch von Bord. Auf Schokolade wird jedoch nicht ganz verzichtet, die kleinen roten Tafeln der Marke Frey bleiben in Lounges und an Bord erhalten. Eine Kooperation mit einem der zahlreichen Schokoladenherstellern in der Schweiz ist für die Zukunft denkbar.

Swiss verbannt Schokolade von Bord | Frankfurtflyer Kommentar

Im Idealfall profitieren beide Seiten einer Partnerschaft. So war das bisher auch bei Swiss und Läderach, beides beliebte Marken aus der Schweiz. Doch die Schlagzeilen und Reaktionen der Kunden und Mitarbeiter waren dem Premium-Carrier jetzt zu viel. Swiss kann diese Äusserungen nicht ignorieren und hat die Zusammenarbeit beendet.

Die schwul-lesbische Community in der Schweiz reagiert mit Protest Läderach gegenüber. Jeder Einkauf bei dem Unternehmen sei eine indirekte Unterstützung der Vereinigung „Christianity for today“ hört man von den LGBT-Aktivisten. Eine private Meinung dürfen die Herren natürlich haben, sobald diese öffentlich wird muss man jedoch mit Protest und Kritik rechnen.

Oder eben mit dem Ende der Partnerschaft wie die zu Swiss. Die Airline handelt damit auch ganz im Sinne der eigenen Angestellten. Frauen, Schwule und Lesben sind dort überproportional vertreten und begrüßen den Schritt ihres Arbeitgebers.

20 Kommentare

  1. Da die Schokolade ja nur in den Premiumklassen verteilt wird, trifft dies Läderach sicherlich nicht sehr hart, ist eher ein Prestigeverlust.
    So wechselt Swiss halt zu den Lindor-Kugeln von Lindt & Sprüngli….oder zu den Lindt Kirsch-Stängeli .

    • Das „kauft nicht bei…“ und das Demolieren von Geschäften ist scheinbar in Europa doch nicht abgeschafft.
      Anstatt mit Argumenten streitend für oder gegen Genderrechte einzutreten nimmt man ggf. die sozialen Nachteile für die Firmenmitarbeiter, die sicherlich in ihren Meinungen nicht einheitlich mit der Auffassung der Chefs übereinstimmen, als „Kollateralschaden“ in Kauf.

      • Haben Sie gerade ernsthaft den Beginn der von Seiten des Staates organisierten Jugenverfolgung in den 30er Jahren mit dem Ende dieser freiwilligen, geschäftlichen Partnerschaft verglichen?

        • Was Herr Doktor Schaffrath vermutlich auszudrücken vermag ist, dass unsere moderne Gesellschaft die hochgelobte Toleranz nur einfordert wenn es den eigenen Interessen dienlich ist. Sobald jemand mit einer kontroversen Meinung auftritt wird der Dialog beendet und zu „anderen Mitteln“ gegriffen. Und an der Stelle war man vor einigen Jahrzehnten schon einmal.
          Läderach sen. und jun. sind christlich-konservativ ausgerichtet, auch wenn ich einige Ansichten weder teilen noch nachvollziehen kann sollte man es als Grundlage eines Dialogs sehen. Ich glaube auch, dass Teile ihrer Äußerungen in der Presse isoliert dargestellt wurden, weil es mehr Resonanz hervorruft, und andere Aspekte bewusst herausgelassen wurden.
          Ich persönlich habe deren Schokolade das erste Mal vor zwei Wochen probiert und bin begeistert… mit Lindt, so gut sie auch sein mag, weniger zu vergleichen.

          • genau, da bin ich bei dir – so oft hört man in den sozialen Medien: wenn mir einer blöd kommt, dann blocke ich den. Habe ich selbst schon erlebt bei so eine Schauspielerin, die sich für super tolerant hält und in Kanada und München lebt, aber sobald du was diskutieren willst, einfach blockt!

            Ich bin mir aber nicht sicher, ob Swiss hier „blockt“ oder mehr einfach Schaden abwenden will, wenn die Diskussion von irgendwelchen Inlfuencern in die eine oder andere Richtung gelenkt wurde. z.B. guckt her Swiss arbeitet mit Leuten zusammen, die diese oder solche Ansichten haben.

            Analog zum „Umweltsau“ Skandal sollte man hier einfach mal die Füße still halten und sich nicht immer gleich beeinflussen lassen!

      • So wie Du (wieso „SIE“?) argumentiert die rechte Fraktion, wenn sie ihre angebliche Meinungsfreiheit eingeschränkt sieht. Also bitte mit offenen Karten spielen Doktor Hans-Günter!!

        Ich bin auch der Meinung, das jeder seine Meinung haben darf und die auch offen kund tun sollte, ohne dass was passiert.

        Die Zusammenarbeit einer weltoffenen Swiss International Airlines die sich klar zu Diversität bekennt (bekennen muss)mit einer Schokoladen Fabrik, dessen Eigentümerfamilie offensichtlich in ultrakonservativen religiösen Zirkeln zu Gange sind, ist für Swiss absolut schädlich. Deshalb kann man diese Zusammenarbeit ohne Diskussionen beenden.

        Da helfen auch keine dummen Sprüche der Rechtsnationalen (oder in der Schweiz SVP) mehr!

        • Wenn man von der TAZ noch nicht ganz gehirnamputiert worden ist, kann man erkennen, dass sich mein Kommentar ÜBERHAUPT NICHT auf die SWISS bezog, sondern auf die Dumpfbacken, die meinen, dass man mit allen Mitteln gegen Erzkonservative vorgehen darf.
          Und das dieses heute möglich ist, DAS IST BEDENKLICH!
          Grüße aus dem linksliberalen Lager!!!
          Und die Betreiber des Blogs unter der Gürtellinie in eine Ecke zu schieben, ist erb…..

  2. Ich denke, man sollte in einer offenen Gesellschaft jedem seine Meinung lassen. Wenn Swiss meint, die Partnerschaft zwischen einem Unternehmen, desse ultrakonservative Eigentümer nicht in die Philiosphie des Kunden (=Swiss) passen, sollte man sich trennen. Nichts weltbewegendes, eigentlich.

    die Betreiber dieses blogs scheine bei der Bildzeitung in die Lehre gegangen zu sein?

  3. Sorry Dr. Hans Günter, die Headline ist absolut populistisch! Jeder denkt an die roten Täfelchen, aber es ist was anderes, völlig belanglos. Unternehmerische Entscheidung – Begründung oben!

    Korrekte Headline wäre gewese: swiss verbannt Läderach Schokolade von bord.. nur hätte das keinen Traffic erzeugt. Schade: Frankfurtflyer!

    • Ja, kann man so sehen.
      Ich habe Bauchschmerzen dabei:
      Wenn die „Begründung“ nicht dabei gewesen wäre, hätte es kein Geschmäckle und die Reaktionen verursacht.
      Die Reaktion der SWISS scheint aber durch Dritte und nicht durch eine Beurteilung SWISS ursächlich initiiert.
      Viele meiner Freunde haben eine völlig andere Lebensauffassung wie die Eigentümer der Schokoladenfirma. Es sind Schwule/ Lesben.
      Sie – und ich kenne sie seit Jahren und teilweise Jahrzehnten würden sich dagegen verwahren, wenn eine Airline aufgrund der Aktionen Dritter eine Geschäftsbeziehung (aus populistischen, grins*) Gründen abbricht nur weil die Eigentümer schwul oder lesbisch, oder Atheisten oder geschieden sind.
      Man stelle sich den Shitstorm hier vor
      Aber genau diese meine Freunde verteidigen das Recht dieser konservativen Auffassungen anderer – im besten Sinne von Voltaire.
      Nicht nur deshalb, aber besonders deshalb sind sie vielleicht auch meine beständigen Freunde:-)), die unter „Beschuss“ nie einknicken!

  4. verstehe, das ist so wie die Skandinavier, die sich tot lachen über Frauenparkplätze, nicht weil sie es nicht verstehen (Sicherheit im Parkhaus), sondern eher deswegen, weil es einfach keinen Unterschied in Skandinavien gibt zwischen Frauen und Männern.

    Für die Sicherheit sorgt lückenlose CCTV Cameras – finde ich gut!

    • Ich War mal als Austausch-Offizier auf einem norwegischen Marine-Schiff: Ging in die Dusche.
      3 duschende Mädels drin. Wollte mich entschuldigen. Nein ich wäre hier völlig schon richtig: die Mannschaftsdusche wäre auf der anderen Seite:-)))
      In Houston habe ich jetzt Toiletten gesehen mit der Aufschrift:
      !All Gender“.
      Erspart stundenlange Diskussionen und teuren Unbau.
      Das Leben kann auch entspannt sein.

  5. Schon interessant, wie dieser Blogg eine Eigendynamik entwickelt! Ebeginnt mit einem irreführenden Titel und über „Kauft nicht bei….“ und via Frauenparkplätzen in Schweden landet man dann bei den 3 duschenden Mädels auf einem Marineschiff.
    Fehlt bloss noch, dass die Drei danach in der Garderobe eine Schachtel Läderach-Pralinen „verputzten“, womit sich der Kreis zum ursprünglichen Thema wieder schliesst !!

    • Fiel mir auch gerade ein. 🙂
      Ganz interessant, an welchen Nebensächlichkeiten eine große Diskussion entstehen kann.

      Mir fällt da ein Buch ein, das ich einmal vor über 20 Jahren gelesen habe. Da gab es in einer Sitzung der Geschäftsführung einer Firma zwei Diskussionspunkte: eine Investitionsentscheidung über 30 Mio $ und einen kleinen Umbau des Parkplatzes vor der Firmenzentrale für 10 k€. Die 30 Mio $ waren in 5 Minuten durch und dann ging es 3 Stunden um den Parkplatz. Nicht wegen der 10 k$, sondern der Privilegien, wer welchen Platz beanspruchen darf.

  6. Das Problem ist es, heute verkauft man keine Produkte mehr, sondern Gefuehle.
    Wenn es einzig um das Produkt ginge, dann waere die exzellente Laederach-Schokolade ganz klar gesetzt.
    Swiss verkauft aber ein Premium-Reisegefuehl, ausgerichtet an den hippen, trendbewussten Jetsetter und da passt es nicht, wenn man in den linksliberalen Kreisen ploetzlich negativ dargestellt wird.

  7. @Peter: 100% agree! die Story muss stimmen. Das gleich mit diesem völlig übertriebenen Wahn wegen Vermeidung Verpackungsmüll. Hauptsache „wir machen mit“ oder die neueste Masche „ein Kaffee für ‚Bedürftigte‘ „… das kommt garantiert kein Bedürftiger und will nen Kaffee. Es geht rein darum, dem Kunden das „GEFÜHL“ zu geben, mit seinem Kauf, was „gutes“zu tun.

    Ich finde das ziemlich link!

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